Polnische Zwangsarbeitende in Witten 1940–1945
Ausmaße der Zwangsarbeit in Witten
Neben der Arbeit im Annener Gußstahlwerk wurden weitere Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in unterschiedlichen Bereichen, sei es in der Landwirtschaft, in handwerklichen und weiteren rüstungsproduzierenden Betrieben oder auch in Privathaushalten, eingesetzt. Den größten Teil der Zwangsarbeitenden stellten die sogenannten „Ostarbeiterinnen“ und „Ostarbeiter“ mit circa 50 % aller in Witten tätigen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern dar.[10] Darüber hinaus gab es sowohl sowjetische Kriegsgefangene als auch italienische Militärinternierte, die ebenfalls Zwangsarbeit in Witten verrichtet haben.[11] Weitere Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, jedoch in deutlich geringerer Anzahl in Witten eingesetzt, stammten aus Belgien, den Niederlanden, Frankreich und der Tschechoslowakei.[12]
Kurze Zeit nach dem Überfall auf Polen wurden polnische Zivilarbeiterinnen und Zivilarbeiter sowie Kriegsgefangene unter Zwang als Arbeitskräfte nach Witten herangezogen und überwiegend in landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt.[13] Den größten Anteil der in Witten beschäftigten polnischen Zwangsarbeitenden machten zivile Arbeitskräfte aus. Anhand der neuesten Forschungserkenntnisse lässt sich eine Anzahl von mindestens 391 polnischen Zwangsarbeitenden in unterschiedlichen wirtschaftlichen Betrieben im heutigen Wittener Stadtgebiet nachvollziehen.[14] Hinzu kommen die 71 namentlich bekannten polnischen KZ-Häftlinge, die 1944 mit dem ersten Transport in das KZ-Außenlager Witten-Annen deportiert und zur Arbeit im AGW eingesetzt wurden. In der durch den Historiker Klaus Völkel verfassten Gedenkschrift für die Opfer der Zwangsarbeit in Witten wird auf eine Mindestanzahl von 700 polnischen zivilen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern hingewiesen.[15] Da polnische Zwangsarbeitende aufgrund des vermehrten Einsatzbereiches in der Landwirtschaft auch oftmals in Privathaushalten eingesetzt wurden, kann davon ausgegangen werden, dass die tatsächliche Anzahl der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Polen höher liegt.
Von den für die NS-Zwangsarbeit in Witten nachgewiesenen Todesfällen können 51 Tode polnischen Zwangsarbeitenden zugeordnet werden.[16] Bis zum Ende des Krieges sind insgesamt etwa 5 % aller in Witten tätigen Zwangsarbeitenden gestorben.[17]
[10] Vgl. Klein, Ralph:, S. 35.
[11] Vgl. ebd., S. 26 ff.; S. 31.
[12] Vgl. ebd., S. 36 ff.
[13] Vgl. Völkel, Klaus, S. 16.
[14] Vgl. Klein, Ralph, S. 36 ff.
[15] Vgl. Völkel, Klaus:, S. 21.
[16] Davon 34 aus den Wittener Grabstätten identifizierte polnische Zwangsarbeitende sowie 17 verzeichnete Todesfälle von polnischen Zwangsarbeitenden mit unbekannter Grabstätte; vgl. ebd., S. 66 ff.
[17] Vgl. Klein, Ralph, S. 35.