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Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern. Radziwiłł: 1796 Anton Heinrich Radziwill

Prinzessin Louise und Prinz Anton Radziwill, gezeichnet von Fräulein W. von d. Borch, gestochen von Heinrich Sintzenich (1752-1812), Punktierstich/Radierung, 20,6 x 13,2 cm (Platte mit der Schrift), Sintzenichs Kunstverlag, Berlin 1798
Prinzessin Louise und Prinz Anton Radziwill, gezeichnet von Fräulein W. von d. Borch, gestochen von Heinrich Sintzenich (1752-1812), Punktierstich/Radierung, 20,6 x 13,2 cm (Platte mit der Schrift), Sintzenichs Kunstverlag, Berlin 1798

1796 Anton Heinrich Radziwill/Antoni Henryk Radziwiłł (1775-1833), später Herzog von Njaswisch/Nieśwież und Olyka/Ołyka, heiratet Luise (Friederike Dorothea Luise Philippine) von Preußen/Fryderyka Ludwika Hohenzollern, Luiza Pruska (1770-1836), Tochter des Prinzen August Ferdinand von Preußen (1730-1813), jüngster Sohn König Friedrich Wilhelms I. von Preußen (1688–1740)

Antoni Henryk Radziwiłł wird am 13. Juni 1775 in Vilnius geboren. Sein Vater Michał Hieronim Radziwiłł (1744-1831) ist Nachfahre aus der Linie Kleck (heute Klezk, Belarus) der Familie Radziwiłł, die 1589 von den drei Söhnen von Mikołaj Krzysztof Radziwiłł, genannt Czarny (der Schwarze, 1515-1565) zusammen mit den Linien Nieśwież und Ołyka – jede der drei Linien als Familienfideikommiss/Ordynat, also unteilbares Erbe – gegründet worden ist. Michał Hieronim ist 10. Majoratsherr/Ordynat von Kleck und wie seine Vorfahren Fürst des Römisch-Deutschen Reichs. Sein Erbe, also der 11. Majoratsherr von Kleck, wird der ältere Bruder von Antoni Hieronim, Ludwik Mikołaj. Ihr Vater hat 1773 nach der ersten Teilung Polens zu der von den drei Teilungsmächten ins Leben gerufenen Kommission gehört, die die Teilung durchführen soll, und unterzeichnet im September des Jahres die Abtretungsverträge. 1774 erwirbt er mit dem dafür von Russland erhaltenen Geld das Schloss Nieborów (Bild unten) achtzig Kilometer westlich von Warschau mit dem umliegenden Land. 1775-90 ist er Kastellan und anschließend bis 1795 letzter Woiwode von Vilnius. Auch bei der zweiten Teilung Polens 1793 unterzeichnet er die Abtretungsurkunden für die von Russland annektierten Gebiete. Bei der dritten Teilung 1795 kommt Litauen unter russische Herrschaft.

Antoni Henryks Mutter, Fürstin Helena Radziwiłłowa, ist die Tochter des Grafen Antoni Tadeusz Przezdziecki (1718-1772), eines Vizekanzlers des Großfürstentums Litauen, und dessen Gattin Katarzyna, geborene Ogińska (*1731), der Tochter des Woiwoden der litauischen Wojewodschaft Trakai. Nach dem Tod der Mutter wird sie von ihrem Onkel, dem Fürsten Michał Kazimierz Ogiński (1728/31-1800), und dessen Ehefrau Aleksandra, einer Tochter des Fürsten Fryderyk Michał Czartoryski und verwitweten Herzogin Sapieha, aufgezogen. In deren Palast in Siedlce wird sie auf hohem gesellschaftlichem und kulturellem Niveau erzogen, lernt fließend Französisch, Englisch, Deutsch und Italienisch, Tanzen, Klavier, Orgel und Gesang und legt so offenbar auch den Grundstein für Antoni Henryks spätere Musikalität. Während des Kościuszko-Aufstands 1774 flieht Michał Hieronim nach London, während Helena nach St. Petersburg flüchtet. Ab 1776 leben sie wieder auf Schloss Nieborów. Helena, bekannt durch ihre Schönheit, soll außereheliche Romanzen bis hinauf zu König Stanisław August Poniatowski gepflegt haben. Weithin berühmt wird sie durch die Anlage des Landschaftsgartens Arkadia bei Nieborów ab 1778, in dem sie liebliche Teiche und Inseln anlegen, Skulpturen aufstellen und romantische Bauwerke errichten lässt. Dort empfängt sie in griechischem Gewand zu Zitherspiel und Gesang Gäste aus der internationalen Aristokratie.

Trotz der engen Verbindungen, die Helena und ihr Ehemann mit Russland pflegen und die ihnen in Polen auch Feindschaften einbringen, lassen sie Antoni Henryk und seine drei Brüder, Ludwik Mikołaj, Michał Gedeon und Karol Lukasz, in Göttingen studieren. 1794 wird Antoni von König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) an den Berliner Hof eingeladen. Im Jahr darauf sind die Eltern zusammen mit ihm im Schloss Bellevue in Berlin, dem Palast von August Ferdinand von Preußen, Bruder des acht Jahre zuvor verstorbenen Königs Friedrich II., eingeladen, wobei die Tochter des Hauses, Luise Friederike, den fünf Jahre jüngeren Anton bereits mit Bewunderung zur Kenntnis nimmt. Wenig später besucht die preußische Königsfamilie die Eltern Radziwiłł auf Schloss Nieborów. Dabei verlieben sich Luise, eine Cousine des Königs, und Anton ineinander. Eine eheliche Verbindung des Paars gilt zwar als nicht ebenbürtig und wegen des katholischen Bekenntnisses des Polen als problematisch. Dennoch dürfen die Verlobten nach zähen Verhandlungen am 17. März 1796 in bescheidenem Rahmen in Schloss Bellevue heiraten.

 

Mediateka
  • Schloss Nieborów bei Łowicz, 2006

    Erbaut ab 1694 durch den Architekten Tylman van Gameren (1632-1706), erneuert ab 1774.
  • Karol Antoni Simon (?-1841): Xiążę Antoni Radziwiłł Namiestnik w Wielkim Xięstwie Poznańskiem/Prinz Anton Radziwill, Gouverneur des Großherzogtums Posen, 1824/30

    Lithographie, 17,3 x 15,3 cm (Bild ohne die Schrift), Nationalbibliothek Warschau/Biblioteka Narodowa w Warszawie, Bild-Magazin/Magazyn Ikonografii (G.10388/III)
  • Gustav Schwarz (um 1800-1876): Das fürstlich Radziwill’sche Palais, 1833

    Stahlstich, gestochen von Hans Fincke (1800-1849), 9,7 x 14,8 cm, Verlag von George Gropius, Berlin
  • Księżna Luiza Radziwiłł, z domu Luise von Preußen, 1801

    Élisabeth Vigée-Lebrun (ur. 1755, zm. 1842), Księżna Luiza Radziwiłł, z domu Luise von Preußen (ur. 1770, zm. 1836, od 1796 roku żona Antoniego Henryka Radziwiłła), 1801, olej na płótnie, 80,5 x 64 cm...
  • Schloss Radziwiłł, Nieśwież (heute Njaswisch, Belarus)

    Errichtet nach Zerstörungen im Jahre 1706 auf den Mauern einer Burganlage der Zeit nach 1586
  • Grabkirche der Familie Radziwiłł, Nieśwież (heute Njaswisch, Belarus)

    Errichtet 1587-1603, mit 72 Särgen von Mitgliedern der Familie
  • Pałac Radziwiłłów w Ołyce

    Wzniesiony w latach 1540–1564, poszerzony i przebudowany w stylu barokowym w XVII i XVIII w.
  • Jagdschloss Antonin, Kreis Adelnau, Provinz Posen (heute Przygodzice, Powiat ostrowski)

    Aus: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie …, herausgegeben von Alexander Duncker, 3. Band, Berlin 1860/61
  • Jagdschloss Antonin, Przygodzice, 2013

    Foto: Sławomir Milejski, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Poland