Verband Polnischer Flüchtlinge in Deutschland (ZPU)
Gründung und Ziele der Organisation
1949 ging vom Forum des Zjednoczenie Polskiego Uchodźstwa Wojennego (ZPUW), dem Verband Polnischer Kriegsflüchtlinge in Paris, die Initiative aus, in der Bundesrepublik Deutschland aus den Trümmern des vorherigen Verbands eine neue zentrale Organisation zu schaffen, die zwischen den polnischen Funktionären und den Vertretungen politischer Parteien, etwa der Stronnictwo Narodowe (Nationale Partei), der Stronnictwo Pracy (Partei der Arbeit), der PPS (Polnische Sozialistische Partei), der Stronnictwo Ludowe „Wolność” (Volkspartei „Freiheit“) sowie den Anhängern Piłsudskis aus dem ehemaligen ONR (Nationalradikales Lager) und den Kombattanten vermitteln sollte. Vor allem aber sollte die neue Organisation nicht mehr auf einer institutionellen, sondern auf persönlicher Mitgliedschaft beruhen. Um diese Idee umzusetzen, berief der Exekutivausschuss des ZPUW eine Organisationskommission für den ZPU (Verband Polnischer Flüchtlinge in Deutschland) ein, deren vorrangige Aufgabe darin bestand, die Zuständigkeiten der neuen Organisation zu regeln, ihre territoriale Gliederung festzulegen und Vorstandswahlen herbeizuführen. Diese Initiative war basisdemokratisch motiviert. Der Kommission gehörten folgende Personen an: Edmund Hemmerling, Władysław Jaroszewski, Magister Jerzy Knothe, Stanisław Mikiciuk, Dipl.-Ing. Jerzy Skiba, Dr. Bolesław Janusz Zawalicz-Mowiński, Dr. Tadeusz Zgaiński und Dr. Stefan Zimmer. Sie verständigte sich auf Ortsgruppen als unterste Ebene der neuen Organisationstruktur. Die territoriale Gliederung sollte auf vier Bezirken beruhen: einem südöstlichen für Bayern mit Sitz in München, einem südwestlichen für Württemberg, Baden, Rheinland-Pfalz und Groß-Hessen mit Sitz in Herrenalb, einem nordöstlichen mit Sitz in Hannover und einem nordwestlichen mit Sitz in Essen. Die Kommission lud alle bestehenden Organisationen und ihre Mitglieder zum Beitritt zu diesem neuen Verband ein. Initiationstreffen für die neue Organisation fanden in München, Hannover, Karlsruhe und Essen statt.
Der Sommer 1951 war für die polnischen Flüchtlinge, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland aufhielten, eine Zeit voller Hoffnung. Dies lag unter anderem am Beitritt der Bundesrepublik zur Genfer Flüchtlingskonvention, die den Begriff des Flüchtlings, ihre Rechte und Pflichten, ihre rechtliche Stellung (darunter die Vereinsfreiheit), ihre Lebensumstände, ihre Verdienstmöglichkeiten und die soziale Fürsorge für Flüchtlinge definierte sowie die Arten der Dokumente und die Regularien für ihre Reisefreiheit innerhalb Europas festgelegt hat. Hoffnungen weckte aber auch die Schaffung einer zentralen Organisation, die ebenfalls zur Verbesserung der rechtlichen Stellung und des täglichen Lebens einer großen Zahl von Polen beitragen sollte.
Daraufhin berief die Organisationskommission Vollversammlungen der Delegierten aus allen vier Bezirken auf dem Gebiet der Bundesrepublik ein. Sie fanden Anfang Juli 1951 statt und dienten in erster Linie der Wahl von Vertretern der Bezirke in den Rat des ZPU. Nach vielen weiteren Vorkehrungen der Kommission wurde schließlich vom 28. bis zum 30. Juli 1951 in Höxter eine Tagung der Bezirksvertreter einberufen. Dies war die erste Zusammenkunft des Verbandsrates, anlässlich derer auch sein erster Vorstand gewählt wurde. Dabei handelte es sich zugleich um die letzte Sitzung der ZPU-Organisationskommission, die noch von der Pariser Organisation einberufenen worden war. Bei ihrer Gründung wurden der neuen Organisation insgesamt 117 Ortsgruppen aus vier Bezirken in ganz Westdeutschland unterstellt. Die Zahl der Mitglieder betrug in den ersten Monaten rund sechs Tausend und stieg bis Mai 1953 auf 6.649, während sie dann in den folgenden Jahren stetig sank. Erster Vorsitzender der neuen Organisation wurde Major Dr. Bolesław Zawalicz-Mowiński. Zu seinen Stellvertretern wurden Stanisław Mikiciuk, Edmund Hemmerling sowie Kazimierz Odrobny gewählt. Witold Szwabowicz wurde erster Sekretär des Verbands.