Radziwiłł, Ferdynand Fryderyk książę
Radziwiłł, Ferdynand Fryderyk książę (Ferdinand Fürst Radziwill, Ferdinand von Radziwill), 1873-1918 Mitglied der 1. Kammer des Preußischen Landtags, 1874-1918 Mitglied des Reichstags des Deutschen Kaiserreichs. *19.10.1834 Berlin, †28.2.1926 Rom, Jurist, Grafschaftsbesitzer. Sohn von Bogusław Fryderyk ks. Radziwiłł (Boguslaw Fürst Radziwill, 1809-1873). Nach dem Abitur am Französischen Gymnasium in Berlin studierte er Rechtswissenschaften und Kameralistik in Bonn und Berlin; unbezahlter Gerichtsassistent (Auskultator) am Berliner Stadtgericht, Regierungsreferendar in Potsdam. 1855 Einjähriger beim 7. Husaren-Regiment, zuletzt Oberstleutnant der Reserve beim 1. Brandenburgischen Ulanen-Regiment, 1870 im Deutsch-Französischen Krieg verwundet, 1879 Generalmajor der Kavallerie (à la suite). 1864 Heirat mit Pelagia Fürstin Sapieha (1844-1929), fünf Kinder. Die Familie lebte in Berlin und auf dem Jagdschloss Antonin bei Ostrowo/Ostrów Wielkopolski. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1873 die Verwaltung der Familiengüter in Olyka/Ołyka (Litauen) und in Przygodzice mit Schloss Antonin bei Ostrowo. Im Januar 1874, im Januar 1877, im Oktober 1881, im Oktober 1884, im Februar 1887, im Februar 1890, im Juni 1893, im Juni 1898, im Juni 1903, im Januar 1907 und im Januar 1912 wurde er im Wahlkreis Adelnau-Schildberg/Odolanów-Ostrzeszów mit Wahlergebnissen zwischen 74,41% und 84,69% als Abgeordneter in die polnische Fraktion des Deutschen Reichstags gewählt; über 30 Jahre Vorsitzender der polnischen Fraktion. Er gehörte den Ausschüssen Gerichtsverfassungsgesetz, Strafgesetz, Gerichtsverfassung, Reichsstempelabgaben, Strafprozessordnung, Tabaksteuer, Strafgesetzbuch, Börsengesetze und Reichshaushalts-Etat an. Während des Kulturkampfs zwischen Preußen bzw. dem Deutschen Reich und der Katholischen Kirche stand er in scharfem Gegensatz zum Ministerpräsidenten bzw. Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898). Er arbeitete eng mit der Zentrums-Partei zusammen, stand für eine loyale Politik der Polen zum deutschen Kaiserreich, forderte aber das Recht zur freien Religionsausübung und zur Anwendung der polnischen Sprache ein. 1918/19 Mitglied des Sejms und dessen Alterspräsident. Bild: um 1914, Public Domain.
Literatur:
Deutscher Parlaments-Almanach, Ausg. 10, Leipzig 1874, 236; Ausg. 16, Leipzig 1887, 206; Amtliches Reichstags-Handbuch, 8. Legislaturperiode, Berlin 1895, 234; 10. Legislaturperiode, Berlin 1903, 244f.; 11. Legislaturperiode, Berlin 1903, 296f.; Reichstags-Handbuch, 12. Legislaturperiode, Berlin 1907, 344f., 488 (Bild); 13. Legislaturperiode, Berlin 1912, 346, 486 (Bild); Reichstagsprotokolle 1867-1895, Register 36, 39, 43, 46, 49, 55, 58, 62, 66, 71, 74, 87, 125, 129, 155; Reichstagsprotokolle 1895-1918, Register 150, 161, 171, 188, 204, 218, 297, 314, 314a; A. Kotowski: Zwischen Staatsräson und Vaterlandsliebe, Düsseldorf 2007, 25, 46, 65, 71, 77f., 86f., 99, 104f., 125f., 128, 132, 145, 147f., 151, 159, 164, 170, 176, 182, 185f., 189f., 196.
Online:
http://zhsf.gesis.org, Parlamentarierportal, BIORAB Kaiserreich online;
http://www.reichstag-abgeordnetendatenbank.de/;
http://www.reichstagsprotokolle.de;
http://www.sejm-wielki.pl;
Internetowy Polski Słownik Biograficzny;
Pałac w Antoninie, http://www.palacantonin.pl/pl/historia
Axel Feuß, Oktober 2016
Link zu den Reichstagsprotokollen: