Lübeck

Denkmal auf dem Lübecker Friedhof
Denkmal auf dem Lübecker Friedhof

Oflag X C Lübeck wurde im Juni 1940 errichtet und existierte bis zur Befreiung durch alliierte Einheiten im Mai 1945. Neben Franzosen, Belgiern, Jugoslawen und Tschechen waren dort von 1941 bis September 1945 auch polnische Kriegsgefangene interniert. Das Lager war nicht nur aufgrund der Gefangenschaft von Josef Stalins ältestem Sohn bekannt, sondern auch als eines von mehreren Straflagern. Unter der Leitung des preußischen Oberst Freiherr von Wachtmeister zeichnete es sich durch verschärfte Strenge und schlechtere Haftbedingungen aus.

Dort wurden „Widerspenstige“ und „Ungehorsame“ inhaftiert, die die Regeln anderer Lager nicht befolgt hatten, insbesondere Kriegsgefangene, die eine Flucht aus diesen geplant oder daran teilgenommen hatten. Trotz intensiver Durchsuchungen und Kontrollen sowie einer größeren Wachmannschaft war im Lager eine polnische Untergrundorganisation tätig, die Kontakt zu einer Einheit des Oberkommandos der Polnischen Heimatarmee in Warschau unterhielt. Ziel der Organisation war der Erhalt einer aufrechten moralischen und patriotischen Haltung, die Vorbereitung eines aktiven Widerstandes im Falle des Versuchs einer Liquidierung polnischer Offiziere, die Verbreitung destruktiver Propaganda unter den Soldaten der Wachmannschaft, die Organisation eines Rundfunkempfanges (die polnischen Kriegsgefangenen verfügten über zwei Empfangsgeräte) samt Weiterleitung der Informationen im gesamten Lager und die Hilfestellung bei Ausbruchsvorbereitungen.

Die Hoffnung der Wehrmachtsführung auf das Verhindern von Ausbrüchen mittels Einführung von Straflagern erfüllte sich nicht. Bereits 1942 floh der Unteroffizier der Kavallerie Wacław Zdyba, der es zurück nach Polen schaffte und die Leitung des Widerstandes in Oberschlesien übernahm. Er starb während einer bewaffneten Aktion 1944. Das Oflag X C war zwar gut bewacht, lag aber auf einem Grund, der sich für unterirdische Fluchtversuche eignete. 1943 konnten so vier polnische Offiziere fliehen, von denen zwei später im Kampf fielen: der Unteroffizier des Grenzschutzes Kazimierz Witrylak als Soldat der Heimatarmee bei Hrubieszów, und der Marineunteroffizier Lucjan Masłocha, der sich nach seiner Flucht nach Dänemark der dortigen Untergrundbewegung anschloss und gemeinsam mit seiner Frau während eines Kampfes fiel. Sie wurden auf dem Gräberfeld für Helden des dänischen Widerstandes auf dem Kopenhagener Friedhof bestattet.

Nach einigen gelungenen und missglückten Ausbruchsversuchen (die ebenfalls von Gefangenen anderer Nationalitäten durchgeführt wurden) verschärfte der Lagerkommandant die strengen Regeln, dennoch gab es weitere Fluchtversuche. Als die polnischen Kriegsgefangenen im August 1944 in andere Lager geschickt wurden, gaben sie die unbeendete Arbeit an französische Gefangene ab. Die letzte Gruppe wurde in Ketten und unter verschärfter Aufsicht ins Oflag VI B Dössel gebracht. Trotz besonderer Kontrolle gelang es, einen auseinandergebauten Radioapparat zu transportieren.

Auf der Namensliste polnischer Opfer des Zweiten Weltkrieges, die auf dem Friedhof in Vorwerk bestattet wurden, befinden sich zwölf Namen mit Angabe des militärischen Dienstgrades oder dem Vermerk „Polnischer Soldat“. Es handelt sich dabei um polnische Kriegsgefangene des Oflag X C, die unter unterschiedlichen Bedingungen seit Beginn der Internierung von Polen im Lager 1941 bis zur Befreiung im Mai 1945 verstarben.

Die Namensliste unter Beibehaltung der originalen deutschen Schreibweise:

 

JABLONSKY KONSTANTY Major

* 1894

† 11.3.1942

 

SKACZYLA HENRYK Poln. Soldat

* 1900

† 4.4.1942.

 

UNBEKANNT Poln. Soldat

† 6.4.1942

 

DURAK NICOLY Poln. Soldat

* 1892

† 8.8.1942

 

HAUPTMANN FELIKS Poln. Soldat

* 1890

† 29.8.1942

 

TERASIN ZYGMUNT Oberltn.  

* 1894

† 14.5.1943

 

RASZTOR WALENTY Oberltn.

* 1905

† 28.6.1943

 

LECZKOWSKI BRONISLAW Poln. Ltn.

† 11.12.1943

 

Die folgenden polnischen Soldaten starben nach Beendigung der Kriegshandlungen:



GRYZEL Poln. Soldat

† 11.6.1945

 

UNBEKANNT Poln. Soldat

† 27.7.1945

 

WISNIEWSKI JANUSZ DR. Poln. Offiz.

*1918

† 31 8.1945

 

KOLENDOWICZ JOSEF Fähnrich

* 1929

† 17.9.1945

 

Auf der Liste der Toten und Bestatteten des Friedhofes befindet sich der Name des Kriegsgefangenen Nr. 21730/XVIII-A dagegen nicht:

 

WITOLD BILIŃSKI Rittmeister

* 25.9.1899 Woronesch

† 7.10.1945 Lübeck, ohne die ersten Transporte zurück ins Land zu erleben