Syrewicz, Bolesław
Syrewicz, Bolesław, polnischer Bildhauer, Mitglied der „Münchner Schule“. Ab 1857 Studium an der Akademie der Künste in Berlin, 1859-62 an der Akademie der Bildenden Künste in München. *21.5.1835 Warschau, †10.2.1899 ebenda. Sohn eines Beamten der staatlichen Steuer- und Finanzkommission (lt. Matrikelbuch München: Gutsbesitzer). Nach einer ersten künstlerischen Ausbildung bei dem Maler und Grafiker Jan Feliks Piwarski (1794-1859) studiert S. ab 1851 in Warschau an der Schule der schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych w Warszawie bei dem Bildhauer Konstanty Hegel (1799-1876). 1857 wird er von der Schule relegiert und geht nach Berlin. Dort studiert er an der Königlich Preußischen Akademie der Künste bei dem Bildhauer und Medailleur August Fischer (1805-1866). Seine erste bekannte Plastik, eine lebensgroße Gipsstatue des „Julius Caesar“, wird in Warschau ausgestellt und verkauft. Am 25.10.1859 Eintritt in die Bildhauerklasse von Max Widnmann (1812-1895) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München. 1862-67 Studium in Rom an der Accademia di San Luca unter anderem bei dem Bildhauer Luigi Amici (1817-1897). Für ein Relief „Taufe Christi“ (1944 in Warschau verschollen) erhält er eine Silbermedaille von Papst Pius IX. 1867 kehrt er nach Warschau zurück. 1869 übernimmt er die Werkstatt des Bildhauers Władysław Oleszczyński (1807-1866) im Warschauer Königsschloss. Reisen nach Paris, Wien und Dresden, kurzzeitig in Florenz tätig, 1874 nach Österreich, Bayern und Italien. 1875 führt er in Paris Kirchenreliefs aus. 1880 Studienreise nach Berlin, Brüssel, Düsseldorf, Neapel. 1883 Konservator für Bildhauerei in den Regierungspalästen in Warschau. In den 1890er-Jahren erkrankt, stirbt er vergessen und in ärmlichen Verhältnissen. – S. schafft neben ganzfigürlichen Arbeiten vor allem Bildnisse in Form von Büsten und auf Medaillons. Er arbeitet in Marmor, Granit und Kalkstein, seltener in Bronze, wobei am Anfang Gips- oder Tonmodelle stehen. Ein großer Teil seines Werks, zirka 50 Arbeiten, sind Grabskulpturen, davon 30 in Warschau. Darunter befinden sich Büsten der Verstorbenen und Ganzfiguren (Schauspieler Jan Królikowski, vor 1890) aber auch ein „Kreuztragender Christus“ (1896, beide in Powązki, Römisch-katholischer Friedhof) oder eine Gruppe mit Engeln und Klagefrau (1888 Lublin, Römisch-katholischer Friedhof). Ein Bildnis des Malers Wojciech Gerson (1869/70, Marmor) befindet sich im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie. Religiöse Skulpturen („Heilige Cäcilie“, 1869; „Gekreuzigter Christus“, 1875; „Die Heiligen Peter und Paul“, 1885) befinden sich in Kapellen und Kirchen in Warschau, Piotrków Trybunalski und Łomża. Ein beträchtlicher Teil des Werks geht im 2. Weltkrieg verloren. S. arbeitet akademisch und verbindet klassisch-antikisierende Auffassung (siehe Titelbild) mit einer realistischen Formensprache. Seine naturalistischen Arbeiten (Büste der Philanthropin Joanna Neybaur, 1885-87, Evangelisch-Augsburgischer Friedhof Warschau-Wola/Cmentarz Ewangelicko-Augsburski w Warszawie) zeigen eine meisterhafte Beherrschung des Materials beispielsweise in der Darstellung von Gewändern mit differenzierten Stofftexturen, die zeitgenössische Betrachter in Erstaunen versetzt.
Gruppenausstellungen: 1869, 1872-73, 1876, 1890, 1896 Warschau, Gesellschaft zur Förderung der schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych / 1869 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych
Literatur: Katarzyna Mikocka-Rachubowa: Rzeźba polska XIX wieku. Od klasycyzmu do symbolizmu, Sammlungskatalog Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, 1993; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 7, 63; Maria Irena Kwiatkowska: Rzeźbiarze warszawscy XIX wieku, Warschau 1995; Polski Słownik Biograficzny, Band 46, 2009/10, Seite 281 (dort weitere Literatur); Paweł Freus, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 107, Berlin/Boston 2020, Seite 320 f.
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 1, Akademie der Bildenden Künste München, 01612 Boleslaw Syrewiez (sic!), https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1859/matrikel-01612
Jolanta Laskownicka, auf Internetowy polski słownik biograficzny (dort weitere Literatur), https://www.ipsb.nina.gov.pl/a/biografia/boleslaw-syrewicz
Paweł Freus: Bolesław Syrewicz (2008), auf: culture.pl, https://culture.pl/pl/tworca/boleslaw-syrewicz
1 Werk auf der Webseite des Powązki-Friedhofs/Cmentarz Powązkowski w Warszawie, http://starepowazki.sowa.website.pl/Sztuka/kwTHerman.html
1 weiteres Werk im Königlichen Łazienki-Museum Warschau/Muzeum Łazienki Królewskie w Warszawie, https://www.lazienki-krolewskie.pl/pl/katalog/obiekty/grz-601
(alle Links wurden zuletzt im Oktober 2020 aufgerufen)
Axel Feuß, Oktober 2020