Salzgitter Jammertal
Auf dem an der Peiner Straße in Salzgitter-Lebenstedt gelegenen Friedhof wurden auch nach Kriegsende noch Opfer des Krieges bestattet. In den späten 1940ern und den 1950er Jahren wurden zum einen mehrere Exhumierungsaktionen durchgeführt, zum anderen aber auch ursprünglich an anderen Orten begrabene und exhumierte Kriegsopfer beerdigt. Zu Beginn der 1970er Jahre wurde die Nekropole erstmals nach mehr als zwei Jahrzehnten in Ordnung gebracht und es erfolgten die ersten öffentlichen Gedenkfeierlichkeiten für die Opfer.
Mehrere Denkmäler und Infotafeln informieren über die Toten. So befindet sich am Friedhofseingang eine gemauerte Tafel mit der Aufschrift:
GRÄBERSTÄTTE JAMMERTAL
DEN OPFERN VON KRIEG
UND GEWALTHERRSCHAFT
1939–1945
Zwischen den ersten Gräberreihen stehen fünf Steinplatten mit der folgenden Inschrift:
AUF DIESEM FRIEDHOF RUHEN 2970 OPFER DES KRIEGES UND DER GEWALTHERRSCHAFT 1939–1945
BELGIEN, BULGARIEN, CSSR, DEUTSCHLAND, FRANKREICH, GRIECHENLAND, ITALIEN, JUGOSLAWIEN, NIEDERLANDE, ÖSTERREICH, POLEN, RUMÄNIEN, SPANIEN, UNGARN, UDSSR
Auf Initiative polnischer, jugoslawischer und russischer Verbindungsoffiziere beim Hauptquartier der 5. Infanteriedivision wurde 1946 ein etwa fünf Meter hoher Obelisk aus rotem Granit aufgestellt. Er wurde während der Gedenkfeierlichkeiten zum ersten Jahrestag des Kriegsendes feierlich enthüllt. Auf den vier Sockelflächen befinden sich Inschriften in Polnisch, Russisch, Serbisch, Englisch und Deutsch, jede für sich individuell von Vertretern der jeweiligen Nation vorgeschlagen. Im Mittelteil des Obelisken befindet sich eine schwarze Tafel mit einem Adler mit Krone und auf dem Sockel ein polnischer Text:
OFIAROM PRZEMOCY RODACY
KRÓL ŚWIATA WZBUDZI NAS, KTÓRZY ZA JEGO SPRAWĄ UMIERAMY. NA WIECZNEGO ZMARTWYCHWSTANIE
II. MACH. VII. 9
Rechts von dem zentral aufgestellten Obelisken befindet sich ein weiterer Obelisk aus schwarzem Granit in Gedenken an die polnischen Kriegsopfer. Es ist unbekannt, wann und auf wessen Initiative die Aufstellung des Obelisken vonstattenging. Vermutlich entstand der Obelisk zwischen 1948 und 1950 auf Initiative polnischer Verbindungsoffiziere bei der Britischen Armee oder von Polen, die bei der United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) angestellt waren und die sich um ihre noch in den DP-Lagern in Salzgitter und Umgebung verbliebenen Landsleute kümmerten und Kontakt zu ihnen hatten. Auf dem Obelisken ist ein geschmiedetes Kreuz zu sehen, darunter ein Adler mit Korne und die Jahreszahlen 1939–1945, in der Mitte eine polnische Inschrift:
TUŁACZOM… ZA UMIŁOWANIE WIARY I KRAJU RODZINNEGO
OFIAROM PRZEMOCY SPOCZYWAJĄCYM NA WROGIEJ NIEWDZIĘCZNEJ ZIEMI, W HOŁDZIE RODACY!
Zum vorliegenden Text gehört ein namentliches Verzeichnis in alphabetischer Reihenfolge mit den polnischen Opfern des Krieges aus dem Gebiet Salzgitter, die auf dem Kriegsfriedhof Jammertal bestattet worden sind. Das Verzeichnis beinhaltet mehrere Hundert Namen von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen aus mehreren Zwangsarbeitslagern, des Arbeitserziehungslagers Nr. 21 in Salzgitter-Hallendorf sowie drei Außenlagern des Konzentrationslagers Neuengamme. Neben dem Vor- und Nachnamen des Bestatteten finden sich darin auch weitere Informationen, so unter anderem Geburtsdatum und -ort, Todeszeitpunkt und -ort, Nummer der Sterbeurkunde und des ausstellenden Standesamtes, Anschriften naher Angehöriger, die Todesursache und die genaue Grabstelle. Die Liste wurde auf Grundlage von Materialien des Arbeitskreises Stadtgeschichte e.V. und der Stadtverwaltung Salzgitter erstellt.