Wolszlegier, Antoni
Wolszlegier, Antoni (Anton Johannes Nepomucenus von Wolszlegier), 1893-98 Mitglied des Reichstags des Deutschen Kaiserreichs, 1896-98 Mitglied der 2. Kammer des Preußischen Landtags. *14.3.1843 Gut Schönfeld/Szenfeld (heute Nieżychowice) bei Conitz/Chojnice, †5.1.1922 Chojnice, Geistlicher, Publizist. Bruder des Reichstagsabgeordneten Władysław Wolszlegier (Wladislaus von Wolszlegier, 1849-1919). 1873 Abitur am Gymnasium in Conitz. Anschließend studierte er Philosophie, Philologie und Theologie an den Universitäten in Breslau, Innsbruck, Würzburg und München. 1879 promovierte er in Würzburg zum Doktor der Theologie und wurde dort zum Priester geweiht. Zunächst Praktikant an der bischöflichen Kanzlei in Pelplin, dann Pfarradministrator in Czersk, seit 1884 Direktor der Priester-Emeritenanstalt im Kloster Jacobsdorf/Zamarte (powiat sępoleński) bei Conitz, seit 1892 Pfarrer in Gilgenburg/Dąbrówno. Er engagierte sich im Genossenschaftswesen und in der Entwicklung landwirtschaftlicher Vereine. Im Juni 1893 wurde er im Wahlkreis Rößel-Allenstein/Reszel-Olsztyn mit einem Wahlergebnis von 54,94% im 2. Wahlgang in die polnische Fraktion des Deutschen Reichstags gewählt. Er gehörte den Ausschüssen Tabaksteuer, Auswanderung, Versammlungsrecht, Gerichtsbarkeit, Rechnungskommission und Bürgerliches Gesetzbuch an und war der erste polnische Abgeordnete des Ermlandes im Reichstag. Seit 1896 Mitherausgeber der Gazeta Ludowa/Volkszeitung in Lyck/Ełk. Mit seinem Familienerbe unterstützte er in finanzielle Schwierigkeiten geratene polnische Zeitungen und Verlage, so die Gazeta Toruńska/Thorner Zeitung und die Gazeta Olsztyńska/Allensteiner Zeitung, und engagierte sich bei der Gründung der Gazeta Gdańska/Danziger Zeitung. Zwischen 1914 und 1920 war er einer der wesentlichen polnischen Aktivisten des preußischen Teilungsgebiets für die Neuschaffung eines polnischen Staates. 1918 Mitglied des Polski Sejm Dzielnicowy/Polnischen Provinzialparlaments in Posen. 1918/19 Mitglied des Naczelna Rada Ludowa/Nationalen Volksrats. Nach dem Tod seines Bruders Władysław übernahm er 1919 das Familienerbe. Nach der Niederlage der Polen bei der Volksabstimmung im Ermland 1920 ließ er sich auf dem Familiengut in Schönfeld nieder. Bild: http://www.historiachojnic.pl/biografia/32/rod-wolszlegierow Eigene Schriften: Sprawozdanie z wieca w Toruniu dla katolickiej ludności polskiej w dniach od 27. do 29. września 1891, Thorn 1892; Wybór najużywańszych pieśni kościelnych wyjętych ze ‚Zbioru pieśni nabożnych katolickich‘, Pelplin 1912.
Literatur:
Amtliches Reichstags-Handbuch, 9. Legislaturperiode, Berlin 1898, 258; Reichstagsprotokolle 1867-1895, Register 155; Reichstagsprotokolle 1895-1918, Register 150; A. Kotowski: Zwischen Staatsräson und Vaterlandsliebe, Düsseldorf 2007, 117, 126f.
Online:
http://zhsf.gesis.org, Parlamentarierportal, BIORAB Kaiserreich online
http://www.reichstag-abgeordnetendatenbank.de/
http://www.reichstagsprotokolle.de
http://www.sejm-wielki.pl
Historia Chojnic, http://www.historiachojnic.pl/biografia/32/rod-wolszlegierow
Axel Feuß, Oktober 2016
Link zu den Reichstagsprotokollen: