Polnische Künstler in der Sammlung Marta Herford
Museum als Ort des Denkens von Gegenwart.
Werke polnischer Künstler in der Sammlung Marta Herford
„Ein Museum ist ‚ein Ort der Öffentlichkeit, an dem Forschung in Form von Kunstwerken jedem zugänglich ist’, ein ‚Ort des Denkens von Gegenwart’. Was dieses Diktum von Jean-Christophe Ammann aus dem Jahre 1993 für die jeweilige Institution und in sich stetig ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen konkret bedeutet, hat sich immer wieder neu zu beweisen. Gegenwart denken bedeutet im Museum vor allem eine nahezu bedingungslose Ausweitung der Mittel, eine Öffentlichkeit der Auseinandersetzung, die weit über die intellektuellen Möglichkeiten hinaus visuelle und generell körperliche Erfahrungen uneingeschränkt einbezieht.
Insofern sind Ausstellungen durchaus mit Laborsituationen vergleichbar, voller Risiken und Unwägbarkeiten, aber mit dem Potential ungeahnter neuer Erkenntnis. Hier werden Fragen ergebnisoffen in den Raum gestellt, Experimentierfelder eröffnet, auf denen die Gegenwart mit ästhetischen Mitteln zur Diskussion gestellt wird. Der große Unterscheid zur Wissenschaft aber besteht darin, dass die künstlerischen Labore mit weit geöffneten Türen arbeiten, dass hier Erfahrungsräume angeboten werden, die jeden Einzelnen zu einem aktiven Teil der Arbeit am Schnitt durch die Zeit machen. Vor diesem Hintergrund ist die Sammlung eines Museums eine Art kollektives Gedächtnis. Zeugnis dafür, wie eine Gesellschaft (sich) sieht und sehen will. Sie ist der Fundus kultureller Entwicklungen und Werte, aus dem jeweils neu für die Gegenwart geschöpft werden kann...“.[2]
Bemerkenswert in diesem Kontext ist, dass der Sammlung Marta sowohl die Fotos von Monika Czosnowska „Helena“, „Adrian“ und „Tibor“ aus ihren Werkzyklen „Novizen“ und „Portrait“ (2004) wie auch Gemälde von Wilhelm Sasnal, „The Table“ (1999) und „Explosion (1-3)“ ( 2001), gehören.
Monika Czosnowska, geboren 1977 in Stettin / Polen, studierte 1997-2004 an der Folkwang Universität der Künste in Essen bei Prof. Bernhard Prinz und Prof. Herta Wolf. Sie gehört zu den bekanntesten Vertretern der jungen Fotografie, die sich jenseits der Nationalitätenfragen mit dem Thema Porträt beschäftigt.
Wilhelm Sasnal, geboren 1972 in Tarnów / Polen, studierte anfangs Architektur in Krakau, wechselte jedoch zur dortigen Akademie der Schönen Künste, wo er Malerei bei Prof. Leszek Misiak studierte (Diplom 1999). Sasnal gehört seit Beginn des 21. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Vertretern der polnischen Kunst weltweit. Seine Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen, darunter im Tate Modern in London, dem Museum of Modern Art in New York, dem Kunsthaus Zürich, dem Centre national d’art et de culture Georges-Pompidou in Paris und im Centrum Sztuki Współczesnej Zamek Ujazdowski in Warschau.
Jacek Barski, Januar 2017
Weiterführende Informationen
Monika Czosnowska: http://www.monika-czosnowska.de
Wilhelm Sasnal: http://culture.pl/en/artist/wilhelm-sasnal