Braunschweig Brodweg
Bis zur fünften Reihe wurden Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und Gefangene der Polizei begraben, die alle vor der Befreiung Braunschweigs durch die amerikanische Armee starben. Auf der verbleibenden Fläche des Gräberfeldes ruhen Polen, Displaced Persons, Bewohner der zu Evakuierungslagern umfunktionierten ehemaligen Arbeitslager. Nach Beendigung der Kriegshandlungen verblieben 897.003 Polen in den westlichen Besatzungszonen, verteilt auf 60 Einrichtungen. Zu den größeren dieser Orte, mit 5.000 und mehr Einwohnern, gehörte unter anderem Haren in Niedersachsen, die zu Ehren ihrer Befreier, der 1. Polnischen Panzerdivision, angeführt durch General Maczek, in Maczków umbenannt wurde. Die polnische Gemeinschaft war gut organisiert und verfügte über ihre eigene polnische Verwaltung, Schulen, Theater, Krankenhäuser, Verlage, Feuerwehr, Polizei, katholische Kirchen und eine technische Hochschule. In Braunschweig gab es im Vergleich zu anderen Wohnorten von DPs in Niedersachsen sehr viele Polen. Anfang 1946 wohnten in der Stadt und der nächsten Umgebung 9.508 Polinnen und Polen in 15 Lagern und einigen Privatunterkünften. Im März 1946 bewohnten bereits 11.364 Polinnen und Polen die Lager. 27 von den Grabsteinen abgeschriebene Namen befinden sich nicht auf der offiziellen Gräberliste. Diese Grabsteine stellten die Familien, Freunde oder Leidensgenossen auf, weshalb sie oft genauere Daten enthalten als die Liste vom 10. Mai 2000. Zwei dieser Namen sind Marian Ryś, ein Zwangsarbeiter, und Tadeusz Skibiński, ein Häftling des KZ Neuengamme, an deren Tod durch zwei mit folgenden Daten versehene Holzkreuze gedacht wird, die durch die Stadtverwaltung und den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Oktober 1996 aufgestellt wurden:
Marian Ryś
Polnischer Zwangsarbeiter
* 12.9.1923
† 16.11.1942 im Gestapo-Lager 21
Salzgitter-Hallendorf
Tadeusz Skibiński
Polnischer Schüler
* 5.6.1921 in Posen
† 8.4.1943 im KZ Neuengamme
Ab 1941 leistete Ryś Zwangsarbeit in einer Braunschweiger Konservenfabrik. Eine deutsche Arbeiterin schlug ein Treffen abends im Park vor, was ein deutscher Arbeiter hörte und der Gestapo berichtete. Beide wurden verhaftet, Ryś gehängt.
Skibiński starb im KZ Drütte. Sein Leichnam wurde vermutlich in einem Krematorium in Braunschweig verbrannt, die Urne mit der Asche am 24.7.1945 auf dem Friedhof in Reihe 17 Grab 5 beigesetzt.
Die Grabsteine ergänzen die Informationen der Gräberliste um die richtige Namensschreibweise, oft auch um den Geburtsort oder die Todesursache in folgenden Fällen:
Stanisław Zasada, † 18.4.1889
Jan Syper † 5.1.1945, vermutlich tödlicher Unfall bei der Arbeit, stammte aus Izbica
Bolesław Łapacz * 15.9.1910, stammte aus Warschau
Jan Supeszynski * 8.12.1914 in Pabianice Kreis Lodsch
Stefan Krasig, * 14.7.1920, stammte aus Niskołysz
Małgorzata Czarnecka-Stecka, politische Gefangene im KZ Majdanek, Ravensbrück, Buchenwald, ehemaliger Offizier UNRRA TEAM 222.230
Wojciech Balawender † in Braunschweig
Folgende Namen befinden sich nicht auf der Liste:
Lis Jerzy * (unlesbar) 1940 † 25.2.1945
Tejchmann Jerzy * 29.1.1945 † 14.2.1945
Jan Burnicki * 5.1.1951 † 20.10.1951
Tadeusz Baladysz * 13.4.1913 † 2.8.1945
Franciszek Wegner * 2.12.1900 † 9.1.1955
Bogusław Kisza * 15.1.191921 † 21.6.1952
Anna Urban * 28.7.1897 † 15.12.1951
Roman Sindzik * 5.8.1900 † 23.11.1951
Justyn Stankiewicz * 22.11.1856 † 10.11.1951
Kazimierz Świstowski * 19.9.1913 † 20.7.1951
Maria Melniczenko, Mädchenname Godek * 3.1.1906 † 19.7.1951
Janina Maria Słowik * 28.2.1951 † 7.7.1951
Maria Walczak, Mädchenname Tomczak * 2.6.1925 in Baranowice † 20.6.1951
Jan Kragiel * 14.04.1899 † 8.11.1955
Antoni Pawlak * 2.6.1896 † 11.4.1955