Wankie, Władysław
1905 wird er Mitglied der Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych, 1911-17 arbeitet er im Komitee zur Pflege von deren Gemäldesammlung. 1906-24 ist er Redakteur in der Kunstabteilung der „illustrierten Wochenzeitschrift über das gesellschaftliche Leben, Literatur und Kunst“ Świat, in der er unter anderem 1906 über Apoloniusz Kędzierski und Alexander Wagner, 1910 über Józef Brandt in Orońsko, 1918 über Marian Zarembski berichtet (siehe Eigene Schriften). 1908-10 ist er Mitglied der nur kurzzeitig bestehenden Künstlergruppe Odłam, die gegen die Krakauer Künstlervereinigung „Sztuka“ opponiert. Ab 1919 arbeitet er wieder für die Zeitschrift Tygodnik Ilustrowany, ab 1923 für den Kurier Warszawski, in denen er Artikel über bildende Kunst und den Warschauer Kulturbetrieb publiziert. 1921 ist er Mitbegründer, 1922 Präsident der Gesellschaft „Pro Arte“/Stowarzyszenie „Pro Arte“, die ein konservatives Programm verfolgt. Beigesetzt ist er in Warschau auf dem Evangelisch-Augsburgischen Friedhof/Cmentarz ewangelicko-augsburski w Warszawie; der Grabstein trägt auch den ursprünglichen Familiennamen „Wanke“. – Während seiner frühen Münchner Zeit in der zweiten Hälfte der 1880er-Jahre malt W. elegante Gesellschaftsszenen aus der Zeit des Empire, die sich im Park oder in freier Landschaft abspielen („Dame und Pfau im Garten/Dama i paw w ogrodzie“, um 1890, Masowisches Museum Płock/Muzeum Mazowieckie w Płocku) und Damen und Herren zu zweit oder mit Bediensteten im Gespräch zeigen („Treffen im Wald/Spotkanie pod lasem“; „Im Park/W parku“, späte 1880er-Jahre, beide Auktionshaus DesaUnicum; „Auf der Terrasse/Na tarasie“, 1886/88; „Während des Directoire/Za Dyrektoriatu“, beide Auktionshaus AgraArt). Auch Szenen mit Mandolinenspielern („Serenade/Serenada“, um 1890; „Lied der Liebe/Pieśń miłości“, um 1895, beide Auktionshaus AgraArt) und aus dem Orient („Orientalische Szene/Scena orientalna“, um 1893, Auktionshaus DesaUnicum) gehören zu diesen farbkräftig, gefällig und für den Verkauf auf dem deutschen Markt bestimmten Werken. Es heißt, dass diese Gemälde, die W. auch in Polen ausstellt, von seinem Warschauer Lehrer Gerson geschätzt worden sind. Ähnlich wie seine engeren Freunde Kędzierski und Zarembski bleibt W. von der Pferde- und Schlachtenmalerei von Brandt und Wierusz-Kowalski unbeeinflusst und wendet sich in der ersten Hälfte der 1890er-Jahre ländlichen Arbeitsdarstellungen zu. Deutlich zu erkennen ist der Einfluss des französischen und des deutschen Realismus insbesondere von Jean-François Millet (1814-1875) und Max Liebermann (1847-1935) („Kartoffelernte/Zbieranie Kartofli“; „Dämmerung/Zmierzch, vor 1900, beide Auktionshaus AgraArt; „Kartoffelngraben/Kopanie kartofli“, um 1900, Nationalmuseum Warschau). Unmittelbarer Auslöser von W.s stilistischer Veränderung sind offenbar auch seine Reisen an die Ostsee, in die Niederlande und an die bretonische Küste, wo er Spaziergängerinnen an der Küste und Fischerinnen bei der Arbeit („Bretonische Fischerin/Rybaczka bretońska, 1893/94, Nationalmuseum Warschau; „Bretonin an der Küste/Bretonka na brzegu morza“; „Bretonin/Bretonka“) oder Fischer mit Booten und Netzen („Rybak z siecia“, um 1893/94, Auktionshaus DesaUnicum), das ärmliche Leben in den Fischersiedlungen und Porträtstudien der Einheimischen in dunkler Tonigkeit malt. Seine Landschaften orientieren sich seitdem in ihrer dunklen, impressionistischen Auffassung an der Haager Schule („Dämmerung - Mondaufgang II/Zmierzch - Wschód księżyca II“, um 1908; „Im Wald/W lesie“, vor 1916; „Meer und Segelboot/Morze i żaglówka“, 1920er-Jahre; „Landschaft mit Pappeln - Der Sturm kommt/Krajobraz z topolami - Burza idzie“, vor 1923, alle Nationalmuseum Warschau; „Landschaft mit Häuschen und Pappel/Krajobraz z chałupą i topolą“, 1907/08, Königsschloss auf dem Wawel, Krakau). Zurück in München beschäftigt sich W. auch mit symbolistischen Themen (Titelbild), in denen er die Natur eher düster und bedrohlich schildert („Einsam im Park/Samotna w parku“, um 1900, Masowisches Museum Płock) und die auch die Mitwelt an Sujets von Arnold Böcklin (1827-1901) erinnern. Sogar seine zur selben Zeit entstehenden religiösen Themen („Madonna“, um 1899; „Christus am Kreuz (Golgatha)/Chrystus na krzyżu (Golgota)“, um 1902; „Mutter Gottes vor dem Gekreuzigten/Matka Boska przed ukrzyżowanym Chrystusem“, um 1916, alle Nationalmuseum Warschau) stehen in ihrer düsteren Auffassung eher dem Symbolismus als der religiösen Malerei nahe. Die vor und um 1900 gefundenen Themen und Auffassungen variiert W. bis in die 1920er-Jahre. Werke befinden sich unter anderem in den Nationalmuseen von Warschau, Poznań und Stettin, im Nationalen Meeresmuseum Danzig/Narodowe Muzeum Morskie w Gdańsku, im Masowischen Museum Płock/Muzeum Mazowieckie w Płocku, im Muzeum Podlaskie in Białystok, in Krakau in den Staatlichen Kunstsammlungen im Königsschloss auf dem Wawel/Zamek Królewski na Wawelu – Państwowe Zbiory Sztuki sowie in der Nationalgalerie in Lviv.