Ludwik Mierosławski
Am 18. März 1848 erreicht die “Märzrevolution” auch Berlin. Nicht weit von der Berliner Breiten Straße, in der Barrikaden errichtet wurden, saß in der Taubenstraße eine Gruppe von politisch aktiven, polnischen und deutschen Studenten und schrieb eine Petition an Friedrich Wilhelm IV. Am 19. März wurde die Petition dem König überreicht. Am 20. März konnte der König, auch unter dem Druck der deutschen Bevölkerung und aufgrund der Ereignisse der “Märzrevolution”, nichts anderes tun, als die Amnestie für die polnischen Aufständischen zu erlassen. Ludwik Mierosławski und Karol Liberta wurden bei ihrer Freilassung von der wartenden Menge empfangen und bejubelt. An dem Tag hielt Ludwik Mierosławski mehrmals feurige Reden und wurde begeistert gefeiert. Die Nachricht von der Freilassung der polnischen Aufständischen machte auch nicht vor der Provinz Posen Halt. Dort kam es noch im selben Jahr zum “Großpolnischen Aufstand von 1848”. Einer der Anführer war Ludwik Mierosławski. Der Aufstand wurde niedergeschlagen und Mierosławski für eine kurze Zeit wieder verhaftet und dank der Protektion Frankreichs freigelassen. Ludwik Mierosławski engagierte sich auch bei anderen Aufständen und Erhebungen in Baden und Italien. Bei der “Badischen Revolution 1848/49 spielte er eine wichtige Rolle. Im Juni 1849 wurde er nämlich zum General der Revolutionsarmee ernannt. Nach dem endgültigen Scheitern des Aufstandes floh Ludwik Mierosławski nach Paris. Er fühlte sich wohl den Unterdrückten seiner Welt sehr verpflichtet, denn bereits 1861 zog Mierosławski wieder in einen Unabhängigkeitskampf, diesmal nach Oberitalien, um dort gegen die österreichische Vorherrschaft zu kämpfen. 1863 zog es ihn noch ein Mal in den Osten Europas. Als Anführer im polnischen Januaraufstand kämpfte Ludwik Mierosławski gegen das Russische Reich. Leider erfolglos. Nach der Niederschlagung floh Mierosławski nach Paris, wo er am 22. November 1878 starb. Auf den eigenen Staat mussten die Polen nach dem “Polenprozess” noch 70 Jahre warten.
Adam Gusowski, April 2020
Ludwik Mierosławski - Biographische Daten
geb. am 17. Januar 1814 in Nemours, Frankreich
1820 - Umzug in die russischen Teilungsgebiete Polens, nach “Kongresspolen”
bis 1827 Pianistenschule in Łomża
bis 1830 Kadettenschule in Kalisz
1830 - Teilnahme am Novemberaufstand als Unteroffizier
1831 - Rückkehr nach Frankreich
nach 1833 - Mitglied der Polnischen Demokratischen Gesellschaft, später auch in Führungskreisen
1839 bis 1840 - Vorträge am Französischen Historischen Institut in Paris über die Geschichte der slawischen Völker
1846 - Vorbereitung des Großpolnischen Aufstandes, durch Verrat verhaftet
1847 - “Polenprozess” und Todesurteil, umgewandelt in lebenslange Haft
1848 - Amnestie und Befreiung aus dem Moabiter Gefängnis in Berlin
1848 - Teilnahme am “Großpolnischen Aufstand von 1848”
1848 - erneute Verhaftung und Freilassung durch Protektion Frankreichs
1848 - Stabchef der Armee der Sizilianischen Revolutionsregierung
1849 - Rückkehr nach Paris
1849 - Karlsruhe, General und Oberbefehlshaber der badischen Revolutionsarmee bei der badischen Revolution
1849 - Rückkehr nach Paris, Beschäftigung als Privatlehrer
1860 - Oberbefehlshaber der Internationalen Legion in Italien
1861 bis 1862 - Leiter der Polnischen Militärschule in Genua
1863 - Teilnahme am polnischen Januaraufstand gegen das Russische Reich, nach dem Scheitern des Aufstandes zieht er sich aus dem politischen Leben zurück und betätigt sich verstärkt als Schriftsteller in Paris.
am 22. November 1878 stirbt Ludwik Mierosławski in Paris