Grocholski, Stanisław
Grocholski, Stanisław, polnischer Maler, Grafiker und Illustrator, Mitglied der „Münchner Schule“. 1881-91 Student der Akademie der Bildenden Künste München. 1891-1901 Inhaber einer privaten Mal- und Zeichenschule in München. *6.6.1860 Żółynia bei Łańcut, †26.2.1932 Buffalo, NY. 1877-80 Studium an der Schule für Zeichnung und Malerei/Szkoła Rysunku i Malarstwa in Krakau bei Władysław Łuszczkiewicz (1828-1900) und Jan Matejko (1838-1893). Zum Jahreswechsel 1880/81 beginnt er eine Ausbildung an der Allgemeinen Malerschule der Wiener Kunstakademie bei dem Historien- und Porträtmaler Christian Griepenkerl (1839-1916), am 26.4.1881 ein Studium an der Wiener Akademie bei dem Historienmaler Carl Wurzinger (1817-1883). Am 18.10.1881 Eintritt in die technische Malklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bis 1891 bei Sándor (Alexander von) Wagner (1838-1919). 1891 eröffnet er in seinem Wohnhaus in München-Pasing zusammen mit Wacław Szymanowski (1859-1930, Mitglied der „Münchner Schule“) eine Privatschule für Malerei und Zeichnung, die bis 1901 besteht. Ab 1893 Mitglied der Münchener Secession, ab 1896 Illustrator der Münchner Zeitschrift Jugend. 1901 Übersiedlung in die USA, zunächst in Milwaukee, dann in San Francisco, Chicago, New York und schließlich in Buffalo ansässig, wo er 1920-22 im polnischen Konsulat arbeitet. – G. malt im Stil des Realismus seiner Zeit, gelegentlich beeinflusst von der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Sorgfältige Zeichnung, anatomische Genauigkeit und sichere Perspektive sind Merkmale seiner fundierten akademischen Auffassung. Er beschäftigt sich mit jüdischen Themen („Im Tempel“/„W świątyni“; „Juden beim Gebet“/„Żydzi na modlitwie“; „Betender Jude“/„Modlący się Żyd“, 1892, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie), in Genrebildern mit dem Leben und den Traditionen vor allem des karpatischen Bergvolks der Huzulen („Rückkehr von der Kirmes“/„Powrót z odpustu“). Später schafft er Bodoir- und Salonszenen sowie Karnevalsmotive im Stil der „Commedia dell’Arte“. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hellt sich seine Palette unter dem Einfluss des Sezessionsstils und inspiriert von Ludwig von Löfftz (1845-1910) und Lovis Corinth (1858-1925) auf. In seinen Porträts nähert er sich dem Jugendstil. Illustrationen schafft er 1895 für den Berliner Zeitschriftenverlag Moderne Kunst und 1898 für die Leipziger Zeitschrift Die Gartenlaube („Pierrot als Troubadour“), in Polen für die Zeitschriften Kłosy, Tygodnik Illustrowany und Biesiada Literacka. Für die Zeitschrift Jugend entstehen 1896 (Nr. 42, Seite 670-672) Gesellschaftsillustrationen mit jungen Damen im Café, 1897 (Nr. 2, Seite 21) das Titelblatt mit einer Blumen pflückenden Dame auf der Wiese sowie (Nr. 48, Seite 807) groteske Figurinen in einem Vignettenreigen, 1898 (Nr. 41, Seite 677) ein Titelblatt mit einem Schafhirten unterhalb der Münchner Bavaria, der vor dem Schriftzug der Jugend in Form eines Blitzes erschreckt, 1903 (Nr. 20, Seite 351) eine verulkte Szene „Adam und Eva mit dem Apfel“ und 1932 (Nr. 13, Seite 196) eine Bildkomposition „Der Schäfer“ ohne Bezug zum Text. Werke befinden sich im Bezirksmuseum Leon Wyczółkowski/Muzeum Okręgowe im. Leona Wyczółkowskiego in Bydgoszcz, in den Nationalmuseen von Krakau und Warschau, in der Nationalgalerie in Lviv, im Puschkin-Museum in Moskau, im Museum des Oppelner Schlesiens/Muzeum Śląska Opolskiego in Opole und in Vilnius im Litauischen Kunstmuseum/Lietuvos dailės muziejus.