Wankie, Władysław
Wankie, Władysław (Ladislaus, Wanke), polnischer Maler und Kunstkritiker, Mitglied der „Münchner Schule“. 1882-1903 künstlerisch und publizistisch tätig in München im Kreis der polnischen Kunstschaffenden um den Pferde- und Schlachtenmaler Józef Brandt. *12.2.1860 Warschau, †23.1.1925 ebenda. Nachkomme einer bürgerlichen evangelischen Familie („Wanke“), deren Vorfahren im 17. Jahrhundert aus den Niederlanden nach Polen eingewandert sind. Sohn eines verarmten Gutsbesitzers aus Grodzisk Mazowiecki. 1875-80 Studium in der Warschauer Zeichenklasse/Klasa Rysunkowa bei Wojciech Gerson (1831-1901) und Aleksandr Kamiński (Alexander Kaminski, 1823-1886). 1880/81 Studium an der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau bei Władysław Łuszczkiewicz (1828-1900) und Jan Matejko (1838-1893, Mitglied der „Münchner Schule“). Wohl 1881 Reise nach Wien, wo er sich in den Museen für die Malerei der italienischen Renaissance interessiert. Aufgrund seiner Abneigung gegen die Historienmalerei von Matejko geht er 1882 zum Weiterstudium nach München, wo er sich bis 1903 im Kreis der polnischen Kunstschaffenden um den Pferde- und Schlachtenmaler Józef Brandt (1841-1915, Mitglied der „Münchner Schule“) aufhält. Er ist weder an der Münchner Kunstakademie immatrikuliert noch gibt es eine Bestätigung über ein mehrfach erwähntes Privatstudium im Atelier des Historienmalers Sandór (Alexander von) Wagner. Vielmehr scheint sich W. autodidaktisch weitergebildet zu haben. Wohnhaft ist er unter anderem in der Schellingstraße 133, 4. Stock (Ladislaus W., Adressbuch München 1900). Befreundet ist er mit dem Maler Marian Zarembski (1860-1918, Mitglied der „Münchner Schule“), der ebenfalls 1882 zum Studium nach München gekommen ist. W., Zarembski und andere Mitglieder der polnischen Kolonie, darunter Ajdukiewicz, Czachórski, Ejsmond, Kędzierski, Rosen, Władysław Szerner und Wierusz-Kowalski (alle Mitglieder der „Münchner Schule“), nehmen über die Jahre an den Sommerakademien teil, die Brandt auf seinem Landgut in Orońsko abhält, und sind dort auch auf Ausritten und bei der Jagd gern gesehen. 1887/88 berichtet W. in der nur 12 Ausgaben umfassenden Krakauer Zeitschrift Sztuka. Dwutygodnik artystyczny in 7 Folgen in seinen „Listy z Monachium“ (dt. Briefe aus München) über die dortige Kunstszene, wobei er sowohl über die polnischen Künstler als auch über deutsche wie Leibl, Löfftz, Liebermann, Uhde und andere schreibt (siehe Eigene Schriften); Herausgeber dieser Zeitschrift ist der Maler Stanisław Tomkiewicz-Woyneko (1859-1896, Mitglied der „Münchner Schule“), der 1882-83 bei Alexander von Wagner an der Münchner Kunstakademie studiert hat und anschließend zurück nach Krakau gegangen ist. 1887 reist W. an die Ostseeküste. 1888 lernt er den polnischen Maler Aleksander Gierymski (1850-1901, Mitglied der „Münchner Schule“) kennen, der sich zum wiederholten Mal in München aufhält. Unter seinem Einfluss widmet er sich der Freilichtmalerei und beginnt sich für Licht- und Farbeffekte in der Natur zu interessieren. 1893/94 reist er in die Niederlande und in die Bretagne. In den 1890er-Jahren berichtet er für die polnischen Zeitschriften Wędrowiec und Tygodnik Ilustrowany über aktuelle Tendenzen der Münchner Malerei und das Leben der polnischen Künstlerkolonie. Ab 1892 arbeitet er in Polen unter der Leitung von Stanisław Janowski (1866-1942, Mitglied der „Münchner Schule“) an dem später in Warschau ausgestellten Panoramagemälde des Tatra-Gebirges, an dem unter anderem auch die ehemaligen Münchner Axentowicz, Piotrowski, Radziejowski und Żelechowski (alle Mitglieder der „Münchner Schule“) beteiligt sind. 1896 arbeitet er zusammen mit einer ungarischen Künstlergruppe in Budapest an dem „Feszty-Panorama“ anlässlich der dortigen Millenniumsfeierlichkeiten. 1897 ist er in München als Mitherausgeber an der nur einmal erscheinenden Zeitschrift Jednodniówka (siehe Literatur und Online) der polnischen Künstlerkolonie beteiligt, in der buchkünstlerisch gestaltet und in lockerer Folge Werke der Malerei, der Literatur und der Musik veröffentlicht werden und die 5 Reproduktionen nach Gemälden von W. enthält, darunter eine auf dem Umschlag (Titelbild). 1903 berichtet er in der in St. Petersburg erscheinenden Zeitschrift Życie i Sztuka (dt. Leben und Kunst) ausführlich über Brandt und dessen als Vorlagen für Gemälde dienende Sammlungen von historischen Objekten aus Polen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Im Herbst 1903 kehrt W. nach Polen zurück und lässt sich in Warschau nieder.