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Szpilman, Władysław

Władysław Szpilman im Alter von 40 Jahren. © Foto: Familienarchiv Władysław Szpilman
Władysław Szpilman im Alter von 40 Jahren

Szpilman, Władysław, polnisch-jüdischer Pianist und Komponist. 1931-33 Studium in Berlin an der Hochschule für Musik, Privatunterricht bei dem Pianisten Artur Schnabel. In dieser Zeit zahlreiche Kompositionen. *5.12.1911 Sosnowiec, †6.7.2000 Warschau. Sohn des Geigers Samuel S. und dessen Ehefrau Edwarda, drei Geschwister: Henryk, Regina, Halina (†alle um 1942 im KZ Treblinka ermordet). Nach seinem Schulabschluss 1926 studiert er Klavier am Warschauer Konservatorium/Instytut Muzyczny bei dem Pianisten Józef Śmidowicz (1888-1962) sowie Theorie und Kontrapunkt bei Michał Biernacki. 1931-33 studiert er in Berlin an der Hochschule für Musik Klavier bei dem aus Russland stammenden Klaviervirtuosen Leonid Kreutzer (1884-1953) und Komposition bei dem österreichischen Komponisten Franz Schreker (1878-1934). Außerdem nimmt er Privatunterricht bei dem österreichischen Pianisten und Komponisten Artur Schnabel (1882-1951). Während dieser Zeit komponiert er unter anderem ein Violinkonzert, eine Klaviersuite „Życie Maszyn/Das Leben der Maschinen“, ein Klavierkonzert, Lieder und Stücke für Violine und Klavier. Nachdem Schnabel, Kreutzer und Schreker ihre Posten schon 1931/32 verlassen haben, geht S., dem wegen nicht bezahlter Studiengebühren die Ausweisung droht, nach Warschau zurück und studiert weiter am Konservatorium bei dem Pianisten Aleksander Michałowski (1851-1938). Von 1935 bis zur Besetzung Warschaus durch die Deutschen 1939 arbeitet er als Pianist beim polnischen Rundfunk, als Konzertpianist und als Kammermusikpartner der Violinisten Henryk Szeryng (1918-1988), Roman Totenberg (1911-2012), Ida Haendel (*1928) und Bronisław Gimpel (1911-1979). 1940 wird die gesamte Familie S. von den Nationalsozialisten zwangsweise ins Warschauer Getto umgesiedelt. Zum Gelderwerb spielt S. in Kaffeehäusern des Gettos und tritt bis zum Frühjahr 1942 mit dem Pianisten Andrzej Goldfeder als Klavierduo auf. Bei der Räumung des Gettos durch die Deutschen am 22.7.1942 werden die Eltern und Geschwister ins KZ Treblinka deportiert, während S. durch die Hilfe eines Gettopolizisten dem Abtransport entgeht. S. findet Arbeit in einem Baukommando, das außerhalb des Gettos ein Gebäude für die deutschen Besatzer errichtet, und schmuggelt Waffen und Munition für die Widerstandsbewegung zurück ins Getto. Nachdem er im Februar 1943 vom Arbeitseinsatz nicht ins Getto zurückkehrt, wird er vom polnischen Widerstand versteckt, überlebt den Warschauer Aufstand 1944 und die Zerstörung Warschaus. Ab November 1944 wird er nach seiner Entdeckung von dem deutschen Wehrmachtsoffizier Wilm Hosenfeld (1895-1952 im Kriegsgefangenenlager Stalingrad) bis zum Abzug der Deutschen aus Warschau auf dem Dachboden des deutschen Verteidigungsstabs versteckt und versorgt. 1945-63 leitet er die Musikabteilung des polnischen Rundfunks. Er konzertiert als Pianist und Kammermusiker in Europa, Asien und Amerika. 1950 heiratet er 1950 Halina, geborene Grzecznarowska. 1963 gründet er zusammen mit Gimpel und drei weiteren Musikern das Warschauer Klavierquintett, mit dem er bis 1986 weltweit rund zweitausend Konzerte gibt. 1946 veröffentlicht S. eine erste Autobiografie unter dem Titel „Śmierć miasta/Tod einer Stadt“ und durch den Einsatz des Sohns, Andrzej S. (*1956), 1998 die Autobiografie „Das wunderbare Überleben“ („The Pianist“, 1999), die posthum 2001/02 unter dem Titel „The Pianist/Der Pianist“ durch den Regisseur Roman Polański (*1933) verfilmt wird. – Zu den Kompositionen von S. gehören Sinfonien und Konzerte, Klaviermusik, Filmmusiken sowie rund fünfhundert Lieder, Kinderlieder und Chansons.

Eigene Schriften:

Śmierć miasta. Pamiętniki Władysława Szpilmana 1939-1945, Warschau 1946

Das wunderbare Überleben. Warschauer Erinnerungen 1939-1945, mit einem Vorwort von Andrzej Szpilman, einem Anhang von Wilm Hosenfeld und einem Essay von Wolf Biermann, Düsseldorf, München 1998.

The Pianist. The extraordinary true story of one man’s survival in Warsaw, 1939-1945. With extracts from the diary of Wilm Hosenfeld, foreword by Andrzej Szpilman, epilogue by Wolf Biermann, New York 1999

Literatur:

Jerry Silverman: The undying flame. Ballads and songs of the Holocaust. 110 songs in 16 languages with extensive historical notes, illustrations, piano arrangements, guitar chords, and singable English translations, Syracuse 2002

Wolfgang Behrens: Szpilman, Władysław, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, Supplementband, herausgegeben von Ludwig Finscher, 2. Auflage, Kassel 2006, Spalte 905-06

Online:

Marita Berg: Władyslaw Szpilman, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, herausgegeben von Claudia Maurer Zenck und Peter Petersen, Universität Hamburg 2013, https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00002674

Diskografie auf der deutschen Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/W%C5%82adys%C5%82aw_Szpilman

Diskografie auf discogs.com, https://www.discogs.com/artist/779848-W%C5%82adys%C5%82aw-Szpilman

Małgorzata Kosińska: Władysław Szpilman (2006, englisch), auf culture.pl, https://culture.pl/en/artist/wladyslaw-szpilman (mit einem Verzeichnis der wichtigsten Werke)

Marian Fuks: In Memory of Władysław Szpilman, auf Jewish Historical Institute, https://www.jhi.pl/en/blog/2018-12-05-in-memory-of-wladyslaw-szpilman

From the letter of Wladyslaw Szpilman to Yad Vashem, 20 November 1998, auf Yad Vashem, The World Holocaust Remembrance Center, https://www.yadvashem.org/righteous/stories/hosenfeld/wladyslaw-szpilman-letter.html

Władysław Szpilman, auf: Music and the Holocaust, http://holocaustmusic.ort.org/places/ghettos/warsaw/szpilmanwladyslaw/

(alle Links wurden zuletzt im November 2019 aufgerufen)

 

Axel Feuß, November 2019

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  • Władysław Szpilman, 1948

    Władysław Szpilman bei Aufnahmen im polnischen Rundfunk, 1948