Herstein, Adolf Edward
Herstein, Adolf Edward (Eduard), polnischer Maler und Grafiker, Mitglied der „Münchner Schule“. 1891-94 Student der Akademie der Bildenden Künste München. 1905-32 in Berlin ansässig und künstlerisch tätig. *1869 Warschau, †1932 Berlin. Sohn eines Fabrikanten. H. studiert zunächst in der Warschauer Zeichenklasse/Klasa Rysunkowa bei Wojciech Gerson (1831-1901). Am 29.04.1891 Eintritt in die Naturklasse von Johann Caspar Herterich (1843-1905) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München. Außerdem studiert er in München an der privaten Malschule von Anton Ažbe (1862-1905), wo er die Schriftstellerin und Malerin Fanny Gräfin zu Reventlow (1871-1918) kennen lernt, sie schwängert und ihr die 1894 vollzogene Heirat mit dem Hamburger Gerichtsassessor Walter Lübke (1861-1930) nahelegt. Nach dem Studium kehrt er vermutlich 1894 nach Warschau zurück und nimmt eine aktive Rolle im politischen Leben ein. 1904 gründet er eine private Malschule in Warschau, in der er unter anderem den Maler Roman Kramsztyk (1885-1942, Mitglied der „Münchner Schule“) unterrichtet und die bis 1911 besteht. Verfolgt von der zaristischen Polizei, geht er 1905 nach Berlin. Er wird Mitglied der Berliner Secession, an deren Grafikmappen er sich beteiligt, und des Deutschen Künstlerbundes. 1914 malt Lovis Corinth (1858-1925) ein Doppelporträt der Maler H. und Emil Pottner (1872-1942 ermordet). – H. malt Porträts, Akte, figurale Kompositionen, Tiere und Landschaften. Einflüsse des Impressionismus und des Pointillismus überlagert er durch eine pastose Malweise. 1915-17 erscheinen in verschiedenen Mappen der Serie „Krieg und Kunst“ der Berliner Secession im Verlag Julius Bard die von Corinth und Willy Jaeckel (1888-1944) beeinflussten Lithographien „Der Reiter“, „Schicksal“, „Der Brandstifter“ und „Obdachlose“. Auch Radierungen mit Tieren (1914) sind bekannt. Werke befinden sich in der Nationalbibliothek/Biblioteka Narodowa in Warschau, im Jüdischen Museum in Berlin, im Museum of Modern Art und im Brooklyn Museum in New York sowie im Los Angeles County Museum of Art (LACMA), Los Angeles.
Gruppenausstellungen: Dresden, Berlin, München; Warschau: Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych; Salon Krywult
Literatur: Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 41; Franziska zu Reventlow: Tagebücher 1886-1910 (Sämtliche Werke in sechs Bänden, Band 1), Hamburg 2010, Seite 465
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 3, Akademie der Bildenden Künste München, 00818 Adolph Herstein, http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1884-1920/jahr_1891/matrikel-00818
The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe, http://www.yivoencyclopedia.org/article.aspx/Art_Education
Lithographie „Der Reiter“, 1915, im Jüdischen Museum Berlin, http://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-90392;jsessionid=93F26A34219689B1ECB6BCF3EB20E2F5
Magdalena Tarnowska, auf: Jewish Historical Institute, http://www.jhi.pl/psj/Herstein_(Hersztein_Herstajn)_Adolf_Edward
Doppelporträt Pottner/Herstein, https://www.bildindex.de/document/obj20700371
4 Werke in der Nationalbibliothek/Biblioteka Narodowa in Warschau auf polona.pl, https://polona.pl/search/?query=Herstein
Zahlreiche Illustrationen und Reproduktionen nachgewiesen in der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main, auf europeana collections, https://www.europeana.eu/portal/de/search?q=Herstein (alle aufgerufen am 20.1.2018)
Axel Feuß, Dezember 2018