Trojanowski, Wincenty
Trojanowski, Wincenty, polnischer Maler und Bildhauer, Mitglied der „Münchner Schule“. 1886 Student der Akademie der Bildenden Künste München. Vermutlich bis 1890 in München tätig. *22.1.1859 Warschau, †19.10. ebenda. 1878-80 Studium in der Warschauer Zeichenklasse/Klasa Rysunkowa bei Wojciech Gerson (1831-1901) und Aleksandr Kamiński (Alexander Kaminski, 1823-1886), ab 1880 an der Kunstakademie in St. Petersburg. Am 12.5.1886 Eintritt in die Malschule des Historienmalers Sandór (Alexander von) Wagner (1838-1919) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München. Nach den datierten Gemälden ist er bis 1890 in München tätig. 1890 Reise in den Nahen Osten. 1893 geht er nach Paris, wo er als Medailleur arbeitet, an Ausstellungen teilnimmt und vielfach für seine Arbeit ausgezeichnet wird. 1895 wird er anlässlich der Errichtung eines Mausoleums für den polnischen Freiheitskämpfer Tadeusz Kościuszko (1746-1817) beim Polenmuseums in Rapperswil in der Schweiz mit dem Entwurf und der Ausführung der bronzenen Urne für dessen Herz beauftragt (dort bis 1927, seitdem im Palastmuseum Wilanów/Muzeum Pałacu Króla Jana III w Wilanowie). 1897 wird er zum Ehrenmitglied des Polenmuseums ernannt. 1901 verleiht ihm die französische Regierung den Orden Palmes Académiques für Verdienste um das französische Bildungswesen. 1903 kehrt er nach Warschau zurück und unterrichtet zunächst am privaten Jungengymnasium Ludwik Lorentz/Gimnazjum męskiego im. Ludwika Lorentza. 1904 gründet er die Schule für angewandte Kunst/Szkoła Artystyczną Sztuki Stosowanej. 1906-18 arbeitet er als Dozent für Kunstgeschichte an der Privatuniversität Gesellschaft für wissenschaftliche Kurse/Towarzystwo Kursów Naukowych, nach deren Umwandlung zur ebenfalls privaten Freien Polnischen Universität/Wolna Wszechnica Polska ab 1919 dort als Professor für Kunstgeschichte und stellvertretender Rektor. – Die künstlerisch fruchtbarste Zeit von T. erstreckt sich über seine Zeit in München und Paris, also von 1886 bis 1903. Er ist ein versierter Porträtist und malt Figurenbilder und Gesellschaftsszenen. Noch aus seiner Studienzeit in Warschau stammt sein Gemälde eines sitzenden „Lautenspielers/Lutnista“ (1877, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie). Aus der Münchner Zeit stammen das hervorragende Porträt eines Mädchens (Titelbild, 1886), eine religiöse Szene aus einer Krankenstube („Kommunion einer Kranken/Komunia chorej“, 1888, Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie), die Atelierszene „Der Kritiker im Atelier des Künstlers/Krytyk u Artysty“ (1889, im Auktionshandel) sowie eine nicht eindeutig zu lokalisierende Nachtansicht aus München mit figurinenartigen Passanten im Stil des Impressionismus (angeblich „Maximiliansplatz in München bei Nacht/Plac Maksymiliana w Monachium nocą“, 1890, Nationale Kunstgalerie Lviv). Unter dem Eindruck seiner Orientreise entstehen orientalische Figurenszenen („Betender“, Belgrad 1891, im Auktionshandel). Nach der Jahrhundertwende sind Winterlandschaften belegt. Seine zahlreichen Medaillen und Plaketten in Silber und Bronze aus der Pariser Zeit zeigen herausragende polnische Persönlichkeiten (Jan Matejko, 1897, Musée d’Orsay, Paris; Henryk Sienkiewicz, 1900; Cecylia Radziwiłł, 1900), polnische Volkstypen („Kopf eines alten Goralen/Głowa starego górala“, 1901), internationale Persönlichkeiten der Kultur (Richard Wagner, 1896; 1900; Dante Alighieri, 1898) sowie Familienmitglieder („Witold Stanisław Trojanowski, Porträt meines Sohnes/Portret mojego syna“, 1900; „Emmi - Meine Frau/Mojej żonie“, 1895; Dreierbildnis der Familie Trojanowski/Portret rodziny Trojanowskich, 1900, alle falls nicht anders vermerkt: Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie) in verschiedenen Stilformen der Gründerzeit, des Impressionismus und des Jugendstils. 1900 fertigt er die Bronzemedaille zur 500-Jahr-Feier der Jagiellonen-Universität Krakau. Außerdem ist eine Kleinplastik „Hunger/Głód“ (Auktionshaus Rempex, Warschau) überliefert. – Werke befinden sich unter anderem in den Nationalmuseen von Warschau, Krakau und Poznań, in der Nationalen Kunstgalerie Lviv sowie im Musée d’Orsay in Paris.