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Franz Hengsbach - Polenseelsorger, Bischof, Kardinal

Besuch von Kardinal Wojtyła bei Bischof Hengsbach in Essen (September 1978)

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  • Im Lager für polnische DP's in Augustdorf - Begrüßung von Weihbischof Hengsbach, Mai 1955
  • Franz Hengsbach - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" - In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.

    Franz Hengsbach - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku"

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.
Besuch von Kardinal Wojtyła bei Bischof Hengsbach in Essen (September 1978)
Besuch von Kardinal Wojtyła bei Bischof Hengsbach in Essen (September 1978)

Fast zwangsläufig richtet sich daher das Interesse auf die polnischen Geistlichen am Ausgang des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die mit ihrer Tätigkeit verbundenen Schwierigkeiten und Konflikte - letztere vor allem im Zusammenhang mit einer misstrauischen und subtil polenfeindlichen preußischen Staatsgewalt. Hier sind in erster Linie die polnischen Priester Josef Szotowski und Franz Liss zu nennen, die neben ihres pastoralen Wirkens auch die Pflege des Polentums und des nationalen Bewusstseins unter den ‚Ruhrpolen‘ als ihre Aufgabe ansahen. Dagegen finden jene deutschen Polenseelsorger, die aus dem Klerus der einheimischen Bistümer hervorgegangen waren kaum Beachtung, obwohl diese die Polenseelsorge mittrugen und nach dem Zweiten Weltkrieg nicht selten aufgrund dieser pastoralen Erfahrung zu entschiedenen Verfechtern und Wortführern deutsch-polnischer Versöhnung wurden.

Um die Seelsorge unter den immer zahlreicher immigrierenden polnischen Katholiken in Mittel- und Westdeutschland zu gewährleisten, richteten einige deutsche Diözesen in ihren Priesterseminaren Polnisch-Lektorate ein. Neben den Bistümern in den preußischen Ostprovinzen war es vor allem das Bistum Paderborn, das seine Seminaristen auf die religiöse Betreuung der polnischsprechenden Gläubigen vorbereitete. Geschuldet war dies u.a. der Tatsache, dass die Paderborner Ortskirche sowohl von der Polenzuwanderung in die Städte des westfälischen Teils des Ruhrgebiets als auch durch polnische Saisonarbeiter auf den landwirtschaftlichen Gütern Mitteldeutschlands tangiert betroffen war. Zugleich versuchte man auf diese Weise, eine politisch-nationale Agitation der Polenseelsorger zu unterbinden. Auch wenn die angehenden Paderborner Priester diese zusätzliche Qualifikation sowie den Polnischunterricht meist als lästig und nicht immer ernsthaft wahrnahmen, so konnte dennoch bis Ende der 1930er Jahre eine bemerkenswerte Dichte an einheimischen Polenseelsorgern ausgebildet werden, die haupt- oder nebenamtlich für die polnischen Katholiken in den Kirchengemeinden die Pastoral übernahmen. Dem Kreis dieser Seelsorger gehörten anfangs junge Kapläne an, von denen einige in der Folgezeit zu führenden Repräsentanten der Katholischen Kirche Deutschlands aufsteigen sollten, wie der spätere Bischof von Essen, Franz Hengsbach.

Franz Hengsbachs erste Begegnung mit den ‚Ruhrpolen‘ dürfte zu Beginn der 1920er Jahre in Gelsenkirchen-Schalke erfolgt sein, wo sein Onkel Konrad Hengsbach in der dortigen St. Joseph-Gemeinde, die einen hohen Anteil polnisch sprechender Mitglieder aufwies, als Pfarrer amtierte. Der Neffe folgte der Berufung des Onkels und wurde 1937 ebenfalls Priester. Im Paderborner Priesterseminar nahm Hengsbach die Möglichkeit wahr und lernte Polnisch, um auch die katholischen Polen in den Arbeitergemeinden des Reviers religiös betreuen zu können, was bereits an seiner ersten Wirkungsstätte in Herne-Baukau eintreten sollte, wo ihm u.a. die Verantwortung für die Seelsorge an den polnischen Katholiken übertragen wurde. Hengsbach berichtete später über diese Zeit: „Da ich in meinem Studium etwas Polnisch gelernt hatte, wurde ich zum – nebenamtlichen – Polenseelsorger ernannt. Meine Hauptaufgabe war, den polnisch sprechenden Pfarrangehörigen Gottesdienste in ihrer Muttersprache zu halten und ihnen in der Beheimatung in der Kirche zu helfen.“[1] Allerdings fand seine Tätigkeit als Polenseelsorger bald ein Ende, da mit Kriegsausbruch am 1. September 1939 jegliche spezielle Polenseelsorge verboten wurde. „Das heißt selbstverständlich nicht, daß die persönlichen Verbindungen, die sich bis dahin aufgebaut hatten, dann auch abgebrochen waren. Ich habe auch während der Kriegszeit noch viel persönliche Seelsorge an den Polen in unserer Gemeinde ausüben können.“[2] Dabei pflegte und verbesserte Hengsbach nicht nur seine Polnisch-Kenntnisse, sondern kam auch mit den Eigenarten und Formen der polnisch-katholischen Religiosität in Berührung – ein Fundus, der sich später als äußerst hilfreich erweisen sollte.

Hengsbach Zeitgenossen aus Herner Zeit assoziierten ihn noch Jahrzehnte später vielfach mit der Polenpastoral und verbanden ihre Erinnerungen an „den jungen Vikar mit der Polen-Seelsorge und polnischen Messen – mit polnischen Liedern und Predigten – auch noch in der Hitlerzeit, wo diese Institution freilich abgeschafft wurde“.[3] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Hengsbach an die Erzbischöfliche Kurie in Paderborn berufen und in der Folgezeit mit mehreren leitenden Aufgaben betraut, vor allem mit der Leitung des Seelsorgeamtes. 1953 zum Weihbischof konsekriert, war Hengsbach auch für die pastoralen Anliegen der Polen in seinem Bistum zuständig. Im Rahmen dieser Verantwortung besuchte er 1955 u. a. das Lager für polnische Displaced Persons in Augustdorf.

 

[1] Bistumsarchiv Essen (weiter: BAE), NL 1/1560, Vortrag von Bischof Hengsbach „Auf Schalke“ vom 25.07.1985, o. S.

[2] BAE, NL 1/1454, Interview von Krystyna Grzybowska mit Bischof Hengsbach für Radio Freies Europa (Transkript), ohne Datum (wahrscheinlich um 1988), o. S.

[3] Schüppen, Franz: Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991). Ein Bürger des Ruhrgebiets mit Herner Hintergrund, in: Binder, Bücher und ein Bischof. Streifzüge durch die Geschichte und Gegenwart von Wanne-Eickel und Herne (= Der Emscherbrücher, Bd. 14), hrsg. v. Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel, Herne 2008, S. 131.