Hannover-Ahlem

Hannover-Ahlem, Gestapo-Gefängnis
Gedenktafeln und Mahnmal für die Ermordeten des Gestapo-Gefängnisses in Hannover-Ahlem u.a. in polnischer Sprache

Das Schulgebäude diente seit September 1941 als Sammelstelle für die Juden aus der Umgebung, die vor ihrer Deportation in verschiedene Gettos im Osten und in die Vernichtungslager, darunter nach Auschwitz und Treblinka, hier konzentriert wurden. Nach der „Endlösung der Judenfrage“ übernahm die Gestapo das Schulgelände und richtete hier eine Kontrollstelle zur Überwachung der mehreren Zehntausend Zwangsarbeiter ein. Im September 1943 entstand hier ein Ersatzgefängnis für fremdländische Zwangsarbeiter, die sich solcher „Vergehen“ wie der „Sabotage“ oder einer zu geringen Arbeitsleistung (Nichterfüllung der Tagesnormen, unerlaubtes Entfernen vom Arbeitsort etc.) schuldig gemacht hatten. Die Bestraften kamen entweder in Arbeitserziehungslager, Arbeitslager oder wurden zum Tode verurteilt. Bis zum November 1944 mussten die von den sogenannten Sonderstrafgerichten, die an den Polizeistellen eingerichtet worden waren, gefällten Todesurteile vom Reichssicherheitshauptamt bestätigt werden. Danach erhielt die Gestapo allerdings die Befugnis zur Vollstreckung der gesprochenen Todesurteile in ihren Gefängnissen und Lagern ohne die Bestätigung aus Berlin.

Als Hinrichtungsort auf dem Gestapogelände wurde das sich in der Nähe des Appellplatzes befindende Holzhäuschen gewählt, das teilweise von hohen Sträuchern bedeckt war. Zuvor, seitdem das Gestapogefängnis hier eingerichtet worden war, diente das Häuschen zunächst als Brennholzlager, danach als Effektenkammer. Die Fenster wurden mit Brettern zugeschlagen, und der bei der Gestapo tätige Schreiner fertigte einen Galgen an. Zwei weitere Galgen entstanden auf Bestellung und wurden von einem örtlichen Schreinereibetrieb angefertigt.

Zur letzten Vollstreckung von Hinrichtungen im Gestapogefängnis Ahlem kam es an Gründonnerstag, den 29. März 1945 bzw. am 1. oder 2. April. Unmittelbar danach wurde das hölzerne Häuschen samt der gesammelten Dokumentation der Hannoveraner Gestapo vorsätzlich in Brand gesteckt. Die Vollstreckung der Todesurteile durch Erhängen wurde durch effektivere Methoden ersetzt: Am 6. April 1945 wurden 56 Häftlinge aus Ahlem und 99 aus dem Erziehungslager Lahde evakuierte Personen auf dem Friedhof Hannover-Seelhorst erschossen.

Der heutige Gedenkort an der ehemaligen Hinrichtungsstätte besteht unter anderem aus Steinplatten, deren Anordnung die Fundamente des hölzernen Häuschens andeuten. Einer der zwei kürzeren Ränder der Kontur besteht aus Platten mit Inschriften in Polnisch, Russisch, Italienisch, Hebräisch, Englisch, Deutsch und Niederländisch. Der Text informiert über die Existenz eines Anbaus der Israelitischen Gartenbauschule bis zum 8. April 1945 und über die Ermordung italienischer, polnischer und sowjetischer Zwangsarbeiter in jenem Gebäude in den Jahren 1944–1945.

 

Nachstehend ein unvollständiges Namensverzeichnis von Polen (oder Personen mit polnisch klingendem Nachnamen), die im Gefängnis Ahlem hingerichtet wurden, samt Geburtsdatum und Datum der Exekution (unter Beibehaltung der Originalschreibweise von Vor- und Nachnamen sowie Geburtsorten):

 

KRYSTAK FRANZ * 03.06.1906 Witow, † 05.02.1945, 02:00

ZYCHOWICZ BOLESLAW * 09.10.1900, † 17.02.1945, 11:00

TURGONSKA ANNA * 10.02.1926 Percha, † 03.03.1945, 08:50

BESPALOWA HELENA * 12.02.1924 Krukow, † 12.03.1945, 06:15

MICHALSKA MARIA * 22.11.1921 Posen, † 16.03.1945, 08:10

BISKUPSKI WLADYSLAW * 02.06.1919 Zechowka, † 16.03.1945, 11:50

PAWLIK PAUL * 25.03.1925 Poltawa, † 22.03.1945, 06:50

SZENJAWSKI OTTO * 01.07.1914, † 17.02.1945, 11:05

STANISZEWSKI LUCJAN * 08.01.1921 Posen, † 16.03.1945, 12:10

CHRZANOWSKI JOSEF * 22.10.1926, † 26.03.1945, 14:25

WOJDYLA THOMAS * 13.12.1909, † 26.03.1945, 14:30

KASPERKIEWICZ SIEGMUND * 06.08.1919, † 26.03.1945, 14:30

SKOWRONSKI FRANZ * 07.08.1904 Lizmangen, † 27.03.1945, 07:45

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