Braunschweig Schillstraße

Die Firma Büssing verfügte neben dem Lager in Braunschweig noch über eines in Vechelde, das jenem in der Schillstraße administrativ unterstand. Darüber hinaus existierten noch zwei weitere Lager, eines davon an der Salzduhmer Straße an einer Reitschule der SS, wo zwischen Januar und Mitte Februar 1945 ca. 750 weibliche Häftlinge einsaßen, die überwiegend an der Beseitigung von Bombenschäden in der Stadt arbeiteten. Die Anzahl der Toten im KZ Schillstraße wird auf ca. 500 geschätzt, mindestens 30 im KZ Vechelde mit drei dokumentierten polnischen Namen. Die Körper der Toten wurden nach Salzgitter-Watenstedt transportiert und auf dem Friedhof Jammertal und Westerholz begraben. In der Endphase des Lagers von Januar bis März 1945 wurden die Leichen im örtlichen Krematorium auf dem Friedhof an der Helmstedter Straße eingeäschert.

1996 wurde ein Wettbewerb für eine Gedenkstätte ausgeschrieben, den die deutsche Künstlerin Sigrid Sigurdsson gewann, deren Projekt ein Jahr später realisiert und am 3. November 1997 der Öffentlichkeit Braunschweigs übergeben wurde. An einer Mauer, die teilweise an der Grenze des ehemaligen Lagers verläuft, befinden sich Aluminiumtafeln mit Informationen über die Lagergeschichte, Biographien von Häftlingen oder Dokumenten aus jener Zeit, entnommen aus dem offenen Archiv, das sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. Einige der Tafeln blieben als Symbol des langen Schweigens der Stadt gegenüber der nationalsozialistischen Vergangenheit leer. Vor der Mauer wurde eine vierstufige Aussichtsplattform gebaut, von der aus man auf einen Teil des früheren Lagergeländes blicken kann, auf dem sich heute die Hauptpost befindet und auf deren Gebäude ein Neonschriftzug angebracht wurde, der aus dem Talmud stammt:

DIE ZUKUNFT HAT EINE LANGE VERGANGENHEIT

Dem Konzept der Künstlerin zufolge soll das Schauen von der Plattform den Blick in die Vergangenheit symbolisch vereinfachen.