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"Ein Gespräch mit einem interessanten Menschen". Folge 3: Władysław Studnicki

"Ein Gespräch mit einem interessanten Menschen": Władysław Studnicki, Diplomat
"Ein Gespräch mit einem interessanten Menschen": Władysław Studnicki, Diplomat

Gusowski: "Guten Abend meine Damen und Herren, in unserer allwöchentlichen  Sendung “Ein Gespräch mit einem interessanten Menschen”. Heute zu Gast bei mir, aber dank der neuesten Übertragungstechnik auch bei Ihnen zu Hause, Władysław Studnicki. Guten Abend."

Studnicki: "Guten Abend."

Gusowski: "Herr Studnicki, bevor wir zu Ihrer mit Sicherheit interessanten Person kommen, sagen Sie uns bitte, wo sind wir und was sehen wir im Hintergrund."

Studnicki: "Hinter uns steht noch das alte Lokal “Paris Moskau”, hier traf ich mich mit dem preußischen Generaloberst und Politiker Hans Hartwig von Beseler."

Gusowski: "Wann genau?"

Studnicki: "Genau? Genau von 12.05 Uhr bis 16.37 Uhr am 10. Mai 1916."

Gusowski: "Zufällig hier?"

Studnicki: "Im Gegenteil, es war kein Zufall. Schauen Sie sich genau den Namen an. Paris Moskau, und wo bleibt Berlin und Warschau. Mich interessierte schon immer die deutsch-polnische Zusammenarbeit, auch im Hinblick auf ein unabhängiges Polen. Irgendwann mal."

Gusowski: "Da sind wir schon beim Thema. Wie kamen Sie auf die Idee, für Polens Unabhängigkeit gerade auf die Deutschen zu setzen, immerhin beteiligten sich die Preußen an den Teilungen Polens."

Studnicki: "Bei weitem nicht so schlimm wie die Russen, die 80% Polens besetzten. Außerdem probierte ich vorher mit den Österreichern und Ungarn, aber das sind echte Versager."

Gusowski: "Dennoch. Ausgerechnet mit den Preußen. Wir wissen doch, was die Preußen den Polen angetan haben?"

Studnicki: "Genau. Bodenreform eingeführt, Schulwesen reformiert, Kanalisation in Posen, Parlamentarismus vorangetrieben, Frauenrechte angemahnt, Raczynski unterstützt."

Gusowski: "Ja, ja, ist schon gut. Das ist allgemein bekannt. Also deutsch-polnischer Kern als Motor für Polens Unabhängigkeit und Friedensgarantie in Europa?"

Studnicki: "Sie haben es erfasst. Aber denken Sie, jemand hat auf mich gehört. Im Gegenteil. Für diese Bemühungen war ich mein halbes Leben im Gefängnis."

Gusowski: "Es tut mir leid."

Studnicki: "Mir tuts auch leid, für den Zweiten Weltkrieg, und den Kalten Krieg danach. Das alles hätte womöglich vermieden werden können, hätten bloß diese Sturköpfe auf mich gehört und nicht den Nationalisten geglaubt.

Gusowski: "Und heute?"

Studnicki: "Heute ist die Idee einer deutsch-polnischen Zusammenarbeit mitten in Europa immer noch aktuell. Vielleicht aktueller denn je. Wir haben die Chance, sie zu verwirklichen. Für Polen, für Deutschland, für Europa."

Gusowski: "Und mit diesem positiven Akzent verabschiede ich mich von Ihnen Herr Studnicki, vielen Dank für das interessante Gespräch."

Studnicki: "Bitte, bitte."

Gusowski: "Und auch vielen Dank an Sie, bitte schalten Sie wieder ein, wenn es heisst “Ein Gespräch mit einem interessanten Menschen”, nächste Woch ungefähr um die gleiche Zeit. Und bis dahin sage ich Ciao Ciao und Pa Pa."

 

Autoren: Adam Gusowski, Piotr Mordel
Kamera und Ton: Jarek Godlewski
Schnitt: Adam Gusowski
Jahr: 2018

 

Einen einordnenden Artikel zur durchaus umstrittenen Figur „Władysław Studnicki“ in unserer Encyclopaedia von Dr. Bernd Krebs: https://www.porta-polonica.de/de/lexikon/studnicki-gizbert-wladyslaw 

Mediateka
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