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Leon Dudas und Elisabeth Brauer: Ihre Liebe gegen die NS-Ideologie

Bauernhaus des Ortsbauernführers David Schneider in Kerzenheim in der Ebertsheimer Straße, in dem Dudas hatte arbeiten müssen.
Bauernhaus des Ortsbauernführers David Schneider in Kerzenheim in der Ebertsheimer Straße, in dem Dudas hatte arbeiten müssen.

Sowohl Dudas als auch Brauer wurden in der Folge zu ihrem Verhältnis zueinander verhört, gaben dem Druck nach und gestanden ihre intime Beziehung. Noch am 22. September wurde Dudas nach Frankenthal überführt und dort inhaftiert. Das NS-Regime machte sich dabei nicht allein an der Ermordung Leon Dudas’ schuldig, sondern es trieb auch Elisabeth Brauer in einen qualvollen Freitod, wodurch sie sich einer Inhaftierung im KZ entzog: „Nach ihrer Vernehmung trank Elisabeth Brauer noch am gleichen Tag Essigessenz und wurde mit schlimmsten Verätzungen in das Krankenhaus Kirchheimbolanden eingeliefert, wo sie einen Tag später, am 23. September 1942 verstarb.“[6] Im November 1942 wurde dann durch die SS in Bezug auf Dudas auf „Sonderbehandlung“ entschieden, nachdem die Möglichkeit einer Eindeutschung auch in seinem Fall abgelehnt worden war.[7]

Die für den 22. Dezember 1942 angesetzte Hinrichtung war nicht allein deshalb besonders perfide, weil sie kurz vor dem Weihnachtsfest stattfand, sondern weil sie darüber hinaus in der Nähe des Ortes, an dem das sich heimlich treffende Paar entdeckt worden war, vollstreckt wurde und weil auch in diesem Fall zwei polnische Landsleute dazu gezwungen worden waren, die Hinrichtung auszuführen. Weitere polnische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Umgebung mussten dem Geschehen ebenfalls beiwohnen.[8] In diesem gesonderten Fall blieb das Verbrechen allerdings nicht ungesühnt, zumindest wurde der Feldhüter Bach, der beide denunziert hatte, am 11. Mai 1948 „durch das Tribunal General der Militärregierung der französischen Besatzungszone in Rastatt wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.“[9]

 

Auf der Suche nach einem sichtbaren Erinnerungszeichen
 

Was geschah allerdings mit Dudas Leichnam? In den Arolsen Archives findet sich unter den „Personenstandsurkunden Westzone allgemein“ ein Dokument, das von der Heidelberger Friedhofsverwaltung am 20. September 1949 ausgestellt worden war. Ohne Angabe der Todesursache und des Bestattungstages geht aus ihm hervor, dass Dudas „auf dem Bergfriedhof Heidelberg feuer bestattet“ wurde.[10] Der Grund dafür, dass der verstorbene Dudas nach Heidelberg transportiert wurde, kann der gewesen sein, dass er in der dortigen Anatomie noch geschändet wurde: „Es war gängige Praxis der Nazis, die Universitäten und anatomische Institute mit den Leichen ihrer Opfer zu ‚versorgen‘.“[11] Anschließend äscherte man den Leichnam ein und bestattete ihn anonym auf dem Heidelberger Bergfriedhof. Dort existiert zwar eine Gedenkstätte an die Opfer der NS-Justiz,[12] an Dudas erinnert dort aber nichts unmittelbar. Auch in Kerzenheim fehlt es bisher an einem sichtbaren Zeichen. Doch ist es möglich, dass eine Initiative um Michael Wiesheu sich dieser Leerstelle in der Erinnerungskultur des Ortes Kerzenheim erfolgreich wird annehmen können, sodass die immaterielle Erinnerung unter den letzten noch lebenden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen um einen Erinnerungsort im physischen Raum ergänzt werden würde.

 

Christof Schimsheimer, März 2022

 

[6] Ebd., S. 424.

[7] Ebd.

[8] Ebd. 425f.

[9] Ebd. 427.

[11] Puvogel, Ulrike; Stankowski, Martin [u.a.]: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Bd. 1. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Bonn 1995, S. 44.

[12] Ebd., S. 43.

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  • Gestapo-Foto von Leon Dudas

    1942
  • Bauernhaus des Ortsbauernführers David Schneider, in dem Dudas hatte arbeiten müssen

    Kerzenheim, Ebertsheimer Straße
  • Ortsschild von Kerzenheim

    August 2023