Wysocki, Jan
Wysocki, Jan, polnischer Medailleur, Bildhauer und Maler, Mitglied der „Münchner Schule“. 1893 Malausbildung an der privaten Malschule von Heinrich Knirr in München, 1893-98 Student der Akademie der Bildenden Künste München. 1901-04 und 1910-19 in München ansässig. *7.2.1873 Myslowitz (Preußen, seit 1922 Mysłowice), †3.10.1960 Katowice. Sohn des Tischlermeisters Antoni W. und dessen Ehefrau, der Gastwirtin Maria Zuzanna, geborene Popków. Nach dem Gymnasialabschluss in Patschkau, heute Paczków, schlägt eine Bewerbung an der Wiener Kunstakademie fehl. 1893 geht er zum Studium nach München, wo er seine Ausbildung an der privaten Malschule des Landschafts- und Porträtmalers Heinrich Knirr (1862-1944) beginnt. Am 30.10.1893 Eintritt in die Naturklasse des Zeichners und Historienmalers Gabriel von Hackl (1843-1926) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium der Malerei bis 1898. Anschließend geht er nach Paris, studiert Malerei an der Académie Julian und an der Académie Colarossi und geht schließlich nach Rom und Florenz. 1901-04 lebt und arbeitet er drei weitere Jahre in München. 1904 gründet er in Kattowitz eine private Kunstschule und leitet Zeichenkurse an polnischen Gymnasien in Sosnowiec und Beuthen, heute Bytom. 1908 Heirat mit der Illustratorin Katarzyna Lach. 1908-10 lebt er in Paris. 1909 beginnt er sich autodidaktisch mit der Medaillenkunst und der Bildhauerei zu beschäftigen. Ende 1910 geht er erneut nach München; ansässig ist er in Pasing, Poststraße 1 (Katalog Glaspalast 1914). 1911 Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft. 1914 berichten die Münchner Zeitschriften Die Kunst und Die Kunst für alle über die von ihm gestalteten Medaillen. Während des Ersten Weltkriegs dient er als Kartograph in der deutschen Reichsarmee an der Front in Italien, kehrt nach Kriegsende nach München zurück und wechselt 1919 endgültig nach Polen. 1919-23 arbeitet er als Professor für Bildhauerei und Bronzeplastik und als stellvertretender Direktor an der Staatlichen Kunstgewerbeschule/Państwowa Szkoła Przemysłu Artystycznego in Bromberg/Bydgoszcz. 1923 geht er als Leiter der Abteilung für Bildhauerei und Bronzeplastik an die Staatliche Schule für Kunsthandwerk und Kunstgewerbe/Państwowa Szkoła Sztuk Zdobniczych i Przemysłu Artystycznego in Poznań. 1935 wird er Vorsitzender der Großpolnischen Künstlergruppe „Plastyka“/Grupa Plastyków Wielkopolskich „Plastyka“. Er ist Vorstandsmitglied der Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych und gehört dem Kulturausschuss der Stadt Poznań an. Während der deutschen Besatzung wird er 1940 nach Sosnowiec versetzt, arbeitet als einfacher Arbeiter und organisiert im Geheimen Kurse für Malerei und Medaillenkunst. Nach Kriegsende geht er nach Katowice, wo er an der Staatlichen Höheren Kunstschule/Państwowe Liceum Sztuk Plastycznych und in Kursen des Kulturhauses der Wojewodschaft/Wojewódzki Dom Kultury unterrichtet. 1956 erhält er den Kunstpreis der Stadt Katowice für sein Lebenswerk. – Das künstlerische Werk umfasst über 150 teils großformatige gegossene Plaketten und Medaillen, Gedenkmünzen und Orden, außerdem Bronzebüsten, unter anderem auf den Politiker Józef Klemens Piłsudski, bronzene Gedenktafeln, darunter auf den Philosophen Jędrzej Śniadecki, Epitaphien für Bischöfe in der Kathedrale von Włocławek, verschiedene Ausstattungen in der Kathedrale von Poznań (Geländer, Tabernakel), eine goldene Kette für den Stadtpräsidenten von Poznań, bronzene Masken (Adam Mickiewicz) und Kleinplastiken („Junges Mädchen“, Katalog Glaspalast 1914; weibliche Akte) sowie Ölgemälde. Arbeiten aus der Münchner Zeit sind vom Jugendstil beeinflusst (Plakette „Panther“/Plakieta „Pantera“, 1908, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie; „Eros und Psyche“, um 1914, Zeitschrift Die Kunst), orientieren sich mit ihren mythologischen Themen und der durchgängigen Nacktheit (Zug von Bacchanten mit einem antiken Wagen, ebenda) zugleich an der Antike, gelegentlich an der Renaissance („Triumpator“ [sic!], ebenda). „Idealität und Sentiment, die ihm seine Arbeiten diktieren, nützen ihm viel“, schreib Bernhart in der Zeitschrift Die Kunst. Seine Porträtmedaillen und ‑plaketten zeigen ein in dieser Zeit geschätztes, an den antiken Vorbildern geschultes flaches Relief und strenge Sachlichkeit verbunden mit psychologischem Gespür (Medaillen auf den Historiker Henry Simonsfeld, den polnischen Bildhauer Antoni Madeyski, den Schwiegervater Julius Lach; Plaketten auf den polnischen Nationalhelden Tadeusz Kościuszko, Titelbild, den deutschen Numismatiker Max Bernhart und auf Katarzyna Wysocka, alle Zeitschrift Die Kunst, 1914).