Stalag XI C Bergen-Belsen

Denkmal auf dem Gelände der Gedenkstätte
Denkmal auf dem Gelände der Gedenkstätte

Die Kriegsgefangenen wurden in drei Baracken einquartiert und eine weitere stand für Kranke zur Verfügung, in der internierte Ärzte im Rahmen der verfügbaren medizinischen Mittel für die Gesundheit der Gefangenen sorgten. Es mangelte an Nahrung, Unterwäsche, warmer Kleidung und Medikamenten. In Gefangenschaft gerieten sie quasi von den Barrikaden in leichten Uniformen oder ziviler Kleidung, die nach den über zweimonatigen Kämpfen in schlechtem Zustand waren. Pakete des Roten Kreuzes verbesserten die Situation ein wenig, zugesandter Kaffee, Schokolade und Zigaretten wurden gegen Grundnahrungsmittel eingetauscht. Entgegen den Kapitulationsvereinbarungen wurden den Gefangenen die Dokumente abgenommen, die die Aufstandsführung ausgestellt hatte, zwei Millionen Zloty requiriert, die sie bei sich hatten und den Offizieren wurde nicht gestattet eine Handfeuerwaffe ohne Munition zu behalten. Begründete Sorge hatte der enge Kreis ranghöherer Offiziere, da die ausgestellten Dokumente auch dem Kaschieren ihrer tatsächlichen Dienstgrade und ausgeübten Funktionen dienten. Unter ihnen waren auch Cichociemni (polnisch für die leisen Dunklen), Soldaten aus Untergrundeinheiten und die Führungsriege der Szare Szeregi (Graue Reihen, Deckname der Pfadfinder), unter anderem Oberst Stanisław Broniewski. Entgegen den Vereinbarungen der Genfer Konvention gelangten die Offiziere in ein Stalag und nicht in ein Oflag.

Die Baracken waren nicht für die kommenden Herbst- und Wintermonate vorbereitet. Die Lagerleitung schlug vor, Gruppen von Gefangenen zusammenzustellen, die jeden Tag unter Bewachung in den nahegelegenen Wald gehen sollten, um Brennholz zu sammeln. Internationale Konventionen verboten die Ausnutzung von Kriegsgefangenen für Arbeiten zugunsten des Feindes, da aber die Alternative unbeheizte Sommerbaracken wären, fiel die Entscheidung zur Arbeitsaufnahme. Der ungeschriebene Offizierskodex gebot jede Möglichkeit zur Flucht zu nutzen, um den Kampf fortzuführen, und das Verlassen der Lagerumzäunung bot Gelegenheiten dazu. Für zwei Internierte endete der Fluchtversuch tödlich:

 

MICHAŁ BUSŁOWICZ Oberleutnant, Pseudonyme Bociek, Janusz

* 27.5.1912 Krzemienica

† 12.1944 in den Niederlanden aufgegriffen, erschossen bei einem neuerlichen Fluchtversuch während des Rücktransportes nach Bergen-Belsen

 

BOLESŁAW NASIOROWSKI Oberleutnant, Pseudonym Edmund

nach der Flucht als verschollen geführt, eventuell während der Flucht im November 1944 erschossen

 

Einige Tage nach der Ankunft der Heimatarmeeoffiziere aus dem Stammlager gelangte auch die erste Gruppe von 90 Frauen, zwei Kindern und acht Mädchen in Ordonanzfunktion ins Lager, am 1. November kamen weitere, die den weiblichen Teil des Stalagnebenlagers bildeten. Auch ihnen wurde der Kriegsgefangenenstatus aberkannt und Arbeit aufgezwungen. Aufgrund geleisteten Widerstandes wurden zehn Frauen ins spezielle SS Straflager XXI in Salzgitter-Hallendorf gebracht. Mitte Dezember 1944 wurden weibliche Unteroffiziere und Soldaten in das Stalag VI C Oberlangen abtransportiert, zum Schluss die Offiziere unter den Frauen ins Oflag IX C Molsdorf. Am 10. Januar 1945 mussten alle ins Stammlager und dann weiter per Zug in Richtung Oflag II D Groß Born. Nach einem einwöchigen Aufenthalt wurden sie zum 800 Kilometer langen Marsch nach Westen gezwungen und erreichten am 30 März das Stalag X B Sandbostel. Ein Teil der Kriegsgefangenen machte sich auf den weiteren Weg ins 160 Kilometer entfernte Oflag X C Lübeck.    

Bereits in der Anfangsphase des Warschauer Aufstandes gelangten erste Transporte mit Warschauer Zivilisten nach Bergen-Belsen. Hunderte Warschauer, die zunächst in anderen Konzentrationslagern waren, kamen später mit Evakuierungstransporten ins Lager. Nicht alle Soldaten der Heimatarmee entschieden sich für die Gefangenschaft in Lagern, ein Teil der Aufständischen blieb in der zerstörten Hauptstadt. Nicht allen gelang es, die Stadt hinter sich zu lassen, die systematisch durch die SS und die Wehrmacht befriedet und vernichtet wurde. Viele teilten das Schicksal der Zivilbevölkerung und fanden sich in Konzentrationslagern wieder. Den größten Teil der bisher bestätigten 2.272 polnischen Opfer des KZ Bergen-Belsen stellen Zivilbewohner Warschaus dar. Mindestens acht von ihnen waren aktive Mitglieder der Widerstandsbewegung in den Reihen der Heimatarmee und Teilnehmer des Warschauer Aufstandes. Die folgenden Namen der KZ-Opfer stammen aus verschiedenen Quellen:

 

ELŻBIETA GŁAZOWSKA Zugführer, Pseudonym Głazowa

* 29.10.1909 Warschau

† 3.1.1945

 

DOBRANOC JERZY Schütze, Pseudonym Rejak, K-8

* 12.2.1927 Warschau

† 6.1.1945

 

MAJER ALEKSANDRA Pseudonym Olga

* 1904 Krakau

† 3.1945

 

BIAŁKOWSKA IRENA ZOFIA

* 24.9.1924 Wilna

† 4.1945

 

BRONIEWSKA-MARCINIAK ZOFIA 

* 24.12.1914 Kujawisch Brest

† 14.4.1945

 

ZOFIA BRONIEWSKA-MARCINIAKOWA

* 14 .12.1914 Warschau

† 16.4.1945

 

WUDARSKA MARIA Sanitäterin, Pseudonym Bakcyl

* 22.7.1909 Ostrolonka

† 4.1945

 

FORNALSKI RYSZARD Schützem Pseudonym Tyr

† 4.1945

 

CAMPIONI OLGA Pseudonym Rita

* 1897 Warschau

 

PRZEWOŹNY PIOTR Unteroffizier

* 3.4.1909 Pultusk

 

BARAŃSKI ZYGMUNT Schütze

* 14.5.1928 Warschau

 

DUDEK STEFANIA 

 

GUTOWSKA ZOFIA 

† 13.3.1945

 

HLEBOWICH WIKTORIA JAROSŁAWA 

31.12.1914 Sankt Petersburg

† 16.3.1945

 

KORDECKA MARIA 

* 22.12.1912 Nikolstadt

† Anfang 1945

 

KRAKÓWKA HELENA 

* 11.8.1915 Loslau

† 15.4.1945

 

SKUPIEŃ KRYSTYNA 

* 26.2.1892

† 1945

 

WACŁAWA LUTOBORSKA

* 28.9.1901

 

JADWIGA LUTOBORSKA

* 8.8.1903 Warschau

† 4.1945

 

TOSIA GRÜNBERG 

* Tarnow

† einige Tage nach der Befreiung des Lagers

 

PAWEŁ PRZEWORSKI 

Warschau

† 15 Jahre alt, April 1945

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