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„Malerfürst“ Jan Matejko in der Bundeskunsthalle

Jan Matejko: Selbstporträt/Autoportret, 1892. Öl auf Leinwand, 160 x 110 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 434 MNW

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  • Abb. 1: Besuch des Kaisers, 1881  - Juliusz Kossak: Besuch des Kaisers Franz Joseph im Haus Jan Matejkos, Aquarell, 1881, Nationalmuseum Krakau
  • Abb. 2: Bildnis Teodora Matejko, 1879 - Jan Matejko: Bildnis Teodora Matejko, 1879, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 3: Sigismund II. August und Barbara, 1867 - Jan Matejko: Sigismund II. August und Barbara am Radziwiłł-Hof in Vilnius, 1867, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 4: Der blinde Veit Stoß, 1864 - Jan Matejko: Der blinde Veit Stoß mit seiner Enkelin, 1864, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 5: Porträt der drei Kinder Matejkos, 1870 - Jan Matejko: Porträt der drei Kinder des Künstlers, 1870, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 6: Jerzy Matejko zu Pferd, 1882 - Jan Matejko: Jerzy Matejko zu Pferd, 1882, Öl auf Holz, Kunstmuseum Łódź
  • Abb. 7: Selbstporträt, 1892 - Jan Matejko: Selbstporträt, 1892. Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 8: Jan III. Sobieski bei Wien (Entwurf), 1880 - Jan Matejko: Jan III. Sobieski bei Wien (Entwurf), 1880, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Krakau
  • Abb. 9: Jungfrau von Orléans, 1883 - Jan Matejko: Die Jungfrau von Orléans, 1883, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Krakau
  • Abb. 10: Die Verurteilung Matejkos 1867 - Jan Matejko: Die Verurteilung Matejkos, 1867, Öl auf Karton, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 11: Porträt Marcelina Czartoryska, 1874 - Jan Matejko: Porträt Marcelina Czartoryska, 1874, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Krakau
  • Abb. 12: Porträt Mikołaj Zyblikiewicz, 1887 - Jan Matejko: Porträt Mikołaj Zyblikiewicz, 1887, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Krakau
  • Abb. 13: Porträt Henryk Krajewski, 1892 - Jan Matejko: Porträt Henryk Krajewski, 1892, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 14: Die Babinische Republik, 1881 - Jan Matejko: Die Babinische Republik, 1881, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 15: Titel der Ausstellung - Titel der Ausstellung „Malerfürsten“, Bonn 2018/19
  • Abb. 16: Diaschau der Ausstellung - Diaschau der Ausstellung „Malerfürsten“, Bonn 2018/19
  • Abb. 17: Saal mit Porträts der „Malerfürsten“ - Saal mit Porträts der „Malerfürsten“, Bonn 2018/19
  • Abb. 18: Ausstellungsansicht - Ansicht der Ausstellung „Malerfürsten“, Bundeskunsthalle Bonn, 2018/19
  • Abb. 19: Ausstellungsansicht - Ansicht der Ausstellung „Malerfürsten“, Bundeskunsthalle Bonn, 2018/19
  • Abb. 20: Ausstellungsansicht - Ansicht der Ausstellung „Malerfürsten“, Bundeskunsthalle Bonn, 2018/19
  • Abb. 21: Ausstellungsansicht - Ansicht der Ausstellung „Malerfürsten“, Bundeskunsthalle Bonn, 2018/19
Jan Matejko: Selbstporträt/Autoportret, 1892. Öl auf Leinwand, 160 x 110 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 434 MNW
Jan Matejko: Selbstporträt/Autoportret, 1892. Öl auf Leinwand, 160 x 110 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 434 MNW

Die Ausstellung war einer der noch viel zu seltenen Versuche, die meist auf die nationalen Grenzen beschränkte kunsthistorische Forschung auf einen gesamteuropäischen Überblick zu erweitern. Seit jeher haben Künstler nationale Grenzen – meist zum Studium und in jungen Jahren – sehr viel leichter überwunden als Jahrhunderte später die mit Sprachbarrieren und nicht verfügbarer Literatur konfrontierten Kunstbetrachter, Kunstliebhaber und Wissenschaftler. Leighton wuchs vorwiegend in Deutschland und Italien auf, lebte in Frankfurt, Rom und Paris und sprach vier Sprachen fließend. Matejko studierte unter anderem in München und Wien, reiste häufig nach Paris, in zahlreiche weitere europäische Städte und bis nach Istanbul. Auch Munkácsy wurde in Wien und München ausgebildet und war europaweit auf Ausstellungen vertreten. Gleichwohl sind sie und ihre Werke dem deutschen Publikum heute so gut wie unbekannt, während beispielsweise Matejko in Polen aufgrund seiner Gemälde zur polnischen Geschichte immer noch als außerordentlich bedeutender Historienmaler gewürdigt wird. Während ihrer Lebenszeit hingen ihre teils monumentalen Gemälde zusammen mit denen von Makart, Lenbach, Kaulbach und Stuck auf allen wichtigen internationalen Kunst- und Weltausstellungen. Diesen Eindruck stellte die Bundeskunsthalle mit ihrer Ausstellung wieder her.

Die bereits genannten Kriterien, die Künstler in ihrer Zeit zu „Malerfürsten“ machten, treffen natürlich auf alle sieben in der Ausstellung vertretenen Maler zu. Dennoch gibt es Unterschiede, die aus den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, aber auch aus der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur resultierten. Matejko wirkt als Person und Bewohner seines viergeschossigen, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Elternhauses in der Krakauer Altstadt bescheidener als die übrigen „Malerfürsten“. 1872 ließ er jedoch das Gebäude durch eine neobarocke Fassade mit einer Rustika und Masken im Erdgeschoss, einer über zwei Stockwerke reichenden Pilasterarchitektur und einem Balkon vor der Beletage repräsentativ aufwerten. Im Jahr darauf wurde er zum Direktor der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau ernannt und engagierte sich bis zu seinem Lebensende für die Restaurierung und den Erhalt der Krakauer Baudenkmäler. Bereits am 29. Oktober 1878 wurde ihm – Synonym für den inoffiziellen Titel eines „Malerfürsten“[16] – im Krakauer Rathaussaal vor seinem Historiengemälde „Die Schlacht bei Grunwald/Bitwa pod Grunwaldem“ (1878, heute im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie) ein zuvor in der Kathedrale vom Krakauer Bischof gesegnetes Zepter „zum Zeichen seiner Herrschaft im Reiche der Kunst“ überreicht, wie die Wiener Tageszeitung Die Presse einige Tage später berichtete: „Johann Matejko war heute Gegenstand der allgemeinen Huldigung seitens seiner Krakauer Mitbürger, welche ihn in einer Weise auszeichneten, wie noch keiner vor ihm“ und „in Erwägung, dass Johann Matejko sich in der Malerkunst zu einer in polnischen Landen früher unerreichten Höhe emporgeschwungen und mit seinen Werken vor dem Areopag der zivilisierten Welt als Meister erglänzte; in weiterer Erwägung, dass er durch seinen Ruhm auch der polnischen Nation Ruhm und Ehre eingebracht, indem er deren Leben und Lebensfähigkeit glänzend bewies“.[17]

Anlässlich seines Begräbnisses wurde Matejko, so die Wiener Wochenzeitung Das interessante Blatt, „mit wahrhaft königlichen Ehren“ und als „Fürst der Kunst“ durch „zahlreiche Notabilitäten des Landes“, den Kardinal-Fürsterzbischof, Abordnungen in- und ausländischer Vereine und Zünfte und einem „nach Tausenden zählenden“ Leichenzug zu Grabe getragen, von dem eine Fotografie in der Zeitung abgebildet[18] und jetzt eine Aufnahme in der Bonner Ausstellung zu sehen war. Schon zwei Jahre danach erwarb ein Förderverein Matejkos Wohnhaus von der Familie des Künstlers aus Mitteln einer Tombola. Es wurde ab 1896 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und als Jan-Matejko-Haus/Dom Jana Matejki w Krakowie 1904 zu einer Zweigstelle des Krakauer Nationalmuseums erklärt. In einem Kurzfilm („Behind the Art“) zur Bonner Ausstellung berichtete die Leiterin des Hauses, Marta Kłak-Ambrożkiewicz, die auch für den Ausstellungs-Katalog einen umfangreichen Beitrag über Matejko lieferte, über die bis heute anhaltende öffentliche Wirkung dieses ältesten biografischen Museums in Polen.

 

[16] Doris H. Lehmann: „Malerfürsten“. Facetten einer modernen Erfolgsgeschichte, im Ausstellungs-Katalog, Seite 10 (vergleiche die ausführliche bibliografische Aufnahme des Ausstellungs-Katalogs „Malerfürsten“, 2018, am Ende des Beitrags)

[17] Die Presse, Wien, 31.10.1878, Seite 10 (als Online-Ressource verfügbar auf https://diepresse.com/home/anno/index.do)

[18] Das Leichenbegängniß Jan Matejko’s in Krakau, in: Das interessante Blatt, XII. Jahrgang, Nr. 47, Wien, 23.11.1895, Seite 4-5 (Digitalisat: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=dib&datum=18931123&seite=4&zoom=33)