Großbeeren
Von 1942 bis 1945 hielten sich ungefähr 25.000 Verurteilte im Lager auf, die größte Gruppe stellten Russen, Polen, Franzosen und Tschechen dar. Bei unzureichender Verpflegung, deren Entzug eine der Strafen war, unter Schlägen und Torturen durch stundenlange Appelle unter dem Blick von 60 SS-Aufsehern übten sie unbezahlt Schwerstarbeit zugunsten des Dritten Reiches aus. In Arbeitskommandos aufgeteilt bauten sie Gleiße, Bunker, Kanalisationen, Straßen und Wege. Ein großer Teil von ihnen arbeitete direkt für die Rüstungsindustrie der Daimler-Benz Werke in der Genshagener Heide, die Flugzeugmotoren herstellten. Die Arbeitskräfte wurden saisonal auch in großen örtlichen Landwirtschaftsbetrieben eingesetzt. Zum Ende der Kriegshandlungen hin ersetzte eine Einheit der Landesschützen, bewaffnete Zivilisten in Uniform, die SS-Wachmannschaft. Drei Tage vor Einmarsch der Roten Armee floh die Lagerführung und ließ im Lager ungefähr 1.000 Häftlinge zurück.
Auf dem linken Steinpfosten des Eingangs befindet sich eine Tafel mit folgendem Text:
Zum Gedenken an die im faschistischen Arbeitserziehungs- und Gestapodurchgangslager Grossbeeren umgekommenen und hier in einer ehemaligen Kiesgrube in Massengräbern bestatteten 1197 Häftlinge
Die genaue Opferanzahl des Lagers ist nicht bekannt, die offizielle Liste enthält 1.197 dokumentierte, namentliche sowie hinsichtlich ihrer Herkunft bekannte Opfer aus Großbritannien, Belgien, Weißrussland, Bulgarien, Kroatien, Dänemark, Griechenland, Frankreich, Spanien, Niederlande, Jugoslawien, Litauen, Lettland, Deutschland, Polen, Serbien, der Slowakei, der Türkei, der Sowjetunion, der Ukraine, Ungarn und Italien. Zudem führt sie auch elf Namen von Staatenlosen an, darunter vier polnisch klingende.
Die jungen Männer im Alter von 17 bis 30 Jahren starben oder wurden umgebracht und zunächst auf dem Lagergelände begraben, 200 von ihnen an der Mauer des örtlichen Friedhofes. Mit der Zeit und der zunehmenden Sterblichkeit wurden die Toten in einer Kiesgrube in Friedhofsnähe begraben, die zuvor als Mülldeponie gedient hatte. In den Jahren 1946 bis 1949 entstand auf den Massengräbern der ehemaligen Kiesgrube ein Gedenkort, zu Beginn als Friedhof mit einem 1951 aufgestelltem Denkmal, der 1967 umgebaut wurde. Der einst vergessene und verwahrloste Friedhof erlangte in den 1990er Jahren sein heutiges Aussehen. Die Hauptallee, von Metallplatten mit den Namen der Bestatteten gesäumt, führt zum Denkmal, in dessen Mittelteil eine Tafel mit folgendem Text zu sehen ist:
Die Bevölkerung des Kreises Zossen gedenkt der an dieser Weihestätte ruhenden Opfer des Faschismus u. Militarismus
Auf weiteren Tafeln sind die Namen der Länder und die Anzahl ihrer Opfer zu lesen, unter anderem 334 polnische Antifaschisten.
Im September 2002 wurde eine ergänzende Tafel mit folgendem Text feierlich enthüllt:
ZWISCHEN 1942 UND 1945 STARBEN IM EHEMALIGEN ARBEITSERZIEHUNGSLAGER GROSSBEEREN 1289 HÄFTLINGE AUS 25 LÄNDERN. HIER FANDEN ETWA 210 VON IHNEN DIE LETZTE RUHE. DIE NAMEN SIND IN DER GEDENKSTÄTTE VEREWIGT