Susanna Fels. Von Breslau nach Berlin.
Über sich selbst sagt Susanna Fels, dass nur vier Dinge über sie wesentlich seien: Ihr Name, ihre Geburt 1937 in Breslau, die Emigration 1957 aus Polen und, dass sie eine multimediale Künstlerin, Fotografin und Malerin ist.[1]
Fels wurde 1937 in Breslau geboren, wo sie ihre vom Zweiten Weltkrieg überschattete Kindheit und Jugend verbrachte. 1957 ging die gesamte Familie im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Witten an der Ruhr, wo bereits eine Verwandte lebte. Bereits drei Jahre später zog die Künstlerin nach Berlin, wo sie schnell Teil der damaligen Künstlerszene wurde. Max Hölzer, Uwe Johnson, Walter Höllerer und Ingeborg Bachmann gehörten zu diesem erlesenen Berliner Zirkel. Bekannt war sie auch mit Marcel Marceau, dem berühmten Tänzer und Mimen. In Frankreich nahm sie sogar an einigen seiner Aufführungen Teil.
Dieser illustre Kreis wurde mit der Ankunft Witold Gombrowiczs 1963 erweitert, der auf Einladung der Ford Foundation im Rahmen des Stipendiatenprogramms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in die Spree-Metropole kam. Über den Journalisten Bohdan Osadczuk lernte Fels den aus Argentinien zurückgekehrten Gombrowicz im Berliner Café „Zuntz“ am Kurfürstendamm kennen: Neben der Emigrationserfahrung war die Kunst das große gemeinsame Interesse der Beiden. Fels war während dieser Monate die Einzige, die den Autor fotografieren durfte. Aus eigener Widerwilligkeit heraus. Über Fels sagte er: „Pani musi być sławna. Z krawatem.“ (Sie müssen berühmt sein. Mit einer Krawatte.)[2] Gombrowicz, der auf Fels und seine Berliner Zeit im dritten Teil seiner „Tagebücher“ (poln.: Dziennika) eingeht, nahm am damals überaus regen gesellschaftlichen Leben Berlins teil. Es folgten unter anderem Bekanntschaften mit Ingeborg Bachman und Günter Grass.
Susanna Fels lebt bis heute in ihrem Wohn-Atelier in Berlin-Grunewald, in dem sich die Bohemiens trafen und immer noch treffen. Sie reiste jahrelang durch Europa und begleitete fotografisch zahlreiche künstlerische Veranstaltungen, wie die Eröffnung der Einzelausstellung von Jan Lenica im Centre Georges Pompidou 1980.
Ihre Werke – Fotografien wie auch zahlreichen Gemälde und Collagen – drücken Geschichten und ihre eigene Geschichte aus, wie es Barbara Strohschein 1986 formuliert.[3]
Frei von jeglichen Konventionen entfalte Fels ihre Kunst, die sich sowohl aus dem Miteinander und Gesprächen, aber auch der Einsamkeit speise. Für Fels ist nicht das endgültige Produkt das Ziel des Schaffens, sondern die Zeichen, die wie eine Erzählung daher kommen. Durch viele Werke zieht sich das Thema der Heimat hindurch. Nicht im haptischen, konkretem Sinne eines geographischen Ortes, sondern als ein Raum „des sich Erkennens und Wiedererkennens“.[4] Diese vielfältigen Arbeiten, die über Fotografie hinausgehen und multimedial gestaltet sind, stellt Fels unter anderem in Deutschland, Frankreich und Polen aus.
Bis heute ist sie jedoch auch als „Pani Gombrowicz“ (Frau Gombrowicz) in der polnischen Szene in Berlin – und darüber hinaus – bekannt.
Andrea Sarah Lorenz, November 2018
Literatur:
https://tomirmazur.wordpress.com/
http://www.lsi.lublin.pl/co/mpb_wyst.html
Barbara Strohschein im April 1986
[1] https://tomirmazur.wordpress.com/ (aufgerufen am: 21.11.2018)
[2] https://tomirmazur.wordpress.com/ (aufgerufen am: 21.11.2018)
[3] Barbara Strohschein im April 1986.
[4] Barbara Strohschein im April 1986.