Pokutyński, Filip
Pokutyński, Filip, polnischer Architekt, Mitglied der „Münchner Schule“. 1849-51 Student der Berliner Bauakademie, 1851-52 der Akademie der Bildenden Künste München. 1856 erneut in Berlin. *19.8.1829 Warschau, †28.10.1879 Krakau. Vater des Architekten Józef P. (1859-1929). 1841-47 Studium des Bauwesens am Technischen Institut in Krakau bei dem Architekten Feliks Radwański (1789-1861), 1849-51 an der Berliner Bauakademieunter anderem bei Wilhelm Stier (1799-1856). Am 15.5.1851 Eintritt in die Schule für Baukunst an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München. 1852 ist er als Anwärter des Krakauer Bauamtes an der Restaurierung des Collegium Maius, des ältesten Gebäudes der Jagiellonen-Universität/Uniwersytet Jagielloński, beteiligt. 1852 Baumeister-Prüfung bei dem Bauingenieur Josef Stummer (1808-1891) am Polytechnischen Institut in Wien. 1854/55 Italienreise (Triest, Venedig, Rom). 1856 Aufenthalte in Berlin und Paris. 1856-69 als Nachfolger von Radwański Vertretungslehrer für Bauwesen am Technischen Institut in Krakau; Entwurfstätigkeit, ab 1859 Bauaufnahmen von architektonischen Denkmälern. 1869-72 Direktor einer Gesellschaft für die Erzeugung von Maschinenziegeln und Bau-Gesellschaft in Lemberg (heute Lviv). 1872 zu Studienzwecken in Wien, München, Zürich, Dresden, Berlin. Ab 1873 in Krakau, Architekturentwürfe für städtische Institutionen und private Investoren. 1875 Sekretär für die Restaurierung der Krakauer Tuchhallen/Sukiennice. – Unter dem Einfluss der Berliner Baukunst der Ära nach Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) gestaltet P. malerisch additiv gestaltete Baukörper im Stil der „Hellenischen Renaissance“. Charakteristisch sind kubische Einheiten unterschiedlicher Höhe, flächige Fassaden ohne Säulen mit horizontalen Gliederungen, elegante Details und antikisierender ornamentaler Dekor meist aus Terrakotta (siehe Titelbild). Es folgen Bauten im Rundbogenstil und in neugotischer Manier. Ab den 1870er-Jahren wendet sich P. bei Profanbauten vor allem der Neorenaissance zu, während er in der Sakralarchitektur die Neoromanik bevorzugt. Große Verdienste hat er bei der Inventarisierung, Erforschung und Erhaltung historischer Baudenkmäler, wobei er die Wiederherstellung der ursprünglichen Form und die Eliminierung späterer Zusätze und Bauschichten favorisiert. Bedeutende Bauten: Krakau: Wissenschaftliche Gesellschaft, 1857-66; Badeanstalt und Hotel Krakowski (1858-62, nicht erhalten); Kloster der Barmherzigen Schwestern, 1859-71, Kirche 1869-71; Missionarskirche, 1875-77; Hotel ul. Św. Gertrudy 6, 1876; zahlreiche Wohnhäuser; Palais Minoga/Pałac Minoga, 1859-62 (siehe Titelbild); Herrenhaus in Biórków Wielki/Dwór w Biórkowie Wielkim, um 1860; Lulińce (heute Ljulynci/Ukraine), Palais Jakubowski, um 1860, zerstört; Palais Milieski in Krakau-Piekary/Pałac w Piekarach, vor 1865; Stanisławów (heute Ivano-Frankiwsk/Ukraine), Umbau des Rathauses 1870-72; Lemberg (heute Lviv): Hypothekenbank, 1872; Palais Działyński, jetzt Nationalgalerie, 1873.
Literatur: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Band 8, Lieferung 37, 1980, Seite 163 f.; Polski Słownik Biograficzny, Band 27, 1983, Seite 250; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 6, 59; Tadeusz Stefan Jaroszewski: O siedzibach neogotyckich w Polsce, Warschau 1981; Jacek Purchla: Jak powstal nowoczesny Krakow, Krakau 1990; Dwór polski w XIX wieku, Warschau 1992; Wojciech Bałus und andere: Sztuka sakralna Krakowa w wieku XIX, Band 1, Krakau 2004; Z. J. Białkiewicz, in: Harmonizowanie przestrzeni. Perspektywy, studia, interwencje, Poznań 2013, Seite 51-75; U. Bęczkowska/M. Zgórniak, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 96, Berlin/Boston 2017, Seite 226 f.
Online: Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 00908 Filip von Pokutinski, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1851/matrikel-00908
(aufgerufen am 23.7.2018)
Axel Feuß, Juli 2018