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Stryjeńska, Zofia

Jahreszeiten: Januar-Februar (Festzug II – mit Pferden)/Pory roku. Styczeń-luty (Korowód II – z końmi), 1925. Tempera auf Leinwand, 177 x 180 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MPW 1216 MNW
Jahreszeiten: Januar-Februar (Festzug II – mit Pferden)/Pory roku. Styczeń-luty (Korowód II – z końmi), 1925. Tempera auf Leinwand, 177 x 180 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MPW 1216 MNW

Stryjeńska, Zofia (geborene Zofia Lubańska, „Tadeusz von Grzymala“), polnische Malerin, Grafikerin, Bühnenbildnerin und Designerin, Mitglied der „Münchner Schule“. 1911/12 in München an der Akademie der Bildenden Künste und im Kreis um Wassily Kandinsky. *13.5.1891 Krakau, †28.2.1976 Genf. Tochter des Präsidenten der Krakauer Handelskammer, Tadeusz Grzymała Lubański, und seiner Frau Anna, geborene Skrzyńska, vier Geschwister; Ehefrau des Architekten Karol Stryjeński (1887-1932), drei Kinder. Nach vorübergehendem Besuch der Krakauer Handwerksschule, des Lehrerkollegs und der privaten Kunstschule des Malers Leonard Stroynowski (1858-1935) besucht Zofia Lubańska ab 1909 die Frauenkunstschule von Maria Niedzielska/Szkoła Sztuk Pięknych dla Kobiet Marii Niedzielskiej, die sie im Anschluss an eine Reise nach Wien, Triest und Venedig 1910 im darauffolgenden Jahr mit einer Silbermedaille für Malerei und angewandte Kunst abschließt. Am 28.10.1911 Eintritt in die Zeichenklasse von Gabriel von Hackl (1843-1926) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München in Männerkleidern und mit dem Reisepass Ihres Bruders Tadeusz Grzymała unter dem Namen „Tadeusz von Grzymala“, da Frauen zu dieser Zeit an der Münchner Kunstakademie nicht studieren dürfen. Sie verkehrt im Kreis um Wassily Kandinsky, interessiert sich für Tanz, Ballett und die Rhythmus-Theorien des Schweizer Komponisten und Musikpädagogen Émile Jaques-Dalcroze (1865-1950). 1912 wird ihre Rolle als Mann enttarnt und sie geht zurück nach Krakau, wo sie sich der Malerei und der Literatur widmet. Eine Ausstellung von 18 noch in München geschaffenen Kartons mit dekorativen Szenen aus polnischen Volksmärchen 1912 in der Krakauer Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie verschafft ihr beim Publikum und in der Pressekritik große Popularität. In der Folge erhält sie erste Aufträge für Wandgemälde. Sie knüpft enge Kontakte zur Künstlergemeinschaft der 1913 gegründeten Krakauer Werkstätten/Stowarzyszenie Warsztaty Krakowskie, die sich für die Erneuerung der handwerklichen Kunst und des Kunstgewerbes auf den Grundlagen der Volkskunst einsetzen. Schließlich knüpft sie Verbindungen zu literarischen und künstlerischen Kreisen wie dem Dichter Tadeusz Boy-Żeleński (1874-1941) und dem Schlachtenmaler Wojciech Kossak (1857-1942, Mitglied der „Münchner Schule“). Während des Ersten Weltkriegs arbeitet sie weiter an Illustrationen zu Märchen und musikalisch-literarischen Genres, entwirft Kostüme und Bühnenbilder für Märchenaufführungen an Theatern. Im November 1916 heiratet sie den Architekten Karol Stryjeński (Scheidung 1927). 1918 wird sie Mitglied der Krakauer Werkstätten, entwirft Wandteppiche, Theater- und Ballettdekorationen und ‑kostüme, Spielzeug sowie Puppen in regionalen Trachten. 1918 pflegt sie enge Kontakte zu den polnischen Futuristen der Gruppe Gałka Muszkatułowa um den Maler und Dichter Tytus Czyżewski (1880-1945). 1920/21 ist sie auf zahlreichen Ausstellungen in Krakau, Venedig und Paris vertreten. 1922 schließt sie sich der Künstlervereinigung Rytm/Stowarzyszenie Artystów Polskich „Rytm” an, deren Mitglieder zwar aus verschiedenen künstlerischen Traditionen stammen, jedoch gemeinsam eine Erneuerung der dekorativen Künste auf den Grundlagen der Volkskunst propagieren. Mit ihnen stellt S. bis 1929 aus. 1923 zieht sie mit ihrer Familie nach Zakopane, wo sie sich mit dem Schriftsteller Stanisław Ignacy „Witkacy“ Witkiewicz (1885-1939) und dem Maler Rafał Marceli Malczewski (1892-1965) anfreundet. 1925 ist sie mit dem von ihr ausgestalteten polnischen Pavillon auf der Exposition internationale des Arts Décoratifs et industriels modernes in Paris vertreten, in dem sie sechs großformatige Gemälde vom Landleben im Wechsel der Jahreszeiten zeigt. Ausgezeichnet mit dem Grand Prix für Malerei, Plakatkunst, Illustration und Textilentwürfe, einem Ehrendiplom in der Sparte Spielzeug und ernannt zum Chevalier de la Légion d’Honneur, erhält sie in der Folge in Polen zahlreiche staatliche Aufträge für Gemäldezyklen, Fassadendekorationen an Warschauer Bürgerhäusern und Salon-Ausstattungen von Ozeanschiffen.

Nach Wiederverheiratung, Religions- und Wohnungswechseln (Warschau, 1929-30 Vilnius) lebt sie während des Zweiten Weltkriegs in Krakau und Poronin. 1946 emigriert sie in die Schweiz, um der staatlichen Vereinnahmung ihrer Kunst zu entgehen, reist durch Europa, lebt 1951-60 in Paris und ab 1962 in Genf, wo sie weitgehend vergessen und in ärmlichen Verhältnissen stirbt. – Dass S. in München durch die buntfarbigen und flächigen Figurenkompositionen von Wassily Kandinsky, insbesondere von dessen an der Volkskunst geschulten religiösen Kompositionen („Allerheiligen“, „Heiliger Wladimir“, beide 1911), beeinflusst wird, scheint offensichtlich. Vor allem aber ist ihr Schaffen, so Anna Król (2020), „mit der Suche nach einem [polnischen] Nationalstil verbunden und wurde sicherlich auch deshalb so populär“. Seit ihrer ersten Ausstellung 1912 mit den noch in München entstandenen Kartons gilt sie in Polen als „Schöpferin von Nationalkunst“, in den 1920er-Jahren, im wiedererstandenen polnischen Staat, als „Vertreterin der folkloristischen Variante des Art Déco“ (ebenda). Ihr weite Bereiche der freien, dekorativen und angewandten Kunst umfassendes Oeuvre kann aus heutiger Sicht als Beitrag zum Streben nach dem Gesamtkunstwerk verstanden werden. In ihrer Malerei, meist in Deckfarben auf Papier oder Karton, seltener in Öl auf Leinwand, verbindet sie eine erzählerische, figürliche Bildsprache mit einem geometrischen Stil und rhythmischer Flächenkomposition in bunten Farben. Aus der Volkskunst übernimmt sie ein humoristisches, gelegentlich groteskes Menschenbild. Neben patriotischen Darstellungen zur erstrebten bzw. neu erlangten polnischen Unabhängigkeit, die auch in religiösen Sujets aufscheinen, dominieren Darstellungen der polnischen Sitten, Bräuche und historisch weit zurückreichenden Traditionen. Sie betreibt Studien zu polnischen Volkstrachten und ist fasziniert von der Glaubens- und Götterwelt der Slawen. In ihrer Mappe „Bożki słowiańskie/Slawische Götter“ (1918) entwickelt sie eine eigene Ikonographie, auf die Sie in den folgenden Jahrzehnten in Gemälden, Illustrationen und Bühnenausstattungen zurückgreift. Befriedigender als die freie Malerei empfindet sie ihre Arbeit für das Theater, darunter das Drama „Balladyna“ (1835) von Julius Słowacki (1809-1849) anlässlich der Überführung der Gebeine des Dichters auf den Wawel (1927) sowie Kostüme für das Ballett „Harnasie“ (1935) des Komponisten Karol Szymanowski (1882-1937). In ihrer Buchkunst illustriert sie polnische Autoren und schafft bibliophile Ausgaben. Für Postkarten und Werbegrafik (Schokoladenverpackungen) entwickelt sie eine Serie „Polnische Tänze“. Bei dem von ihr entworfenen Spielzeug dominieren bunte Bauklötze und Holzfiguren („Waweldrache“). Im Textilbereich entwirft sie Kelims, Batikarbeiten und Kleiderstoffe. Entwürfe liefert sie für die Porzellanfabrik in Ćmielów. Ihre massenhaft reproduzierten Arbeiten dienen auch an Schulen für eine Neubewertung von Volkskunst und Geschichte. Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Krakau, Poznań, Warschau und Wrocław sowie in zahlreichen polnischen Museen und Bibliotheken. ­– Die polnische Malerin Paulina Ołowska (*1976, 2015 Kunstpreis Aachen) zeigte 2008 auf der 5. Berlin Biennale ihre eigenen Bilder aus der Serie „Zofia Stryjeńska“ zusammen mit Werken der Vorgängerin. Eine gemalte Bodenarbeit bezog sich auf den von Stryjeńska gestalteten polnischen Pavillon 1925 in Paris.

Einzelausstellungen: 1912 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie / Warschau: 1919, 1926 Gesellschaft zur Förderung der schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych; 1935 Instytut Propaganda Sztuki / 1924 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych / 1927 London, New Art Salon / 1932 Lwów, Muzeum Przemysłu Artystycznego / 2008 Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie / 2009 Nationalmuseum Poznań/Muzeum Narodowe w Pozaniu, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie

Gruppenausstellungen: Ab 1912 regelmäßig Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie und Warschau, Gesellschaft zur Förderung der schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych / 1920, 1930, 1932 Venedig, Biennale / 1925 Paris, Exposition internationale des Arts Décoratifs et industriels modernes (polnischer Pavillon)

Literatur: Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 25, 62; Polski Słownik Biograficzny, Band 44, 2006/07 (dort weitere Literatur); Światosław Lenartowicz (Herausgeber): Zofia Stryjeńska 1891-1976, Ausstellungs-Katalog Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie, 2009; Anna Król, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 106, Berlin/Boston 2020, Seite 490-492 (dort weitere Literatur)

Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 3, Akademie der Bildenden Künste München, 05013 Tadeusz von Grzymala, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1884-1920/jahr_1911/matrikel-05013

Zahlreiche Werke im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, https://cyfrowe.mnw.art.pl/pl/artysci/5264

Zahlreiche Werke im Nationalmuseum Krakau/Museum Narodowe w Krakowie, https://zbiory.mnk.pl/pl/wyniki-wyszukiwania?phrase=Stryjenska

Jolanta Laskownicka, auf Internetowy polski słownik biograficzny (dort weitere Literatur), https://www.ipsb.nina.gov.pl/a/biografia/zofia-stryjenska-z-domu-lubanska-1891-1976-malarka

Zur Ausstellung von Paulina Ołowska 2008 im Schinkel-Pavillon in Berlin, https://www.berlinbiennale.de/de/projekte/1316/zofia-stryjeska

Natalia Mętrak: Artist, Mother, Man: The Diaries of Zofia Styjeńska, auf culture.pl, dort ein Foto von Zofia Lubańska (Tadeusz von Grzymala) im Kreis ihrer Kommilitonen an der Münchner Kunstakademie, https://culture.pl/en/article/artist-mother-man-the-diaries-of-zofia-stryjenska

(alle Links wurden zuletzt im Oktober 2020 aufgerufen)

 

Axel Feuß, Oktober 2020

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  • Jahreszeiten: Januar-Februar (Festzug II – mit Pferden)/Pory roku. Styczeń-luty (Korowód II – z końmi), 1925

    Jahreszeiten: Januar-Februar (Festzug II – mit Pferden)/Pory roku. Styczeń-luty (Korowód II – z końmi), 1925. Tempera auf Leinwand, 177 x 180 cm