Stachiewicz, Piotr
Stachiewicz, Piotr (Peter), polnischer Maler und Illustrator, Mitglied der „Münchner Schule“. 1882-84 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München. Ab 1902 unterhält er ein zweites Atelier in München und ist 1905-08 Mitglied des Münchner Kunstvereins. *25.10.1858 Nowosiółki Gościnne (heute Novosilky-Hostynni/Ukraine), †14.4.1938 Krakau. Sohn eines Gutsbesitzers. Gymnasialabschluss in Lemberg (heute Lviv). 1876-77 Studium an der Technischen Hochschule in Lemberg, ab 1877 an der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau bei Władysław Łuszczkiewicz (1828-1900), Leopold Löffler (1827-1898), Feliks Szynalewski (1825-1892) und Florian Cynk (1838-1912, Mitglied der „Münchner Schule“). Am 21.10.1882 Eintritt in die technische Malklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bis 1884 bei dem Genre- und Landschaftsmaler Otto Seitz (1846-1912). Anschließend unternimmt er mit Unterstützung des Landesausschusses von Galizien Studienreisen nach Italien, Belgien und in die Niederlande. 1886 kehrt er nach Krakau zurück. Ab 1892 führt er nach dem Umzug in ein eigenes Haus einen Salon, in dem die kulturelle Elite der Stadt verkehrt, darunter der mit ihm befreundete Schriftsteller Henryk Sienkiewicz (1846-1916). 1895-1914 (Vizepräsident) ist er Mitglied der Krakauer Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych. Ab 1902 unterhält er in München ein zweites Atelier, in dem er sich regelmäßig in der zweiten Jahreshälfte aufhält. 1905-08 Mitglied des Münchner Kunstvereins. 1912-18 unterrichtet er in Krakau an den Höheren Frauenkursen/Wyższe Kursy dla Kobiet von Adrian Baraniecki (1828-1891) im Gewerbemuseum sowie an der privaten Kunstschule für Frauen von Teofila Certowicz (1862-1918). 1929 wird er mit dem Offizierskreuz des Ordens Polonia Restituta ausgezeichnet. – In seiner Ölmalerei schafft S. religiöse und historische Szenen, Genremotive und idealisierte Frauenporträts in heimischen Kostümen aus Krakau (insbesondere mit dem beliebten Krakauer Künstlermodell Zofia Paluchowa, 1899-1927), Landschaften aus der Umgebung von Lemberg sowie allegorische, legenden- und märchenhafte Sujets. 1883-85 malt er einen fünfteiligen Zyklus mit Allegorien unter dem Titel „Ateliergespenster/Widma pracowni“ (Die Muse, Ironie, Melancholie, Verzweiflung, Letzer Trost; abgebildet in Tygodnik Ilustrowany, 1904, Nr. 18, Seite 341, 350, 351, Nr. 20, Seite 390, 391 und in Die Kunst für Alle, 1908, siehe Literatur). Vor allem seine von Volkslegenden inspirierte religiöse Malerei zum Marienleben (siehe Titelbild), ausgestellt in Krakau, Warschau und Wien, wird populär. Dazu gehören auch mehrere Zyklen in Grisaille-Malerei (1892-93), die ab 1894 als Heliogravüren zu Texten von Maryan Gawalewicz (1852-1910) unter dem Titel „Królowa niebos. Legenda o Matce Boskiej/Königin des Himmels. Die Legende der Mutter Gottes“ in Krakau und später auch in Deutschland (siehe Eigene Schriften) erscheinen. 1891-93 malt S. einen Gemälde-Zyklus mit zehn Szenen aus dem Leben der Bergleute in den Salzgruben von Wieliczka („Tod eines Bergmanns/Śmierć Górnika“, Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie), zu denen auch verschiedene Mappen mit Reproduktionen erscheinen (eine zusammen mit Włodzimierz Tetmajer, Wieliczka 1892). Illustrationen fertigt S. für die Zeitschriften Tygodnik Ilustrowany und Świat und für Buchausgaben (Adam Mickiewicz, Józef Ignacy Kraszewski, Maria Konopnicka). Berühmt und auch in Österreich und Deutschland ausgestellt und rezensiert werden seine 22 Gemälde zu dem Roman „Quo Vadis“ (1895) von Sienkiewicz, der die Anfänge des Christentums in Rom zur Zeit Neros beschreibt; Heliogravüren der Gemälde erscheinen als Postkarten im Verlag Ernst Hanfstaengl in München. Im Spätwerk führen flüchtiger ausgeführte Repliken zu öffentlicher Kritik. Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Warschau, Krakau und Poznań.