Roman Lipski

Roman Lipski, in seinem Atelier in Berlin-Schöneberg (2015).
Roman Lipski, in seinem Atelier in Berlin-Schöneberg (2015).

Als Roman Lipski 1989 nach West-Berlin emigriert, ist er gerade mal zwanzig Jahre jung – ein schüchterner Mann, der aus der Kleinstadt Nowy Dwór im Norden Polens stammt. Lipski entflieht der Hoffnungslosigkeit, einer alternativlosen Ausbildung an einer technischen Hochschule, er entflieht der Enge einer Kleinstadt, um in der großen, weiten Welt seine Träume zu verwirklichen. Erst in Berlin und erst mit 21 Jahren nimmt er zum ersten Mal einen Pinsel in die Hand. Heute ist er ein bedeutender Maler, der mit vielen Ausstellungen in Deutschland und Polen vertreten ist. Seine Arbeiten hängen in Galerien und Museen rund um den Globus verteilt und bereichern sogar die Bestände des Museum of Modern Art (MoMA) in New York.

Seine Ankunft in West-Berlin und seine Aufnahme in die Bundesrepublik Deutschland waren typisch für das Procedere der Eingliederung während der großen Emigrationswelle aus Polen in den späten 80er Jahren. Die polnischen Emigranten erhielten einen Laufzettel im Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde, dem so genannten Lager oder „Lagier“. Dieser vermerkte die einzelnen Stationen des Registrierungsprozesses, die von der jeweiligen Behörde abgestempelt wurden. Vom Deutschen Roten Kreuz bis hin zur Befragung durch amerikanische Soldaten – jeder hinterließ auf dem kleinen Zettel sein Zeichen. Anschließend folgte das Leben in Wohnheimen, der Besuch von Deutschkursen und das Warten auf Entscheidungen durch die Behörden. Doch etwas unterschied Lipski vom Gros der Emigranten – es war sein langsam reifender Entschluss, Maler werden zu wollen. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und fragte die Deutschlehrerin, wie man in Berlin Maler werden kann. Im Malkurs in der Volkshochschule Berlin-Kreuzberg, sammelte er erste Erfahrungen mit der bildenden Kunst. Er wechselte zur Berliner Kunstschule „Die Etage“, knüpfte neue Kontakte zur Berliner Künstlerwelt und erlebte das internationale und multikulturelle Leben der Großstadt. Es begannen Jahre der Selbsterfahrung und der Selbstfindung als Maler und Künstler. Dabei kam ihm eine Wendung der Weltgeschichte zu Hilfe. Die Berliner Mauer fiel und Lipski fand in Ost-Berlin den Freiraum, den jeder Künstler braucht. Es waren die teilweise über Nacht verlassenen Wohnungen und Häuser, die ihm und seinen befreundeten Künstlern zur Verfügung standen. Etwas später, Mitte der 90er Jahre und ebenfalls auf der Suche nach künstlerischem Freiraum, fanden sich in Berlin polnische Künstler und kreative Polen zusammen, die das „Kleine Manifest der Polnischen Versager“ verfassten. Roman Lipski war in der Geburtsstunde des späteren „Clubs der Polnischen Versager“ dabei und zwar als Schauspieler und Bühnenbildner des Theaterensembles „Babcia Zosia“ (Oma Sophia), als Mitglied der satirischen Radiosendung „Gaulojzes Golana“ und vor allem in der Redaktion der Zeitschrift „Kolano“ (Das Knie) als Dichter und Zeichner.

Roman Lipski sieht sich persönlich als Berliner Maler. Seine polnische Herkunft verbindet er mit seiner Kindheit und seiner Familie. Heute ist er ein bekennender Europäer mit polnischer Basis und einem Berliner Überbau. Zurzeit lebt und arbeitet er in Berlin-Schöneberg.

Seine Bilder erzählen von den Spannungen an den Schnittstellen von Natur und Mensch. Sie zeigen Landschaften, in die sich die menschliche Hand, das menschliche Tun hineinfräst. Sie spiegeln die Atmosphäre wider, die um diese Schnittstellen entsteht. Es ist der „dritte Plan“ hinter den Objekten und noch hinter dem Hintergrund, der den Betrachter irritiert und verunsichert. Für jemanden, der einmal mit dem Auto oder Zug quer durch Polen reiste, ist alles scheinbar vertraut. Man kennt die Häuser mit ihren grauen und beschädigten Fassaden, die endlosen Strommasten und ziellosen Heizungsrohre. Man kennt auch die Bäume und Sträucher, die wild an den Wegen und Schienen wachsen. Alles zusammen bildet jedoch bei Lipski eine bedrohliche Kulisse. Getaucht in starke Farben und kräftige Kontraste erscheinen die Motive wie ein geflüsterter Schrei.

 

Adam Gusowski, Februar 2016

 

Einzelausstellungen:
 

2015

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Warszawa, Polen


2014

Atlas Sztuki, Łódź (Lodz), Polen

Kraszewski-Museum, Dresden, 

MuzeumNarodowe w Szczecinie (Nationalmuseum in Stettin), Polen


2013

Arte Giani, Frankfurt am Main,

Polnisches Institut Berlin,

Sophisticated Art, München

Galerie Ralf Dellert, München


2012

Kunst 12 Zürich, Arte Giani, Zürich, Schweiz

Polnisches Institut Düsseldorf


2011

Galeria Stefan Szydlowski, Warszawa (Warschau), Polen,

Schloss Genshagen (Stiftung Genshagen, Berlin-Brandenburgisches Institut für Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Europa)

Artparis 2011, Paris, Frankreich

Kunstraum ARS – Akademie für Recht, Steuern & Wirtschaft, Wien, Österreich


2010

Atlas Sztuki, Łódź, Polen


2009

Galerie Birgit Ostermeier, Berlin

Kunstverein Lippe - Lippische Gesellschaft für Kunst, Detmold


2008

Polnisches Institut Berlin

Galerie Birgit Ostermeier, Berlin


2005

Galeria Muz 13, Szczecin (Stettin), Polen

 

Gruppenausstellungen:
 

2013

ON 'ALIENATION/ ESTRANGEMENT' Elgiz Museum of Contemporary Art, Instanbul, Türkei „Schöne Landschaft – Bedrohte Natur. Alte Meister im Dialog mit zeitgenössischer Kunst“, Kunsthalle Osnabrück

Andratx Open III, Centro Cultural Andratx, Mallorca, Spanien


2012

Mit I Melancholia, Galeria BWA w Jeleniej Górze (Hirschberg), Polen

Interior Visions: Selections from the Collection,Colby Museum of Art, Waterville, ME USA „Festhalle“, Thomas Hillig und Roman Lipski, dorisberlin, Berlin

Mit I Melancholia, Galeria Bielska BWA, Bielsko-Biała (Bielitz-Biala), Polen

Berlino come New York, Stefan Hoenerloh - Andrea Chiesi - Roman Lipski Galleria Rubin, Milano, Italien

A Sense of Place: Landscapes from Monet to Hockney, bgfa, Las Vegas, USA

MythandMelancholy, MWW - Wrocław (Breslau), Polen

Sammlung Marx. Eine Auswahl, Muzeum Narodowe w Szczecinie (Nationalmuseum in Stettin), Polen


2011

Nowe Tendencje w Malarstwie Polskim 2, BWA Bydgoszcz (Bromberg), Polen

Kunst 11 Zürich, Arte Giani, Zürich, Schweiz

art.fair Köln, Köln

Sammlung Marx. Eine Auswahl, Atlas Sztuki, Łódź (Lodz), Polen

Polish! Contemporary Art from Poland, Künstlerhaus Bethanien, Berlin

The Changing Soil: Contemporary Landscape Painting, Museum of Fine Arts, Boston, USA


2010

Beijing Biennale, National Art Museum of China, Beijing, China

Nagoya/Boston Museum of Fine Arts, Nagoya, Japan

Polnische Malerei aus der Sammlung Marx, Polnisches Institut Berlin

Arco, Madrid, Spanien


2009

Wir Berliner / My Berlińczycy, Märkisches Museum & Ephraim Palais, Berlin


2008

Supernatural, Centro Cultural Andratx, Mallorca, Spanien

2041 - Unknown Works Collected by Erich Marx, Artnews Projects, Berlin


2007

„A Poisoned Source - Polish Contemporary Art in a Post-Romantic Landscape“, in Muzeum Narodowe (Nationalmuseum) Szczecin, Polen und Latvijas Nacionālais mākslas muzejs (Lettisches Nationales Kunstmuseum), Riga, Litauen

Another Selection, Elgiz Museum, Istanbul, Türkei


2006

Galeria Sektor, GCK Katowice (Kattowitz), Polen


2005

Die Verdammten im Haus Schwarzenberg, Galerie Neurotitan, Berlin

New Acquisitions, Muzeum Sztuki Wspolczesnej (Museum für Gegenwartskunst), Szczecin (Stettin), Polen


2004

20. Festival of contemporary painting of Poland, Zamek Książąt Pomorskich, Szczecin (Stettin), Polen

Berlinische Galerie, Berlin

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  • Roman Lipski - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku"

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.