Sawiczewski, Stanisław
Sawiczewski, Stanisław Florian, polnischer Maler, Zeichner und Illustrator, Mitglied der „Münchner Schule“. Ab 1891 Student in München an der privaten Malschule von Anton Ažbe, 1892/93 an der dortigen Akademie der Bildenden Künste. *31.3.1866 Krakau, †9.5.1943 Warschau. Sohn des Pharmazeuten und Malers Władysław Kazimierz S. (*1840) und dessen Ehefrau, Maria Krystyna Sawiczewska, geborene Grottger (1840-1905), Enkel des Apothekers, Chemikers und Arztes sowie Professors und Rektors der Jagiellonen-Universität/Uniwersytet Jagielloński, Florian Sawiczewski (1797-1876), Neffe des Malers Artur Grottger (1837-1867). Nach dem Schulabschluss auf dem St.-Annen-Gymnasium/Gimnazjum św. Anny in Krakau studiert er 1882-89 an der Krakauer Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych bei Leopold Löffler (1827-1898). 1891 geht er nach München und besucht zunächst die private Malschule von Anton Ažbe (1862-1905). Am 12.10.1892 Eintritt in die Malschule des Genre- und Landschaftsmalers Otto Seitz (1846-1912) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München. Ab Oktober 1893 studiert er an der Wiener Kunstakademie bei dem Porträt- und Historienmaler Christian Griepenkerl (1839-1916), 1895/96 an der dortigen Kunstgewerbeschule. Ab 1896 ist er in Warschau ansässig. 1901 heiratet er die Tochter des Malers Alfred Wierusz-Kowalski (1849-1915, Mitglied der „Münchner Schule“), Janina Wierusz-Kowalska (1870-1955). Zum Malen und Zeichnen reist er häufig nach Podlachien. 1915 wird er dort als österreichischer Staatsbürger von russischen Truppen interniert, nach Russland deportiert, lebt bis zum Juni 1918 in Moskau und arbeitet dort für den Verleger Józef Knebel als Kinderbuchillustrator. Im Juni 1918 kehrt er über Lublin nach Warschau zurück. Während des Polnisch-Sowjetischen Krieges arbeitet er als Illustrator für die Propaganda-Abteilung der polnischen Freiwilligenarmee/Armia Ochotnicza. Ab 1921 unterrichtet er an der neu gegründeten Schule der Schönen Künste Wojciech Gerson/Szkoła Sztuk Pięknych im. Wojciecha Gersona w Warszawie. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs gibt er seine künstlerische Arbeit auf. – S. ist zu seiner Zeit vor allem als Porträtist geschätzt, dessen Damen- und Herrenbildnisse sich durch einen nahezu fotografischen Realismus auszeichnen. Daneben malt er stimmungsvolle Landschaften, bis 1914 vor allem aus Podlachien, in der Zeit zwischen den Weltkriegen von der Ostseeküste, aus dem Gebirgszug der Beskiden, ländliche und vorstädtische Szenen sowie Stadtansichten von Moskau, Paris, Warschau und Krakau. In seinen Zeichnungen mit Bleistift, Kreide, Kohle, Sepia und Tusche gibt er Genreszenen, Jagdmotive, historische Motive und Stillleben wieder, zeichnet Karikaturen und satirische Szenen mit Moskauer und Warschauer Straßentypen. Populär wird er als Illustrator für Buchverlage in Warschau, Krakau und Poznań, für Zeitschriften wie Tygodnik Ilustrowany (1896-1920), Kurier Warszawski (1902), Wędrowiec (1903) und Świat (1906-19), für die er Darstellungen zu aktuellen Ereignissen, Porträts bekannter Persönlichkeiten, allegorische Szenen und Kopien von Werken anderer Maler fertigt. Berühmt wird sein 1920 für die polnische Freiwilligenarmee gezeichnetes Werbeplakat „Wstąp do wojska, broń Ojczyzny“ mit dem Bildnis von General Józef Haller. Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Krakau und Warschau, außerdem in Warschau im Museum der polnischen Armee/Muzeum Wojska Polskiego und im Plakatmuseum in Wilanów/Muzeum Plakatu w Wilanowie.