Lentz, Stanisław
Lentz, Stanisław, polnischer Maler und Illustrator, Mitglied der „Münchner Schule“. 1880-84 Student der Akademie der Bildenden Künste München.*23.4.1861 Warschau, †19.10.1920 ebenda. Sohn des Kaufmanns Konstanty L., Inhaber eines Teehandelslagers. 1877-79 Studium an der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau bei Feliks Szynalewski (1825-1892) und Izydor Jabłoński (1835-1905, Mitglied der „Münchner Schule“), 1879-80 in der Warschauer Zeichenklasse/Klasa Rysunkowa bei Wojciech Gerson (1831-1901). Am 25.10.1879 Eintritt in die Naturklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bis 1884 bei dem Historienmaler Sandór (Alexander von) Wagner (1838-1919) und bei dem Historien- und Porträtmaler Gyula Benczúr (1844-1920). 1884-87 studiert er an der Académie Julianin Paris. Anschließend ist er in Warschau ansässig und arbeitet als Illustrator für verschiedene Zeitschriften. 1888 Mitglied der Warschauer Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych. 1896 reist er nach Berlin und Madrid, 1896 und 1897 nach Paris, 1900 in die Normandie. 1903 Heirat mit der Warschauer Industriellentocher Jadwiga Neprosówna; das Ehepaar hat eine Tochter. 1903 und 1905-14 verbringt er die Sommermonate in Holland, meist in Scheveningen. 1910 Mitglied der Krakauer Künstlervereinigung Towarzystwo Artystów Polskich „Sztuka“. 1909-20 Professor für Malerei an der Schule der Schönen Künste in Warschau/Szkoła Sztuk Pięknych w Warszawie, 1909 und 1915-20 deren Direktor. – Illustrationen schafft L. für die polnischen Zeitschriften Kłosy(1887-90), Tygodnik Illustrowany(1887-98, 1905-06, 1909-10) und Kurier Codzienny(1890-91), darunter zahlreiche Porträts. Als weithin geschätzter Porträtmaler schafft er Salonbildnisse und psychologisch eindringliche Porträts von großer Ausdruckskraft und naturalistischer Präzision im Stil der „Münchner Schule“. Seine großformatigen Herrenbildnisse (Marian Gawalewicz, 1896; Gustaw Soubise-Bisier, 1904; Erzbischof Popiel, 1907; Aleksander Jabłonowski, 1900, 1911) sind in dunklen Farbtönen (Schwarz, Bronze, Grau) gehalten, wobei das Inkarnat durch Licht hervorgehoben wird. Bei seinen Damenbildnissen (Fürstin Stefanowa Lubomirska, 1899) akzentuiert er dekorative Details der Kleider und gibt die Stofflichkeit edler Materialien wieder. Darüber hinaus malt er Figurenbilder einfacher Leute („Warschauer Straßenjunge“, 1893) und Szenen aus dem Arbeitsleben („In der Schmiede“, 1899; „Streik“, 1910, siehe Titelbild), deren monumentale kantige Figuren zwischen Arbeitsdarstellungen des 19. Jahrhunderts (Menzel) und Szenen aus Symbolismus und Jugendstil (Hodler) stehen, aber bereits den heroisierenden Stil von Arbeiterbildern der 1920er-Jahre vorwegnehmen. Ähnlich kantig-grobe Gruppenporträts aus Holland („Die Meerwölfe von Scheveningen“/„Wilki morskie z Scheveningen“, 1903) verraten den Einfluss der niederländischen Malerei, insbesondere von Frans Hals. Auch jüdische Szenen kommen vor („Jüdische Altwarenhändler“/„Żydzi handlujący starzyzną“, um 1900). Außerdem fertigt L. Karikaturen und satirische Szenen aus dem Alltagsleben der Warschauer Bevölkerung. Ab 1917 entstehen Kostümporträts, deren derbe Art wieder bei den Holländern entlehnt ist („Selbstporträt nach dem Vorbild von Frans Hals“/„Autoportret w typie Fransa Halsa“, um 1918). Porträts fertigt er auch für eine umfangreiche Serie von Lithographien (Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie). Werke befinden sich unter anderem in den Nationalmuseenvon Warschau, Kielce, Krakau, Posen/Poznań und Breslau/Wrocław, im Oberschlesischen Museum in Bytom/Muzeum Górnośląskie w Bytomiu, im Universitätsmuseum in Krakau/Muzeum Uniwersytetu Jagiellońskiego, im Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi, im Bezirksmuseum/Muzeum Okręgowe vonToruń sowie in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München.