Fürstenberg (Oder)

Wie die übrigen Stalag, Lager für Soldaten und Unteroffiziere, war das Stalag III B für einen kurzen Aufenthalt vorgesehen. Nach der Registrierung wurden die Gefangenen zur Arbeit in neu entstehenden Nebenlagern oder in der Rüstungsindustrie, für die Städte, Gemeinden oder in der Landwirtschaft geschickt. Nach der Fertigstellung der Baracken und weiterer Gebäude sowie Anlagen im Sommer 1940 wurde der ersten Gruppe polnischer Internierter der Kriegsgefangenenstatus aberkannt, worauf das Arbeitsministerium über sie als ortsgebundene Zwangsarbeiter verfügte. Offiziell wurden ab Mitte 1940 keine polnischen Kriegsgefangenen mehr vermerkt. Wahrscheinlich hielten sich jedoch solche nach Aberkennung ihres Status bis mindestens Februar 1942 als Zwangsarbeiter auf dem Gebiet des Lagers auf. Starben sie in dieser Zeit, wurden sie in verschiedenen Gräbern begraben, deren Standort auf dem Friedhof nicht mehr ermittelt werden kann.
Die Situation änderte sich am 4. Dezember 1944, als aus dem Stalag III A Luckenwalde ein Transport mit 200 Gefangenen der Polnischen Heimatarmee, Teilnehmern am Warschauer Aufstand, ankam. Bis zur Evakuierung im Januar 1945 durchliefen mehr als 100.000 Gefangene das Lager. Sie wurden in Abhängigkeit ihrer Abstammung und Nationalität unterschiedlich behandelt, mussten bei unzureichender Ernährung und schwacher medizinischer Versorgung schwere Arbeiten verrichten, wodurch sie erkrankten, oftmals tödlich. Die Befreiung erfolgte am 28. April durch die Rote Armee.
Am schlechtesten wurden Russen behandelt, die die Nationalität mit der höchsten Opferzahl darstellen. Über 4.000 von ihnen, zunächst auf dem städtischen Friedhof und dann ohne Namen in Massengräbern begraben, wurden 1951 exhumiert und feierlich auf dem Sowjetischen Heldenfriedhof in der Planstadt Eisenhüttenstadt am Platz der Deutsch-Sowjetischen Freudschaft (heute Platz des Gedenkens) bestattet.
Im Gegensatz zum feierlichen Gedenken russischer und der Gräber antifaschistischer Helden seitens der DDR-Behörden wurden die alliierten Kriegsgräber auf dem evangelischen Friedhof an der Kastanienstraße in Eisenhüttenstadt-Fürstenberg vergessen und vernachlässigt. Der Gedenkstein auf dem rechteckigen Gräberfeld stammt aus dem Jahr 1966 und erinnert an 101 Gefangene des Stalag III B und in Fürstenberg gestorbene Zwangsarbeiter. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands kam allmählich die Erinnerung an das Lager zurück, von dem nur noch Überreste vorhanden sind. 2003 öffnete eine Ausstellung, die die Geschichte des Stalags und das Schicksal der Kriegsgefangenen darstellte. Nach der Beendigung wurde sie als Dauerausstellung ins Stadtmuseum Eisenhüttenstadt gebracht. Auf dem 2004 erneuerten Gedenkstein, der zu beiden Seiten über Tafeln mit nach Nationalität gelisteten Namen verfügt, steht folgender Text:
Frieden den hier ruhenden Kriegsgefangenen
Darunter sind weitere Namen zu lesen. Daneben steht ein Gedenkstein für italienische Kriegsgefangene, den das italienische Amt für Kriegsgräberpflege aufstellte.
Es ist nicht auszuschließen, dass die Liste der im Stalag III B verstorbenen Polen unvollständig ist und dort ebenfalls bestattet wurde:
FREJBRUN JAKUB Seemann
* 6.2.1909
† 3.6.1942
Alphabetische Namensliste der polnischen Opfer des Zweiten Weltkrieges, die auf dem Friedhof Eisenhüttenstadt-Fürstenberg begraben wurden (unter Beibehaltung der originalen Schreibweise, die auch auf den Gedenktafeln zu sehen ist):
ALEXSANDROWICZ ANTON
ASZER ITZECK
AUERBACH MOSES
BIEDZISK JOSEPH
BCYBOK JUDA
BEDNARSKI WLADYSLAW
BRZEZINSKI JTZEK
FRANKENSTEIN DAVID
GRZYBORSKI ABRAM
JANUPICH LEOKADIA
KALONSKI LAIB
KROY ABRAM
KRYSIAK ANTON
LAMUS HERZ
MAJKOWSKI ROMAN
MIERZWICKI KASIMIERZ
MOCHNIKI ARON
MODRZEMAK FRANZ
NEUHAUS WOLF
MOSZKOWITSCH SCHLAMA
NOWACKI WLADYSLAW
NOWATKOWSKI JOSEF
OLOSEWSKI WLADYSLAW
OPIESZYNSKI ABRAM
OSTROWSKI JOEL
PAWLIKOWSKI BOLESLAW
PIEKNIEWSKI JOSEF
PUJAN JAN
RZEPKA SZAJA
SAFRIAN STANISLAUS
SEPANIAK ANTON
STRASZYNSKI HENRYK
STEPNIAK FRANUSSEK
SZPIGEL HENOCH
TURMAICSKI WLADYSLAW
SASKI MORDKA
VIRPOMNIAK ANTON
WYSZOGROSKI MORDKA
WEISELFISCH JOSEF
ZEMPOLINSKI BARUCH
ZIMNY WŁADYSŁAW
ŻELASKO MICHAŁ