Benedyktowicz, Ludomir
Benedyktowicz, Ludomir, polnischer Maler, Zeichner, Schriftsteller und Schachspieler, Mitglied der „Münchner Schule“. 1868-72 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *15.8.1844 Świniary, †14.12.1926 Lemberg/Lwów (heute Lviv). Nach dem Schulabschluss in Warschau beginnt er eine Forstlehre. Als Partisan während des Januaraufstands 1863 verliert er beide Hände, muss seine Forstlehre aufgeben und beginnt ein Kunststudium in der Warschauer Zeichenklasse/Klasa Rysunkowa bei Wojciech Gerson (1831-1901). Aufgrund der politischen Verfolgungen nach dem Januaraufstand geht er zum Studium nach München. Am 24.10.1868 Eintritt in die Antikenklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium mit einem Stipendium der Warschauer Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych bei Hermann Anschütz (1802-1880), Sandór (Alexander von) Wagner (1838-1919) und Otto Seitz (1846-1912). Nach seiner Rückkehr nach Warschau 1873 besucht er die Grabstätten der während des Januaraufstands gefallenen Kameraden, wird wegen politischer Agitation verhaftet und kurzzeitig in der Warschauer Zitadelle inhaftiert. Nach seiner Freilassung setzt er noch im selben Jahr sein Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste Krakau/Akademia Sztuk Pięknych w Krakowie bei Jan Matejko (1838-1893) fort. 1876 heiratet er und eröffnet sein eigenes Atelier. Vor dem Ersten Weltkrieg übersiedelt er mit seiner Familie nach Lemberg. Während des Krieges dient er als Leutnant in der Armee. Nach dem Tod seiner Frau geht er 1916 in ein Veteranenheim. – B. malt idyllische Landschaften im Stil der von der Schule von Barbizon beeinflussten Münchner Freilichtmalerei, vor allem Waldmotive, Sonnenauf- und ‑untergänge, Dorfidyllen, Genrebilder, religiöse Szenen und Figurenbilder in Öl und Aquarell. In der freien Natur entstehen Zeichnungen von Landschaften und Baumgruppen als Studienmaterial. Als Schriftsteller veröffentlicht er drei Bände mit Gedichten über den Januaraufstand jeweils zum 40., 50., und 60 Jahrestag, außerdem 1902 ein Buch über den Maler Stanisław Witkiewicz (1851-1915) in dessen Funktion als Kunstkritiker. 1893 gründet er zusammen mit anderen den Krakauer Schachclub/Krakowski Klub Szachistów, dessen Präsident und Ehrenpräsident er wird. Seit seiner Übersiedlung nach Lemberg gehört er dem dortigen Schachclub Hetman an, dessen Ehrenmitglied er wird. Werke befinden sich in Lviv sowie in den Nationalmuseen von Krakau, Posen/Poznań und Warschau.
Gruppenausstellungen: 1870-1910 Krakau, 1875-1918 Lemberg: Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych
Literatur: Saur Allgemeines Künstlerlexikon, Band 9, München/Leipzig 1994, S. 32; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, S. 9, 29; Halina Ste̜pień: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1856-1914 (Studia z historii sztuki / Instytut Sztuki, Polska Akademia Nauk, 50), Warschau 2003; Egzotyczna Europa. Kraj urodzenia na płótnach polskich monachijczyków/Das exotische Europa. Heimatvisionen auf den Gemälden der polnischen Künstler in München, Ausst.-Kat. Suwałki 2015
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 02441 Ludwig Benedyktowicz, http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1868/matrikel-02441
Jacek Frankowski: L. Benedyktowicz - Powstaniec Styczniowy i wybitny pejzażysta (2010) auf: Album Polski, http://albumpolski.pl/artykul/l-benedyktowicz-powstaniec-styczniowy-i-wybitny-pejzazysta
Piotr Czartoryski-Sziler: Ludomir Benedyktowicz - malarz i leśnik, auf: Dla Polski, http://archiwum.dlapolski.pl/informacje/Czytaj-art-5364.html
Jacek Frankowski: Ludomir Benedyktowicz (2013), auf: Kurier Galicyjski, http://kuriergalicyjski.com/index.php/redakcjapoleca/1758-artysta-niezomny
Axel Feuß, März 2017