Boznańska, Olga

 Porträt Paul Nauen
Porträt Paul Nauen, München 1893, Öl auf Leinwand, 121 x 91 cm

Boznańska, Olga, polnische Malerin, Mitglied der „Münchner Schule“. 1886-88 Studium in München an der privaten Malschule von Carl Kricheldorf (1863-1934), ab 1888 bei Wilhelm Dürr d.J. (1857-1900). 1889-98 Atelier in München. *15.4.1865 Krakau, †26.10.1940 Paris. Tochter des Eisenbahningenieurs Adam Boznański h. Nowina (1838-1906) und seiner Frau Eugenia (geb. Mondan, 1832-1892). Erster Zeichenunterricht bei der Mutter, anschließend bei Józef Wojciech Siedlecki (1841-1915) und Hipolit Lipiński (1846-1884), 1883 bei Kazimierz Pochwalski (1855-1940). 1884-86 Studium an der Hochschule für Frauenkurse/Wyższe Kursy dla Kobiet von Adrian Baraniecki (1828-1891) in Krakau, bei Siedlecki und bei dem Genre-, Historien- und Porträtmaler Antoni Piotrowski (1853-1924). Ab Oktober 1886 ist sie in München, studiert zunächst zwei Jahre an der Privatschule von Carl Kricheldorf, ab 1888 bei Wilhelm Dürr und führt ab 1889 ein eigenes Atelier. Sie pflegt Kontakte zu den polnischen Malern Józef Brandt (1841-1915), Alfred Wierusz Kowalski (1849-1915) und Wacław Szymanowski (1859-1930), Freundschaften mit den Malern Paul Nauen (1859-1932) und Samuel Hirszenberg (1865-1908). 1888/89 ist sie für längere Zeit in Krakau, Berlin und Wien, 1892, ’94 und ’97 in Frankreich. 1895/96 übernimmt sie die Leitung der privaten Malschule von Theodor Hummel (1864-1939) in München. Eine von Julian Fałat (1853-1929) angebotene Professur an der Krakauer Kunstakademie lehnt sie ab. Seit dem Herbst 1898 lebt sie in Paris. Sie unterrichtet dort für kurze Zeit an der Académie de la Grande Chaumière, 1909 in ihrem eigenen Atelier. Ab 1898 ist sie Mitglied, 1913 Präsidentin der Gesellschaft polnischer Künstler Sztuka, 1899 Präsidentin des Krakauer Vereins polnischer Künstlerinnen, ab 1904 Mitglied der Société nationale des beaux-arts in Paris. 1912 wird sie mit dem Orden der Ehrenlegion, 1938 mit dem Orden Polonia Restituta ausgezeichnet. – B. malt vorwiegend Porträts, darunter Maler und Schriftsteller der Zeit sowie Bildnisse von Auftraggebern aus ganz Europa und Amerika, außerdem Selbstporträts, Stillleben, Interieurs und Landschaften in Öl auf Leinwand, ab 1893 fast ausschließlich auf Pappe. In der repräsentativen Gestaltung ihrer Bildnisse orientiert sie sich an Diego Velázquez, Wilhelm Leibl und der „Münchner Schule und verleiht den Porträtierten erzählerische und genrehafte Züge. Zunächst malt sie in Bronzetönen, wählt ab etwa 1890 vorwiegend kühle grausilbrige Farben und orientiert sich an James Abbott McNeill Whistler, bei stärkerem Kolorit an Edouard Manet. Häufig posieren ihre Modelle vor dem diffus charakterisierten Hintergrund ihres Ateliers. Die wenig variierten Farben ordnen sich einem allgemeinen Farbklang unter. In den 1930er-Jahren löst sie die Farbgebung in impressionistischer Manier auf und lässt ihre Modelle wie aus einem Farbschleier hervortreten. Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Breslau, Danzig, Kielce, Krakau, Posen/Poznań und Warschau sowie in zahlreichen weiteren polnischen Museen, im Musée National d'Art Moderne und im Musée d‘Orsay in Paris sowie in der Galleria Internazionale d'Arte Moderna Ca’ Pesaro in Venedig.

 

Einzelausstellungen: Paris: 1898 Galerie Georges Thomas; 1909 Le Petit Musée Beaudouin; 1945, 1990 Bibliothèque Polonaise à Paris / Krakau: 1945, 1946 Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie; 1960, 2014 Nationalmuseum/Muzeum Narodowe w Krakowie / 2015 Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie

Gruppenausstellungen: München: 1888-90, 1892-93, 1909, 1913 Glaspalast; 1894-96, 1898-1900 Münchner Secession / Berlin: 1891 Verein Berliner Künstler; 1893-94, 1897-1901 Große Berliner Kunstausstellung; 1898 Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin; 1903, 1905, 1910 Berliner Secession / Wien: 1894, 1899 Künstlerhaus; 1902, 1906, 1910 Wiener Secession; 1908 Künstlervereinigung Sztuka, Hagenbund / Paris: 1896-97, 1899, 1901-08 Exposition nationale des beaux-arts der Société nationale des beaux-arts; 1900 Weltausstellung / 1907 Pittsburgh, Carnegie International / 1910, 1914, 1938 Biennale, Venedig

Literatur: Helena Blumówna: Olga Boznańska, 1865-1940. Materiały do monografii, Warschau 1949; Olga Boznańska (1865-1940). Wystawa zbiorowa, Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie, Krakau 1960; Helena Blum: Olga Boznańska, Warschau 1974; Münchner Maler im 19. Jahrhundert, Band 1, München 1982, S. 121 f.; Saur Allgemeines Künstlerlexikon, Band 13, München/Leipzig 1996, S. 485 f.; Halina Ste̜pień: Artyści polscy w środowisku monachijskim. W latach 1856-1914 (Studia z historii sztuki / Instytut Sztuki, Polska Akademia Nauk, 50), Warschau 2003; Jednodniówka – Eintagszeitung. Neuausgabe, herausgegeben von Zbigniew Fałtynowicz / Eliza Ptaszyńska, Muzeum Okręgowe w Suwałkach, Suwałki 2008, zugleich Katalog der Ausstellung „Signatur - anders geschrieben. Anwesenheit polnischer Künstler im Lichte von Archivalien“, Polnisches Kulturzentrum, München 2008; Ewa Bobrowska/Urszula Kozakowska-Zaucha: Olga Boznańska (1865-1940). Przewodnik, Ausst.-Kat. Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie, Krakau 2014 (polnisch/englisch); Renata Higersberger (Hrsg.): Olga Boznańska (1865-1940), Ausst.-Kat. Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Warschau 2015 (polnisch/englisch)

Online: Irena Kossowska: Olga Boznańska (2002) auf: culture.pl, http://culture.pl/en/artist/olga-boznanska

Zahlreiche Werke auf Pinakoteka Zascianek, https://www.pinakoteka.zascianek.pl/Boznanska/Index.htm

Zahlreiche Werke auf The Athenaeum,

http://www.the-athenaeum.org/art/list.php?m=a&s=tu&aid=6906

 

Axel Feuß, März 2017

Mediathek Sorted

Mediathek
  • Porträt Paul Nauen

    München, Öl auf Leinwand, 121 x 91 cm