Maszyński, Julian
Maszyński, Julian, polnischer Maler, Zeichner und Illustrator, Mitglied der „Münchner Schule“. 1871-73 Student der Akademie der Bildenden Künste München, vermutlich bis 1874 in München ansässig. 1896 verbringt er die Sommermonate auf Norderney. *19.4.1847 Warschau, †14.2.1901 ebenda. Sohn des Beamten und Offiziers des Novemberaufstands Piotr Maszyński (um 1807-1858) und dessen Ehefrau Emma Ewa Bielińska z Bielin h. Szeliga (um 1822-1879). 1865-69 studiert er an der Fakultät für Mathematik und Physik an der bis 1869 bestehenden Warschauer Universität Szkoła Główna Warszawska; gleichzeitig nimmt er privaten Malunterricht bei Wojciech Gerson (1831-1901) und gilt als dessen Lieblingsschüler. Am 31.10.1871 Eintritt in die Naturklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bis 1873 bei Hermann Anschütz (1802-1880), Karl Theodor von Piloty (1826-1886), Alexander Strähuber (1814-1882) und Sandór (Alexander von) Wagner (1838-1919); 1872 Bronzemedaille für Zeichenstudien. Er verkehrt im Kreis der polnischen Malerkolonie in München und ist unter anderem mit Józef Chełmoński (1849-1914), Adam Chmielowski (1845-1916) und Stanisław Witkiewicz (1851-1915, alle Mitglieder der „Münchner Schule“) befreundet. 1874 kehrt er nach Warschau zurück. Er bleibt den genannten Künstlern, die ein gemeinsames Atelier im Hotel Europejski unterhalten, verbunden und malt gelegentlich selbst dort. 1876 reist er nach Paris und malt im Atelier des polnischen Malers Jan Rosen (1854-1936, Mitglied der „Münchner Schule“). Anschließend lässt er sich dauerhaft in Warschau nieder und wird einer der populärsten Mitglieder der dortigen Künstlerszene. Ab 1881 Mitglied, 1883 stellvertretender Vorsitzender im Komitee der Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych. 1899 Mitgründer der Künstlervereinigung der Maler, Bildhauer und Architekten/Zjednoczenie Artyści Malarze, Rzeźbiarze i Architekci, die sich auf dekorative und religiöse Kunst spezialisiert. In seinem Atelier unterrichtet er Malschüler. Durch Heirat mit Stanisława Koskowska, Schwester der Pianistin Ewa K. und Schwägerin des Malers, Dichters und Komponisten Miłosz Kotarbiński (1854-1944), mit dem M. eng befreundet ist, fällt ihm der Besitz von Mokra Wieś nordöstlich von Radzymin (heute Mokra Wieś województwo mazowieckie) zu, wo er seitdem die Sommermonate verbringt. 1891 ist dort der Maler Władysław Podkowiński (1866-1895) zu Gast. – Der angrenzende Besitz, das Gut Chrzęsne mit dem barocken Palais/Pałac w Chrzęsnem gehört der Familie Koskowski. 1882 einjähriger Aufenthalt in Algier, um 1894 in Zakopane, 1895 und mehrfach in Daszów (heute Daschiw, Ukraine) bei dem mit ihm befreundeten Fürsten Witold Światopełk-Czetwertyński (1850-1909), 1896 auf der Insel Norderney. – M. malt Genreszenen aus dem Leben der Landbevölkerung oder der einfachen Leute in der Stadt, häufig mit moralisierendem Hintergrund („Genreszene. Die durchwachte Nacht. An der Wiege“/„Scena rodzajowa - Przeczuwana noc; Przy kołysce“; „Spiel um das Gewand“/„Gra o szatę“, beide Ende 19. Jahrhundert). Seit der Pariser Zeit kommen historische Genremotive und Szenen aus dem Leben des Adels oder des wohlhabenden Bürgertums in Kostümen vom 16. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts hinzu („Stockkampf“/„Palcaty“, 1882), die sich beim Publikum großer Beliebtheit erfreuen. Hinzu kommen religiöse Szenen („Eintritt in das Konvikt“/„Przyjęcie do konwiktu“, 1879), orientalische Motive, Interieurs, Volkstypen („Księżak“, 4. Hälfte 19. Jahrhundert, alle im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie) und Porträts, meist von Familienangehörigen sowie Selbstbildnisse (siehe Titelbild). Seit den 1880er Jahren wächst M.s Interesse an den landschaftlichen Hintergründen seiner Genreszenen vor allem aus der Tatra und der Ukraine, woraus mit der Zeit reine Landschaftsaufnahmen aus diesen Gegenden entstehen; hinzu kommen maritime Motive, unter anderem von Norderney, häufig in Aquarell ausgeführt. Für zahlreiche Zeitschriften, darunter Tygodnik Ilustrowany, fertigt er Zeichnungen in Bleistift, Kreide oder Tuschfeder, darunter Porträts, Volkstypen und Aufnahmen von Kunstdenkmälern. Werke befinden sich den Nationalmuseenvon Warschau, Krakau und Posen/Poznań sowie in Vilnius im Litauischen Kunstmuseum/Lietuvos dailės muziejus.