Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern. Radziwiłł: 1828 Stefania Radziwiłł
Bald nach ihrer Rückkehr schließt sich Dominik Hieronim der Armee des drei Jahre zuvor von Napoleon errichteten Herzogtums Warschau an. Das Paar lebt fortan in Warschau im Radziwiłł-Palais (heute Präsidentenpalast) in der Krakauer Vorstadt/Krakowskie Przedmieście um die weiteren Ereignisse abzuwarten. Dort entsteht vermutlich das von Franz Xaver Lampi gemalte Porträt von Teofila mit einem ihrer Kinder (Bild unten). Anfang April 1811 wird Dominik Hieronim zum Oberst ernannt und bricht mit dem Gefolge des Oberbefehlshabers der polnischen Truppen, Józef Antoni Poniatowski, nach Paris auf um an den Feierlichkeiten zur Geburt des Sohnes von Kaiser Napoleon teilzunehmen. 1812 konfisziert der russische Zar Alexander I. wegen Dominiks Eintritt bei der gegnerischen Armee alle in seinem Einflussgebiet liegenden radziwillschen Besitzungen. Im Februar 1813 geht Dominik von Warschau aus nach Piotrków, wo sich die polnischen Truppen mit den napoleonischen Verbänden vereinigen und wo er zum letzten Mal seine ihm dorthin nachgereiste Ehefrau sieht. Vom 16. bis 19. Oktober nimmt er an der Völkerschlacht bei Leipzig teil. Am 30./31. Oktober wird er in der Schlacht bei Hanau am Kopf verwundet und stirbt am 11. November 1813 im nordpfälzischen Lauterecken.
Nachdem Dominik Hieronim kein Testament hinterlassen hat und sein vorehelich geborener Sohn Aleksander als nicht erbberechtigt gilt, wendet sich seine Witwe Teofila an Zar Alexander, der die Beschlagnahme der radziwillschen Besitzungen aufhebt, ihr bestimmte Güter zuspricht und ihr und ihrem Sohn eine lebenslange Apanage garantiert. Das Fideikommiss der Familie Radziwiłł übernimmt der elf Jahre ältere Anton Heinrich Radziwill, der die weitere Beschlagnahme durch seine engen Beziehungen zum preußischen Hof abwenden kann, als 12. Majoratsherr/Ordynat von Nieśwież und 11. von Ołyka. Stefania wächst bei ihrer Mutter auf. Diese heiratet 1817 in St. Petersburg den russischen General und Diplomaten Alexander Iwanowitsch Tschernyschow (1785-1857), einen Vertrauten des Zaren, während die neunjährige Stefania auf Weisung des Zaren ins Petersburger Smolny-Institut, eine Bildungsanstalt für adlige Mädchen, gegeben wird. Teofila lässt sich 1820 scheiden, kehrt vier Jahre später nach Warschau zurück und nimmt ihren alten Namen an. Am 10. August 1828 stirbt Teofila Morawska, Fürstin Radziwiłł krankheitsbedingt in Vilnius, wo sie beigesetzt wird. Ihr Geld und ihre beweglichen Güter hat sie zuvor testamentarisch engen Vertrauten und einem vermutlich weiteren unehelichen Sohn vermacht.
Stefania Radziwiłł, die 1826 von ihrer bereits erkrankten Mutter aus dem Smolny-Institut nach Hause geholt worden ist, heiratet 1828 auf Wunsch des Nachfolgers von Zar Alexander, Nikolaus I., Ludwig Adolf Friedrich zu Sayn-Wittgenstein, den ältesten Sohn des russischen Generalfeldmarschalls Ludwig Adolf Peter Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1768-1843) und dessen polnischer Ehefrau, Antonia Cäcilia Gräfin Snarska (1774-1856). Als erster war der Großvater, Christian Ludwig Casimir Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg aus der Linie Ludwigsburg, geboren 1725 in Berleburg und zunächst General der preußischen Armee, von dem aus dem Hause Schleswig-Holstein-Gottorf stammenden Zaren Peter III. (1728-1762) in die russische Armee berufen worden. Sein Sohn Ludwig Adolf Peter wurde im ukrainischen Nischyn/Nieżyn geboren, begann seine militärische Karriere 1781 im Semjonowski-Leibgarderegiment der kaiserlich-russischen Armee, operierte unter anderem 1813 zusammen mit dem preußischen Armeekorps unter Feldmarschall Ludwig von Yorck (später Graf Yorck von Wartenburg) und brachte es 1818 zum Oberbefehlshaber der 2. Armee des russischen Kaiserreichs und Mitglied des Staatsrates. 1834 erhob ihn der preußische König mit Billigung des Zaren in den Stand eines Fürsten von Sayn-Wittgenstein-Berleburg-Ludwigsburg.