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Salzgitter

Monument
Das Monument in Salzgitter-Lebenstedt, dessen Sockelrelief an die Opfer der Arbeitslager erinnert

Sie wurden direkt von Beginn ihrer Ankunft an mittels spezieller polizeilicher Anordnungen diskriminiert sowie eingeschränkt und in mehreren Lagern auf dem Gebiet der stetig im Ausbau begriffenen Industriestadt untergebracht. In deren Umgebung wurde Eisenerz gefördert, es gab Vorkommen von Salz und anderen Mineralien und es existierten bereits Hütten und Fertigungsanlagen für Metallerzeugnisse, Maschinen und Gerätschaften für Bergwerke und die Stahlindustrie. Ab 1937 wurde die ganze Region auf die Rüstungsproduktion umgestellt. Die Versorgung mit Arbeitskräften gewährleisteten die Einheiten der Wehrmacht, die sich in ganz Europa verbreiteten, und die ihr folgende SS samt der gewaltigen Beamtenmaschinerie des Dritten Reiches.

Die Reichswerke wurden teilweise von Arbeitern aus Ländern gebaut, die Pakte mit Hitlerdeutschland hatten: Italiener und Rumänen, die nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges durch Zwangsarbeiter aus eroberten Staaten ersetzt wurden. Die Werke schufen die allermeisten Arbeitslager aus den bereits vorhandenen Barackensiedlungen für Gastarbeiter und waren praktisch von einem Ring aus Lagern umgeben. In dem Maße, wie immer ältere Jahrgänge der Deutschen an die Front geschickt wurden, wuchs der Bedarf an Arbeitskräften. 1941 arbeiteten bereits 70.000 Zwangsarbeiter für die Werke. Trotz der Errichtung dreier Außenlager des KZ Neuengamme und der Beschaffung billiger Arbeitskraft, wurden die Reihen der Arbeiter ständig mit weiteren Häftlingen und Zwangsarbeitern aufgestockt. Im Dezember 1943 waren einige Betriebe zu 90 Prozent mit unbezahlten Arbeitern besetzt, die Waffen und Munition produzierten.

Seit 1995 steht im Zentrum von Salzgitter-Lebenstedt das sogenannte Monument, eine von Professor Jürgen Weber entworfene und angefertigte Skulptur, die Momente der historischen Entwicklung und Veränderung der sehr jungen Stadt (Stadtrechte ab 1942) von einer landwirtschaftlichen Region hin zu einem der modernsten Orte Deutschlands darstellt. Die oben beschriebene Zeit versinnbildlicht der Sockel, auf dem vier Reliefs mit vier Daten zu sehen sind:

1937 KANONEN STATT BUTTER!

 

1939 POLEN MELDET EUCH FREIWILLIG ZUR ARBEIT IM GROßDEUTSCHEN REICH

 

1942 RÄDER MÜSSEN DREHEN FÜR DEN SIEG! WER DIE MASCHINEN BESCHÄDIGT WIRD MIT DEM TODE BESTRAFT

 

1945 JEDER KONTAKT MIT DEN HÄFTLINGEN IST VERBOTEN

 

Der Text auf einer ins Relief integrierten Tafel lautet:

 

1945 VIELE DEUTSCHE ARBEITERINNEN BRACHTEN DEN VERHUNGERNDEN HÄFTLINGEN HEIMLICH BROT. IM STRAFLAGER 21 MUSSTEN SIE DIES BÜSSEN. EINIGE STARBEN DORT.

 

Höhere Teile des Monuments zeigen die Nachkriegsjahre: die Ankunft neuer Einwohner – der Deutschen aus den ehemaligen Ostprovinzen – und den Neuanfang. Zudem wird auch der Protest und Kampf der Arbeiter gegen das Vorhaben der Siegermächte, die deutsche Schwerindustrie auseinanderzunehmen thematisiert. Bekrönt wir die Skulptur mit der Figur eines Eisengießers, der eine Probe aus einem Hochofen entnimmt.

Salzgitter ist heute eine moderne Industriestadt. Die zu jener Zeit auch von Zwangsarbeitern errichteten und gegenwärtig erneuerten Hüttenwerke sind weiterhin in Betrieb. Viele tausend Menschen, darunter 1.170 Polinnen und Polen, wurden auf mehreren Friedhöfen des städtischen Ballungsgebietes Salzgitters beerdigt. Der Bestattungsort von 51 polnischen Kriegsopfern ist nicht mehr ermittelbar.

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