Trębacz, Maurycy
Trębacz, Maurycy (Mojżesz), polnischer Maler und Zeichner, Mitglied der „Münchner Schule“. 1883-84 Student der Akademie der Bildenden Künste München. 1890-94, 1896 und 1900 Aufenthalte in München. *3.5.1861 Warschau, †29.1.1941 Łódź. Sohn des Dekorationsmalers Dawid T., Bruder des Malers Bernard (Bronisław) T. (*1869), Onkel des Malers und Grafikers Tadeusz T. 1877-80 studiert er in der Warschauer Zeichenklasse/Klasa Rysunkowa bei Wojciech Gerson (1831-1901) und Aleksandr Kamiński (Alexander Kaminski, 1823-1886), 1880-82 an der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau bei Władysław Łuszczkiewicz (1828-1900), Jan Matejko (1838-1893, Mitglied der „Münchner Schule“) und Leopold Löffler (1827-1898). Am 13.2.1883 Eintritt in die Malschule an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bis 1884 bei dem Genre- und Landschaftsmaler Otto Seitz (1846-1912), dem Historienmaler Sandór (Alexander von) Wagner (1838-1919) und dem Historien- und Porträtmaler Alexander von Liezen-Mayer (1839-1898); 1884 Silbermedaille für Studien zu einem Gemälde mit dem Titel „Vom Martyrium/Z martyrologii“. Anschließend lebt er wieder in Warschau. 1889 geht er zusammen mit dem aus Łódź stammenden Maler Samuel Hirszenberg (1865-1908, Mitglied der „Münchner Schule“) nach Paris, wo er bis 1890 an der Académie Colarossi studiert. 1889 Bronzemedaille, Weltausstellung Paris (für ein Gemälde „Rekonvaleszentin/Rekonwalescentka“); 1894 Goldmedaille, Weltausstellung Chicago (für das Gemälde „Der barmherzige Samariter/Miłosierny Samarytanin“, 1886; reproduziert in der Zeitschrift Kłosy, Band XLVI, Nr. 1180, 9.2.1888, Seite 89). 1890-94, 1896 und 1900 ist er wieder in München, aber auch in Lemberg/Lwów (heute Lviv), Drohobytsch/Drohobycz und Krakau. 1893 ist er in München in der Schillerstraße 34 ansässig; Teilnahme an der Jahresausstellung im Glaspalast mit zwei Werken („Neugieriges Modell“, „Mein Atelierwinkel“). 1894 reist er nach Ägypten. 1909 lässt er sich mit seiner Familie in Łódź nieder, wo er eine Kunstschule gründet, die er bis zum September 1939 betreibt. T. stirbt im Getto Litzmannstadt/Łódź an Hunger und Entkräftung, ebenso seine Frau Pola. Beide hatten drei Kinder, Edward, Zofia und Bronisław. – T. gilt als einer der bekanntesten jüdischen Maler der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Polen. Zahlreiche seiner Werke gehen während des Zweiten Weltkriegs verloren. Rund 70 nach dem Krieg aufgefundene Arbeiten gelangen später in das YIVO Institute for Jewish Research in New York und in die Yad Vashem Holocaust Gedenkstätte in Jerusalem. – In den Jahren nach seinem Studium in Warschau, Krakau und München entstehen ab Mitte der 1880er-Jahre Figurenbilder mit christlich-jüdischen Themen (die Münchner Studie „Vom Martyrium“, 1884, heute Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi, zwei Jahre später verwendet für das Gemälde „Der barmherzige Samariter“, 1886, verschollen), aber auch „Männerakt vor Landschaft“ (1890, Privatbesitz), „Rekonvaleszentin“ (1889) oder der Halbakt „Neugieriges Modell“ (1893), das ein Aktmodell vor seinem eigenen Gemäldeporträt in einem üppig ausgestatteten Malatelier der Gründerzeit zeigt, sämtlich im Stil eines pompösen Realismus. Szenen mit Wein trinkenden Mönchen folgen denen des Münchner Malers Eduard Grützner (1846-1925). Gleichzeitig ist T. ein ausgezeichneter Porträtist, der fein studiertes und ausdrucksvolles Inkarnat vor summarisch-flächige und impressionistisch empfundene Hintergründe setzt (Porträt Lucian Wrotnowski, 1887; Bildnis eines Mädchens mit roter Baskenmütze/Portret dziewczynki w czerwonym berecie, 1893, beide Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie). Gegen Ende des Jahrhunderts nähert er sich in Landschaften („Im Schlosspark“, 1887, Historisches Jüdisches Institut/Żydowski Instytut Historyczny, Warschau) bis in die Dreißigerjahre („Blick aus meinem Fenster/Widok z mego okna“ (Nationalmuseum Warschau) dem Impressionismus an. In den Jahren um die Jahrhundertwende konzentriert sich T. als Gegenreaktion auf einen wachsenden Antisemitismus auf jüdische Themen, die sich in der Nachfolge des aus Drohobytsch stammenden Malers Maurycy Gottlieb (1856-1879) und gleichzeitig mit den mit ihm befreundeten und aus Łódź stammenden Malern Leopold Pilichowski (1869-1933) und Samuel Hirszenberg (alle Mitglieder der „Münchner Schule“) Figurenszenen und Porträts aus dem jüdischen Alltagsleben zeigen, vor allem Männer, die den Talmud studieren (Titelbild), beten oder rituelle Gegenstände halten. Außerdem malt er Allegorien auf das Schicksal der Juden (Triptychon „Israel/Izrael“, 1902, erhalten nur das Mittelteil „Buße/Pokuta“, im Auktionshandel). Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts entstehen gefällig-süßliche und laszive Damenbildnisse sowie Stillleben mit Blumen in Vasen und Töpfen von geringerer künstlerischer Qualität, die materieller Not entspringen und zuletzt der Reputation des Malers schaden. Bekannt und beliebt bleibt er als versierter Porträtist. – Werke befinden sich in zahlreichen polnischen Museen, unter anderem im Historischen Museum der Stadt Krakau/Muzeum Historyczne Miasta Krakowa, in Kutno im Regionalmuseum/Muzeum Regionalne, in Leszno im Bezirksmuseum/Muzeum Okręgowe, in Łódź im Kunstmuseum/Muzeum Sztuki und im Stadtmuseum/Muzeum Miasta Łodzi, in Radom im Muzeum im. Jacka Maczewskiego, in Słupsk im Museum für Mittelpommern/Muzeum Pomorza Środkowego, in Warschau im Nationalmuseum/Muzeum Narodowe, im Historischen Jüdischen Institut/Żydowski Instytut Historyczny sowie im Staatlichen Archäologischen Museum/Państwowe Muzeum Archeologiczne, weitere Werke in Israel in Ein Harod im Museum of Art, in Jerusalem im Yad Vashem Art Museum, in Tel Aviv im Museum of Art, sowie in New York im YIVO Institute for Jewish Research und in Rapperswil im Polenmuseum.
Einzelausstellungen: Łódź: 1913 Grand Hotel; 1919 Verband der Künstler und Förderer der Schönen Künste/Stowarzyszenie Artystów i Zwolenników Sztuk Pięknych; 1926 Stadtgalerie/Miejska Galeria Sztuki (Katalog); 1937 Stowarzyszenie humanitarne „Montefiore - B'nei B'rith“ / Warschau: 1927 Gewerkschaft der Angestellten im Handel/Związek Zawodowy Pracowników Handlowych (Katalog); 1931 Jüdische Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Żydowskie Towarzystwo Krzewienia Sztuk Pięknych (Katalog)
Gruppenausstellungen: 1889 Paris, Weltausstellung / 1893 München, Jahresausstellung im Glaspalast / 1887 Krakau, Erste polnische Kunstausstellung / 1894 Lemberg/Lwów (heute Lviv), Moderne Kunstausstellung; Chicago, Weltausstellung
Literatur: Illustrierter Katalog der Münchener Jahresausstellung … im kgl. Glaspalaste, München 1893, Seite 96, 252 (Abbildung); Münchner Maler im 19. Jahrhundert, Band 4, München 1983, Seite 268; Renata Piątkowska / Agnieszka Waszkiewicz: Maurycy Trębacz 1861-1941, Ausstellungs-Katalog Żydowski Instytut Historyczny w Polsce, Warschau / Muzeum Historii Miasta Łodzi, Warschau 1993; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 14, 65; Jerzy Malinowski: Malarstwo i rzeźba Żydów polskich w XIX i XX wieku, Warschau 2000; Andrzej Kempa / Marek Szukalak: Żydzi dawnej Łodzi. Słownik biograficzny Żydów łódzkich oraz z Łodzią związanych, Band 1, Łódź 2001; Polski słownik judaistyczny, Band 2, Warschau 2003; Jacek Strzałkowski: Słownik artystów łódzkich. Malarze, graficy, rzeźbiarze i rzemieślnicy, Łódź 2005; Irmina Gadowska: Żydowscy malarze w Łodzi w latach 1880-1919, Warschau 2010; U. Makowska, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 110, Berlin/Boston 2021, Seite 198
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 04296 Maurycy Trebacz, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1883/matrikel-04296
8 Werke im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, https://cyfrowe.mnw.art.pl/pl/katalog?phrase=Tr%25C4%2599bacz,%2520Maurycy
Werke im Historischen Jüdischen Institut/Żydowski Instytut Historyczny, https://cbj.jhi.pl/?q=Maurycy+Tr%C4%99bacz&categories_filter=633535
Werk im Polenmuseum, Rapperswil, https://artsandculture.google.com/asset/portrait-of-a-girl-maurycy-tr%C4%99bacz-1861-1941/dQH5bULFrZbp7g
Biografie auf The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe, https://yivoencyclopedia.org/article.aspx/Trebacz_Maurycy
Zahlreiche Werke im Auktionshaus Agra Art, Warschau, https://sztuka.agraart.pl/autor/licytacje/283/maurycy-trebacz
Zahlreiche Werke im Auktionshaus Desa Unicum, Warschau, https://desa.pl/pl/artysci/maurycy-trebacz/
Zahlreiche Werke im Auktionshandel auf artnet, http://www.artnet.com/artists/maurycy-trebacz/
Zahlreiche Werke im Auktionshandel auf onebid, https://onebid.pl/pl/artist/auctions/Maurycy-Trebacz
(Alle Links wurden zuletzt im Oktober 2021 aufgerufen.)
Axel Feuß, Oktober 2021