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Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Piasten: 1002 Regelinda/Reglindis von Polen

Naumburger Meister: Stifterfiguren Markgraf Hermann von Meißen und Reglindis, um 1250. Sandstein, Dom St. Peter und Paul, Naumburg (Saale)
Naumburger Meister: Stifterfiguren Markgraf Hermann von Meißen und Reglindis, um 1250. Sandstein, Dom St. Peter und Paul, Naumburg (Saale)

Hermann und Reglindis sowie Ekkehard II. und dessen Frau Uta von Ballenstedt werden als Stifter der ersten, frühromanischen Domkirche in Naumburg und durch die ihnen gewidmeten Stifterfiguren im heute existierenden Nachfolgebau aus der Mitte des 13. Jahrhunderts weltbekannt (Titelbild). Das Bildnis der Reglindis wird im Volksmund als die „lächelnde Polin“ bezeichnet (Detailabbildung unten). Von zwölf lebensgroßen Sandsteinfiguren eines namentlich nicht bekannten Bildhauers, des sogenannten Naumburger Meisters, zeigt das Skulpturenpaar an der Nordseite des Westchors Ekkehard II., kenntlich durch die Inschrift ECHARDUS MARCHIO, und dessen Gemahlin Uta. Aufgrund des Zusammenhangs wird das Figurenpaar auf der Südseite als dessen älterer Bruder Hermann mit seiner Frau Reglindis identifiziert. Ein weiterer Beleg dafür ist ein Spendenaufruf von 1249, in dem Bischof Dietrich zur Unterstützung für den Domneubau aufruft und die ersten Stifter der Kirche, nämlich Hermann, Reglindis, Ekkehard und Uta, namentlich nennt. Dieser 1892 von dem deutschen Kunsthistoriker August Schmarsow gefundene Zusammenhang hat im Wesentlichen bis heute Bestand. „Regelindis scheint vergnüglich zu lächeln, ja zu grinsen, und hat so zu dem alten Küstermärchen von der lachenden Braut Veranlassung gegeben“, schreibt Schmarsow. Dabei handele es sich nicht um einen „Anflug von Frivolität im Gotteshause […], sondern um den Ausdruck inniger Teilnahme, verbunden mit freundlicher, gutherziger Sinnesart.“[4] Kommentare zum „Lächeln der Reglindis“ lassen sich bis 1815 zurückverfolgen. Fast jeden Interpreten bis in die Neuzeit hat dieses Lächeln „zu einem Deutungsversuch, zu Kritik oder Zustimmung veranlasst.“[5]

Axel Feuß, Juli 2021

 

Literatur:

Norbert Kersken / Przemysław Wiszewski: Neue Nachbarn in der Mitte Europas: Polen und das Reich im Mittelalter (WBG Deutsch-polnische Geschichte, 1: Mittelalter), Darmstadt 2020

Robert F. Barkowski: Die Piasten und die Anfänge des polnischen Staates, Berlin 2018

Norbert Kersken: Heiratsbeziehungen der Piasten zum römisch-deutschen Reich, in: Fernhändler, Dynasten, Kleriker. Die piastische Herrschaft in kontinentalen Beziehungsgeflechten vom 10. bis zum frühen 13. Jahrhundert, herausgegeben von Dariusz Adamczyk und Norbert Kersken, Wiesbaden 2015, Seite 82, 97, 102 f.

Eduard Mühle: Die Piasten. Polen im Mittelalter, München 2011, Seite 20-30

Gerd Althoff: Otto III., Darmstadt 2005

Hedwig Röckelein: Heiraten, ein Instrument hochmittelalterlicher Politik, in: Der Hoftag in Quedlinburg 973. Von den historischen Wurzeln zum Neuen Europa, herausgegeben von Andreas Ranft, Berlin 2006, Seite 99-136

Owald Balzer: Genealogia Piastów, 2. Auflage, Krakau 2005

Kazimierz Jasiński: Rodowód pierwszych Piastów, 2. Auflage, Poznań 2004, Seite 109-113

Christian Lübke: Zwischen Polen und dem Reich. Elbslawen und Gentilreligion, in: Polen und Deutschland vor 1000 Jahren. Die Berliner Tagung über den „Akt von Gnesen“, herausgegeben von Michael Borgolte, Berlin 2002, Seite 91-110

Johannes Fried: Otto III. und Boleslaw Chrobry. Das Widmungsbild des Aachener Evangeliars, der „Akt von Gnesen“ und das frühe polnische und ungarische Königtum, 2. Auflage, Stuttgart 2001

Knut Görich: Eine Wende im Osten: Heinrich II. und Boleslaw Chrobry, in: Otto III. – Heinrich II.: eine Wende?, herausgegeben von Bernd Schneidmüller und Stefan Weinfurter, 2. Auflage, Stuttgart 2000, Seite 95-167

Kazimierz Jasiński: Powiązania genealogiczne Piastów (małżenstwa piastowskie), in: Piastowie w dziejach Polski, herausgegeben von Roman Heck, Wrocław 1975, Seite 135-148

Herbert Ludat: An Elbe und Oder. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Köln 1971

[4] August Schmarsow: Die Bildwerke des Naumburger Doms, Magdeburg 1892, Seite 19 f.

[5] Gerhard Straehle: Der Naumburger Meister in der deutschen Kunstgeschichte. Einhundert Jahre deutsche Kunstgeschichtsschreibung 1886-1989, Dissertation Ludwig-Maximilians-Universität München, 2009, Seite 142, Anmerkung 325

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  • Reglindis, um 1250

    Naumburger Meister: Stifterfigur Reglindis, Markgräfin von Meißen, um 1250 (Detail). Sandstein, Dom St. Peter und Paul, Naumburg (Saale)