Gardelegen

Denkmal an der Gedenkstätte
Denkmal an der Gedenkstätte

In Kolonnen von 100 Häftlingen wurden sie in eine zwei Kilometer entfernte gemauerte Scheune geführt, die dem großen Landwirtschaftsbetrieb Gut Isenschnibbe gehörte. Vor der Ankunft wurde deren Boden mit benzingetränktem Stroh ausgelegt. Nachdem über 1.000 Personen im Gebäude eingesperrt worden waren, wurde das Stroh mittels Phosphormunition angezündet. Den Gefangenen gelang es zweimal die Flammen mit ihren Häftlingsjacken zu löschen, aber die Täter nutzten unterschiedliche Waffen: persönliche Schusswaffen von Offizieren und Mitgliedern der NSDAP, Maschinengewehre und Phosphorgranaten. Am Verbrechen beteiligten sich örtliche Parteifunktionäre, Angehörige der SS und Waffen-SS, Soldaten der Luftstreitkräfte, eine Spezialeinheit der Fallschirmjäger, die Polizei, die Hitlerjugend, der Volkssturm, Beamte, der Reichsarbeitsdienst, der Technische Dienst und die Feuerwehr. Der Massenmord dauerte bis zum Abend, anschließend beförderten Gardelegener Zivilisten die Leichen teilweise in eine Grube in der Nähe und bedeckten sie mit einer dünnen Schicht Erde. Zur Vernichtung der Beweismittel wurde aus der Stadt zusätzliches Benzin beschafft, um die noch zu erkennenden Überreste vollends zu vernichten. Die Opfer dieses Massenmordes stammten aus Polen, Russland, Ungarn, Belgien, Deutschland, Italien, der Tschechoslowakei, Jugoslawien, den Niederlanden, Spanien und Mexiko. Nur in 305 Fällen konnten die Opfernamen ermittelt werden.  

Genau 24 Stunden später unterzeichneten die Verteidiger der Stadt die bedingungslose Kapitulation. Am 15. April entdeckten amerikanische Soldaten den Ort des Massenmordes. Der Hauptverantwortliche, der örtliche Leiter der NSDAP und Obersturmbannführer der SS – Gerhard Thile – entging der Festnahme und konnte erst identifiziert werden, als er 1994 starb.

Am 21. April zwang die amerikanische Armee die Bewohner Gardelegens und Umgebung zur Hilfe bei der Exhumierung der schnell und provisorisch begrabenen Menschen. 250 bis 300 Einwohner transportierten vier Tage lang Leichen oder deren verbrannte Teile. In ungefähr 300 Metern Entfernung vom Ort des Verbrechens entstand ein Friedhof. Jedes Opfer fand seine letzte Ruhestätte in einem Einzelgrab mit einem weißen Kreuz oder Davidstern. Der Friedhof erhielt den Status einer Kriegsgräberstätte.