Bergen-Lohheide

Kreuz mit zweiter Gedenktafel
Kreuz mit zweiter Gedenktafel

Nur zwei weitere der in Einzelgräbern bestatteten Polen sind namentlich bekannt:

 

POBŁOCKI STANISŁAW Dr. med. Hauptmann der polnischen Armee

* 14.2.1890 Lina

† 11.1.1942

 

BILNIK ROMAN Dr. med. Leutnant der polnischen Armee

* 28.1.1891 Zawiercie

† 24.1.1942

 

Beide arbeiteten in der Krankenstation und starben während eines Massensterbens der Kriegsgefangenen aufgrund von Kälte, Unterernährung sowie des Mangels an Medikamenten und Hygienemitteln. Wahrscheinlich teilten sie das Los tausender Opfer einer Typhusepidemie.

1958 wurden die einzelnen italienischen Soldatengräber auf das italienische Gräberfeld des Friedhofes Hamburg-Öjendorf verlegt. Von 1964 bis 1968 änderte sich das Aussehen des Friedhofes grundlegend, vor allem verschwanden die Einzelgräber, bis auf das von Elżbieta Głazowska. Aus dem Eingangsbereich verschwanden russische Gedenkelemente, wie das Monument und das Tor mit russischem und englischem Schriftzug. Neue Wege und Alleen wurden teilweise über den Gräbern verlegt, ebenso wie der Haupteingang. Das Denkmal Die Trauernde von Mykola Muchin erhielt einen neuen Standort am Rand der Massengräber. Im Jahr 1968 wurde zentral ein Gedenkstein mit einem Text auf Deutsch und Russisch aufgestellt:  

 

DEN SOWJETISCHEN SOLDATEN ZUM GEDENKEN, DIE HIER WÄHREND DES ZWEITEN WETKRIEGES IN KRIEGSGEFANGENSCHAFT IN GROSSER ZAHL GESTORBEN SIND

 

1980 zerstörten unbekannte Täter das Denkmal, ein Jahr später wurde es durch eine Kopie ersetzt. Dagegen kam das Original nach Restaurationsarbeiten in das Gebäude des Gedenkortes Bergen-Belsen als Teil der Dauerausstellung.

Nach Beendigung der Kriegshandlungen wurden die Dokumente aus dem Stalag XI C Bergen-Belsen gemäß der Genfer Kriegskonvention den Russen übergeben. Unzugänglich lagerten sie in den Archiven der Roten Armee und Nachrichtendienste. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion sind die Dokumente, unter anderem Namenslisten der begrabenen russischen Kriegsgefangenen, im Archiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation zugänglich. Es ist anzunehmen, dass die ebenfalls auf dem Territorium des belagerten Deutschlands aktive Polnische Militärmission Namenslisten beerdigter Polen erhielt, die eventuell im Warschauer Archiv des polnischen Verteidigungsministeriums zu finden sind.

Erst 2012 begannen sich Mitglieder der AG Bergen-Belsen e.V. für das vergleichsweise kleine Gräberfeld polnischer Kriegsgefangener zu interessieren. Nachdem sich die Arbeitsgemeinschaft mit einer unvollständigen Dokumentation zu diesen Gräbern aus dem Gedenkort Bergen-Belsen vertraut gemacht hatte, wurde der Entschluss gefasst, die Ruhestätte der Polen neu zu gestalten und vor allem die Aufmerksamkeit der Friedhofsbesucher auf sie zu lenken. Die Entscheidung fiel auf ein symbolisches Soldatenkreuz aus Birkenholz mit angebrachter Gedenktafel, auf der ein Text auf Polnisch und Deutsch zu lesen ist:

 

Zur Erinnerung an

Stanisław Pobłocki, Arzt

Roman Bilnik, Arzt 

und andere polnische Kriegsgefangene

 

Am 1. November 2012 fanden bescheidene Feierlichkeiten am neu aufgestellten Kreuz an den Gräbern der polnischen Kriegsgefangenen statt. Jahrelang hatte Elżbieta Nikolajczyk, Mitglied des AG Bergen-Belsen e.V., die sich auch für die neue Gedenktafel aus Metall verantwortlich zeigte, die polnischen Kriegsgräber gepflegt. Dieses kleine, bisher vergessene Gräberfeld verdient dieselbe Beachtung während offizieller Gedenkveranstaltungen, wie die übrigen dieses Friedhofes. 

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  • Polnisches Gräberfeld und die erste Gedenktafel

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