Böblingen

Der einzige als Kriegsopfer dokumentierte Name taucht in der Stadtchronik auf, in der ein alliierter Bombenangriff vom 7. Oktober 1943 beschrieben wird und bei dem die 32-jährige Polin Valeria Tworziolly, eine Zwangsarbeiterin, ihr Leben verlor. Auf einer allgemeinen Liste von auf dem Friedhof bestatteten Opfern ist sie unter der Nummer 203 aufgelistet als Zworzyllee Vallina, geboren am 13.3.1911 w Dubreski/Krakau Polen, gestorben am 8.1.1943 (bei beiden Angaben wurde die originale deutsche Schreibweise angeführt). Die erwähnten Kriegsgefangenen sind:

KEMONA EDWARD

* 1.9.1914

† 29.11.1945, bestattet in Reihe 16 Grab Nr. 2

LEWANDOWSKI STEFAN 29 Jahre alt

† 24.12.1945, bestattet in Reihe 16a Grab Nr. 1

Über Jahrzehnte war das Thema der Zwangsarbeit in Böblingen während des Zweiten Weltkrieges ein Tabu. Das einzige Zeugnis davon gaben die Zwangsarbeitergräber auf der Grabstätte. Am Rand des ältesten Teiles des Geländes befindet sich ein kleines Gräberfeld mit 32 Grabsteinen polnischer Kinder, die in den Jahren 1946 bis 1950 geboren wurden und starben. Die Geburts- und Todesdaten decken sich mit dem Vorhandensein eines Lagers für Displaced Persons, das aus einem polnischen Teil mit 82 Bewohnern und einem russischen mit 2.800 bestand. Zum Ende seiner Existenz lebten dort überwiegend Polen. Kinder kamen auf Entbindungsstationen in Böblingen und Sindelfingen zur Welt. Aus den im Stadtarchiv erhaltenen Dokumenten lassen sich die Todesursachen erfahren: typische Kinder- und angeborene Krankheiten. Auf die Kindersterblichkeit wirkten sich auch die schlechten Bedingungen im Lager aus.  

Andere Gräber wurden nach der gesetzlich vorgesehenen Zeit aufgelöst, die 32 Gräber polnischer und eines deutschen Kindes überdauerten vom Gesetz geschützt als stumme Zeugen von Kriegsverbrechen. Mit der Zeit verfielen die Grabsteine jedoch. Erst 1998/99 kam es auf Betreiben der Böblinger Einwohner zu Restaurierungsarbeiten. Nur neun Steine konnten in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten werden, die übrigen wurden durch Quader ersetzt, die die erhaltenen Personendaten zeigen.