Steinlah
Die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter aus dem Lager Nr. 5 sowie aus den Lagern Nr. 4, 14 und 28, die allesamt zwischen Salzgitter-Gebherdshagen und Gustedt gelegen waren, arbeiteten im Erzbergwerk, beim Bau von Schächten und beim Erzabbau in den Schächten Haverlahwiese I und II sowie in den Hilfsschächten Bartelzeche, Altenhagen und Gustedt. Die Lager Nr. 14 und 28 befanden sich in unmittelbarer Nähe der Hilfsschächte Gustedt und Altenhagen. Das Lager Nr. 4 lag in der Nähe des Schachtes Haverlahwiese I; im Jahr 1937 war es als Wohnlager für 200 Bergleute eingerichtet worden. Zwei Jahre später, Ende 1939, wurde es bereits als Kriegsgefangenenlager für ca. 650 polnische Kriegsgefangene genutzt, die entgegen internationaler Abkommen Zwangsarbeit leisten mussten. Die Häftlinge arbeiteten unter sehr schweren Bedingungen, ohne Einhaltung grundlegender Sicherheitsvorkehrungen, ohne entsprechende Arbeitskleidung und ausreichende Ernährung. Viele von ihnen kamen bei Arbeitsunfällen ums Leben oder starben vor Erschöpfung sowie infolge des Mangels an medizinischer Betreuung und fehlender Arzneimittel.
Auf dem Gedenkstein, der zu Ehren der Toten auf dem Gräberfeld aufgestellt wurde, sind die Namen der polnischen Opfer eingraviert. Nachstehend eine chronologisch gemäß dem Todesdatum angefertigte Liste von 23 polnischen Toten, die um Informationen ergänzt wurde, die der Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V. Salzgitter in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Baddeckenstedt zusammengetragen hat (unter Beibehaltung der Originalschreibweise):
HAY STANISLAUS * 24.09.1895 Pezeciszów, Krs. Wadowice. Arbeiter, † 9.4.1940 Lager V
KOLACZ IGNATZ * 07.01.1901 Tuniczowice, Krs. Bendzin. Arbeiter, † 06.08.1941 Lager V
RUCZEK WLADISLAUS † 03.03.1942 Lager V
ROGOSZINSKI (ROGOZIŃSKI) ANTON * 11.06.1909 Kiebel, Krs. Walstein. Arbeiter Kontroll-Nr. 1223, letzter Aufenthaltsort Lager Nr. 5 Gebherdshagen, † 31.03.1942 im Landeskrankenhaus in Braunschweig verstorben, Todesursache – Lungenentzündung
SCHTACHTA JOSEF * 30.07.1913 Biezdzienka. Arbeiter, † 25.02.1944 Steinlah
GRENZWEW-KOWIAK (GRENCKOWIAK?) † 05.07.1944 Lager V
Auf dieser Liste befinden sich auch sechs polnisch klingende Nachnamen, deren Nationalität mit „Russe” angegeben wurde. Möglicherweise handelte es sich bei ihnen um in die Rote Armee eingezogene Polen oder Zivilisten aus den von der Sowjetunion nach dem 17. September 1939 eingenommenen polnischen Ostgebieten. Denkbar ist auch eine fehlerhafte Zuordnung durch die zuständigen Verwaltungsorgane (unter Beibehaltung der Originalschreibweise):
MAZUREK BOLISLAUS * 10.05.1920. Arbeiter, † 26.07.1942 Lager V
ROMANOWSKI JAN * 15.06.1922. Arbeiter, † 03.08.1942 Lager V
LEWANDOWSKI STANISLAUS * 03.07.1924. Arbeiter, † 16.08.1942 Lager V
DOMSKI MICHAEL * 22.08.1906. Arbeiter, † 03.11.1942 Lager V
SAWATZKI MICHAEL * 21.03.1906. Arbeiter, † 13.11.1942 Lager V
KAMINSKI LEO * 21.03.1906. Arbeiter, † 13.11.1942 Lager V
Vor dem Gedenkstein zu Ehren der Toten wurden drei Steinplatten mit den Namen der an dieser Stelle beerdigten drei Polen angelegt, die nachstehend um Informationen aus der oben erwähnten Liste ergänzt wurden (unter Beibehaltung der Originalschreibweise):
KOLACZ IGNATZ * 07.01.1901 Tuniczowice, Krs. Bendzin. Arbeiter, † 06.08.1941 Lager V
KOSOWSKI JOSEF * 27.02.1896 Libiaz, Krs. Gharnow. Arbeiter, † 24.12.1940 Lager V
STANISZEWSKI STANISLAUS * 12.09.1913 Nidom, Krs. Gnesen. Arbeiter, † 19.07.1941 Lager V
Außer den auf der Bestattungsliste stehenden Personen, fanden auch drei Polen aus der Gegend um Salzgitter, die nach dem Krieg verstorben sind, hier ihre letzte Ruhestätte. Sie alle waren in den ehemaligen Lagern untergebracht, die nach Kriegsende in Evakuierungslager für Displaced Persons umgewandelt worden waren:
MAJCZERCZYK PETER, 42 Jahre alt. Letzter Aufenthaltsort Gebherdshagen Lager Nr. 5. Gest. am 17.09.1945 im Krankenhaus in Drütte. Todesursache – Alkoholvergiftung
PIASECKI ANTON, 42 Jahre alt. Letzter Aufenthaltsort Gebherdshagen Lager Nr. 5. Gest. am 17.09.1945 im Krankenhaus in Drütte. Todesursache – Alkoholvergiftung
SOLECKI STANISLAW * 22.05.1907 in Stridlau. Letzter Aufenthaltsort Lager Haverlahwiese (Nr. 52?). Gest. am 07.07.1945 im Krankenhaus in Barum. Todesursache – Tuberkulose.